FC Augsburg:Nur der Pfosten rettet Klopps Liverpool gegen Augsburg

FC Augsburg v Liverpool - UEFA Europa League Round of 32: First Leg

Dong-Won Ji (r.) dürfte am Sonntag für den FC Augsburg stürmen.

(Foto: Matthias Hangst/Getty)

Von Kathrin Steinbichler, Augsburg

Jürgen Klopp hatte sich vorab bemüht, das Ganze herunter zu spielen. Er sei doch "gerade erst vier Monate weg", hatte der ehemalige Dortmunder Trainer vor diesem Abend beim FC Augsburg gesagt. Keine besondere Sache also, dieses Europa-League-Spiel. Er freue sich zwar, "nach Deutschland zu kommen, aber das ist Arbeit. Und es ist nicht so, dass ich darauf gewartet hätte". Als das 0:0 dann schließlich feststand, war Klopp am Spielfeldrand dann doch nachdenklich gestimmt.

Wie ein verlorener Sohn war der ehemalige Dortmunder und jetzige Liverpooler Trainer bei seiner Rückkehr nach Deutschland empfangen worden, noch wenige Stunden vor dem Anpfiff drängten Menschen ins Mannschaftshotel der Engländer in der Stadtmitte und baten Klopp, sobald sie ihn sahen, um ein Erinnerungsfoto. Und geduldig posierte der 48-Jährige fürs Fotoalbum der Augsburger.

Vor dem Anpfiff begrüßte er dann manch einen Augsburger Akteur mit einer inniglichen Umarmung. Markus Feulner etwa, der von 2009 bis 2011 für Klopp in Dortmund spielte und nun, nach dem Ausfall von Daniel Baier, beim FC Augsburg helfen sollte, das Liverpooler Offensivspiel im Keim zu ersticken. Doch Feulner sollte nicht die einzige ungewöhnliche Personalie sein, die sich FCA-Trainer Markus Weinzierl für den erstmaligen Vergleich mit einem englischen Klub hatte einfallen lassen.

Werner zurück in der Startelf

Neben Flügelspieler Tobias Werner, der nach langer Verletzungspause von Beginn an auf Linksaußen spielte, war es vor allem Halil Altintop, der etwas unerwartet den Vorzug im offensiven Mittelfeld bekam. Der 33-jährige Routinier gehört in dieser Saison nicht zur ersten Elf des FCA und zuletzt auch nur noch selten zu den Einwechselspielern.

Doch Weinzierl hatte bei der Aufstellung am Donnerstag offenbar bereits das Sonntagspiel der Schwaben bei Hannover 96 im Kopf. Das Duell gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf hat höchste Priorität für den FCA, und so schonte Weinzierl offenbar den einen oder anderen seiner Profis. Was nicht bedeutete, dass Augsburg halbherzig in die Partie startete - im Gegenteil.

"Wir sind klarer Außenseiter", hatte FCA-Kapitän Paul Verhaegh vorab erklärt, doch als solcher spielten die Augsburger munter auf. Schon nach drei Minuten eröffnete Raul Bobadilla nach einem ersten schwungvollen Angriff die Torschuss-Statistik, doch sein Aufsetzer ging weit übers Tor.

Liverpool hat Probleme mit unbequemen Augsburgern

Der FC Liverpool brauchte einige Minuten, um sich auf den FCA einzustellen, dann tanzte sich plötzlich Roberto Firmino ein erstes Mal mit einem Hüftwackler an der Strafraumgrenze frei (8.). Sein unplatzierter Schuss war für FCA-Torhüter Marwin Hitz jedoch eine sichere Beute. Klopps Mannschaft nahm jetzt mehr und mehr Fahrt auf und suchte das schnelle Direktspiel in die Spitze.

Immer wieder versuchte Firmino, mit dem deutschen Nationalspieler Emre Can zu rotieren, der neben Kapitän Jordan Henderson Liverpools Spielzentrale besetzte. Nach einem ersten Eckball der Reds kam Daniel Sturridge per Kopf an den Ball, doch auch diesmal hatte Hitz Glück, dass kein platzierter Torversuch dabei herauskam (13.).

Torwart Hitz verhindert ein Eigentor von Verhaegh

In der 22. Minute musste Hitz dann erstmals eine Rettungstat einstreuen, als Ragnar Klavan Sturridge in letzter Sekunde in den Schuss grätschte und den Ball gefährlich aufs Tor abfälschte. Erschrockener aber wirkte FCA-Trainer Weinzierl kurz darauf, vor allem im Hinblick auf die anstehende Bundesligapartie am Sonntag: Bobadilla griff sich erst an den hinteren Oberschenkelmuskel und musste dann ausgewechselt werden (23.).

Damit fehlte dem Spiel nun der mit sechs Toren bislang erfolgreichste Angreifer dieser Europa-League-Saison. Sollte der bullige Argentinier allerdings auch für das Kellerduell bei den Niedersachsen ausfallen, droht dem FCA Personalnot im Sturm: Neben dem eingewechselten Caiuby und Ji steht dann nur noch Winterzugang Alfred Finnbogason zur Verfügung.

Bis dahin übernahm es Alexander Esswein, für die gefährlichste Szene der ersten Hälfte zu sorgen: Erst schickte er Alberto Moreno mit einem Haken in die falsche Richtung, blieb dann aber mit seinem Schlenzer an Liverpools Schlussmann Simon Mignolet hängen (45.).

Nach dem Seitenwechsel suchten beide Teams öfter das Risiko, beide aber spielten ihre Angriffe oft erstaunlich unpräzise. Dass Liverpool die weit größere internationale Erfahrung hat, machte sich kaum bemerkbar. Hitz verhinderte mit einer Parade ein Eigentor von Verhaegh, Esswein scheiterte noch einmal an Mignolet (69.). Und dann traf Dong-Won Ji nach Flanke von Esswein gar den Pfosten (86.). Er gehe mit "angemessenem Respekt" in die Spiele gegen den FCA, hatte Klopp gesagt. Nach dem Hinspiel weiß sein Team, dass die Warnung des Chefs berechtigt war.

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