Süddeutsche Zeitung

Gladbach in der Europa League:Als wollte das Schicksal sagen: Ätsch!

  • Durch einen Gegentreffer in der Nachspielzeit gegen Basaksehir Istanbul scheidet Borussia Mönchengladbach aus der Europa League aus.
  • In den Spielen zuvor hatte Gladbach häufig von sehr späten Toren profitiert.
  • Hier geht es zu den Tabellen der Europa League.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Die abgedroschenste aller Weisheiten ist, dass sich im Fußball alles irgendwann wieder ausgleicht. Sollte darin auch nur ein Funke Wahrheit stecken, dann hätte Borussia Mönchengladbach nach drei Europa-League-Gruppenspielen mit zwei eigenen Treffern in der Nachspielzeit und einem dritten Nachspielzeittor durch einen auch noch unberechtigten Handelfmeter dem Schicksal im finalen Gruppenspiel eigentlich alles zurückzahlen müssen. Dann hätten sie durch ein Gegentor in der Nachspielzeit aus dem Wettbewerb ausscheiden müssen. Und - was sagt man dazu? - genau das ist tatsächlich passiert am späten Donnerstagabend. Es muss also etwas dran sein an einer metaphysischen Balance im Universum.

Um 22.50 Uhr hat die ausgleichende Gerechtigkeit im Borussia-Park zugeschlagen und die vom Schicksal zuvor so begünstigt erscheinenden Gladbacher Bundesliga-Tabellenführer aus der Europa League eliminiert. In der 91. Minute schoss der Stürmer Enzo Crivelli mit dem 2:1-Siegtreffer sein Team Basaksehir Istanbul in die Zwischenrunde und die Borussen aus dem Wettbewerb.

Ein Unentschieden hätte den Borussen zum Weiterkommen genügt, nachdem sie im zweiten Gruppenspiel in Istanbul den 1:1-Ausgleich in der 91. Minute erzielt hatten, nachdem sie im dritten Spiel bei AS Rom in der 95. Minute einen unberechtigten Handelfmeter zum 1:1-Endstand verwandeln durften und nachdem sie im vierten Gruppenspiel einen 2:1-Sieg durch ein Römer Eigentor und einen eigenen Treffer in der 95. Minute erwirkt hatten. Das waren in der Summe fünf Punkte durch, nun ja, glückliche Umstände.

Gladbach scheidet im Europapokal als einziges deutsches Team aus

Wobei gegen Treffer in der Nachspielzeit natürlich eigentlich gar nichts einzuwenden ist, die Nachspielzeit gehört ganz regulär dazu. Und doch bestand eben das Gefühl, dass die Gladbacher sich, anders als in der Bundesliga, durch ihre Europa-League-Gruppe ein bisschen hindurchlaviert haben. 1:0 führten sie nun am Donnerstagabend gegen Istanbul durch ein früh (33., Marcus Thuram) und schön herausgespieltes Tor, ehe die Türken durch einen späten Treffer zum Ende der ersten Halbzeit (44.) zunächst den Ausgleich markierten und in der ersten Minute der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer.

Die Gladbacher haben also binnen eines Spiels gleich zwei Mal einen späten Gegentreffer bekommen, da hat es das Schicksal wirklich übel mit ihnen gemeint. Hinzu kam, dass Thuram per Kopfball in der 92. Minute um ein Haar noch den 2:2-Ausgleich erzielt hätte, der dann wieder das Weiterkommen bedeutet hätte, doch klatschte sein Kopfball gegen den Pfosten. Es wirkte an diesem Abend, als wollte das Schicksal den Gladbachern in jeder Szene sagen: Ätsch!

Und so ist es nun so, dass von den sieben im Europapokal gestarteten deutschen Mannschaften sechs in den beiden Wettbewerben überwintern (Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig in der Champions League sowie Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und der VfL Wolfsburg in der Europa League) und als einziges Team der Tabellenführer der Bundesliga ausgeschieden ist.

"Das ist schwer zu akzeptieren", sagt Denis Zakaria

Die Gladbacher standen unter Schock am Donnerstagabend, sie brachten kaum einen Ton heraus hinterher, eigentlich hätte man sie auf den Boden legen und ihnen die Beine hochlagern müssen. "Das ist eine große Enttäuschung", sagte mit leerem Blick der Trainer Marco Rose. "Das ist verdammt bitter", sagte der kreidebleiche Angreifer Patrick Herrmann. "Das ist schwer zu akzeptieren", sagte der Mittelfeldspieler Denis Zakaria.

Gut für die Borussen, dass sie schon am Sonntag in Wolfsburg spielen müssen und am Mittwoch gegen Paderborn und nächsten Samstag bei Hertha BSC Berlin und dass sie in diesen drei Spielen die Chance haben, die Tabellenführung in der Bundesliga zu verteidigen und möglicherweise als Herbstmeister zu überwintern. Mal sehen, was das Schicksal zu diesen Gladbacher Plänen zu sagen hat.

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