Dank Timo Werner und dem ersten internationalen Zu-Null-Sieg darf sich RB Leipzig berechtigte Hoffnungen auf das Halbfinale der Europa League machen. Der deutsche Fußball-Vizemeister gewann das Viertelfinal-Hinspiel gegen die stark ersatzgeschwächte Mannschaft von Olympique Marseille mit 1:0 (1:0). Den einzigen Treffer einer intensiven und temporeichen Partie erzielte Torjäger Timo Werner in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit (45.+1) vor 34 043 Zuschauern in der heimischen Arena.
Ein Unentschieden würde den Leipzigern am Donnerstag kommender Woche beim Tabellendritten der französischen Ligue 1 zum Weiterkommen reichen. Auch eine Niederlage mit einem Tor Unterschied bei mindestens einem RB-Treffer wäre genug, um Rekord des FC Villarreal einzustellen. Die Spanier waren in der Saison 2003/2004 als bislang einziger Europapokal-Debütant in die Runde der besten vier Teams eingezogen.
Olympique Marseille:Ein Team gegen den Rest des Landes
Die Mittelmeer-Metropole wird in Frankreich von vielen belächelt. Doch nun vertritt einzig Olympique Marseille noch das Land im Europapokal. Gegen RB Leipzig geht es auch um ein politisches Statement.
Noch bevor das Attacke-Duell der beiden forsch aufspielenden Mannschaften angepfiffen wurde, ging RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff in der seit Monaten anhaltenden Diskussion um den Leipziger Coach in die Offensive. "Hasenhüttl wird in der kommenden Saison unser Trainer sein", sagte er dem Sender Sport1. Womöglich ja sogar als Europa-League-Sieger. Die Mannschaft des 50 Jahre alten Österreichers, der trotz Dreijahresvertrags bis Ende Juni 2019 als Kandidat beim FC Bayern und Borussia Dortmund gehandelt wurde, versuchte jedenfalls von Beginn an, dem weiteren Weg in der internationalen Premieren-Saison der Sachsen zu ebnen.
Allerdings zeigte sich ebenso von den ersten Minuten an, dass Gegner Marseille Probleme bereiten kann. Es dauerte nicht mal zehn Minuten, da musste RB-Keeper Peter Gulacsi nach einem Schuss von Kostas Mitroglu retten.
Bloß nicht wieder einen Treffer hinnehmen - das war die erste Vorgabe der Hausherren: 16 Gegentore in zuvor zehn Europokalspielen sollten reichen. Kurz vor dem Seitenwechsel hätte die Leipziger Bilanz beinahe einen weiteren Makel bekommen. Bouna Sarr traf mit einem hoch abspringenden Aufsetzer die Latte.
Doch in einer hektischen Schlussphase des ersten Abschnitts mit einer Schwalbe von Leipzigs Angreifer Jean-Kevin Augustin und zwei Rettungstaten durch RB-Torhüter Gulacsi gelang den vor dem Wechsel meist feldüberlegenen Gastgebern der Führungstreffer. Timo Werner erzielte das 1:0 nach einem Konter. Bis dahin hatten sich die Leipziger nur selten gegen die vom früheren Bundesliga-Profi Luiz Gustavo dirigierte OM-Abwehr durchsetzen können.
Mittelfeldspieler Diego Demme glänzend disponiert
Doch auch Marseille machte nach dem Seitenwechsel auf sich aufmerksam. Lucas Ocampos vergab freistehend aus kurzer Distanz (55.), Dimitri Payet schoss knapp übers Tor (56.). Doch die Sachsen gewannen anschließend wieder die Kontrolle über die Begegnung. Insbesondere der glänzend disponierte Mittelfeldspieler Diego Demme sorgte in der Defensive weitgehend für Stabilität. Doch als die Franzosen in der Nachspielzeit noch einmal aufkamen, zitterten sich die Leipziger zum Sieg.
Hasenhüttl sagte nach dem Spiel: "Das Ergebnis ist schon ein gutes für uns, denn es war wichtig, dass wir die Null hinten stehen haben. Wir haben nach der Halbzeit versucht das zweite Tor zumachen, was uns fast gelungen wäre. Insgesamt ist es kein Wunschergebnis, ein Tor mehr wäre noch besser gewesen. Aber ein 1:0 gegen Marseille zuhause ist ein Ergebnis, mit dem man leben kann."
Es gab doch drei weitere Spiele in der Europa League am Donnerstag. Der österreichische Meister FC Salzburg, der sich im Achtelfinale gegen Borussia Dortmund durchgesetzt hatte, unterlag bei Lazio Rom mit 2:4 (1:1). Damit müssen die Salzburger um die Halbfinal-Teilnahme fürchten. Anders als der FC Arsenal. Mit einem klaren 4:1 (4:1) Sieg gegen ZSKA Moskau hat der Klub einen großen Schritt in Richtung Halbfinale gemacht. Außerdem gewann Atlético Madrid, 2010 und 2012 Gewinner der Europa League, mit 2:0 (2:0) gegen Sporting Lissabon. Damit kamen die Spanier ihrem fünften Europapokal-Endspiel binnen acht Jahren ein großes Stück näher.