Europa League:Herrmann rettet schwache Gladbacher

Europa League: Patrick Herrmann traf in Istanbul.

Patrick Herrmann traf in Istanbul.

(Foto: AFP)

Lange spielt die Borussia in Istanbul gegen Basaksehir ohne Konzept, doch dann gelingt das 1:1. Wolfsburg kommt gegen St. Etienne zurück - Frankfurt erlebt Turbulenzen.

Ex-Nationalspieler Patrick Herrmann hat Borussia Mönchengladbach vor der zweiten Niederlage in der Europa League gerade noch bewahrt. Der eingewechselte Offensivspieler erzielte in der 90. Minute den Ausgleich zum 1:1 (0:0) beim Retortenclub Basaksehir Istanbul. Trotzdem muss die Bourussia um das angestrebte Weiterkommen in der Europa League bangen. Erstmals in dieser Saison konnte die Borussia beim erst 2014 gegründeten Lieblingsclub vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag ein Auswärtsspiel nicht gewinnen.

Immerhin gelang dank Herrmann ein Punkt, nachdem Basaksehir durch Edin Visca in Führung gegangen war (55.). Nach dem insgesamt schwachen Spiel stehen die Borussen aber wie schon 2012 nach zwei Gruppenspielen mit nur einem Punkt da. Vor sieben Jahren gelang noch der Einzug in die K.o.-Runde. Dafür müssten sich die Gladbacher aber schleunigst steigern. In drei Wochen muss das Team von Trainer Marco Rose beim AS Rom antreten.

Nach dem heftigen Europacup-Fehlstart hatte Trainer Rose einen Sieg in Istanbul gefordert. Die zuletzt starken Auswärtsauftritte sollten als Mutmacher dienen, taten sie aber nicht. Denn vor nur rund 5000 Zuschauern, davon gut ein Drittel aus Gladbach, war im Spiel der Borussia viel zu wenig Zielstrebigkeit und Schnelligkeit. Die Türken, bei denen viele alternde Ex-Internationale im Kader stehen, waren aggressiver und engagierter - und machten so ihre fußballerischen Nachteile wett.

In den ersten 45 Minuten kam die Borussia nur zu einer echten Torchance, als Marcus Thuram per Kopf an Keeper Mert Günok scheiterte (20.). Allerdings hatte der Bundesliga-Fünfte auch Pech, dass es kurz zuvor keinen Handelfmeter gab, als Ponck einen Schuss von Florian Neuhaus mit abgespreiztem Arm abwehrte. Den Videobeweis gibt es in der Gruppenphase der Europa League jedoch nicht.

Die besseren Möglichkeiten hatte jedoch Basaksehir, das von Erdogan mitgegründet wurde. Gladbachs Schlussmann Yann Sommer war aber bei einem gefährlichen Volleyschuss von Danijel Aleksic (3.) ebenso zur Stelle wie bei Versuchen von Visca (24.) und Irfan Kahveci (36.). Die rustikale Spielweise der Gastgeber beeindruckte nicht nur die Rose-Elf, sondern dezimierte sie auch. So musste Plea nach einem üblen Tritt von Enzo Crivelli vom Platz, für den Franzosen kam Altstar Raffael, der auch für ein bisschen Ordnung im Gladbacher Offensivspiel sorgte.

Die Nachlässigkeiten blieben aber und sollten im zweiten Durchgang bestraft werden. Nach einem unnötigen Ballverlust von Oscar Wendt, der wieder den Vorzug vor Neuzugang Ramy Bensebaini erhalten hatte, setzte Crivelli mit einem langen Ball Visca in Szene. Der Bosnier ließ sich die Chance nicht nehmen und schob den Ball an Sommer vorbei ins Tor. Doch in der letzten Minute schlug noch Herrmann aus kurzer Entfernung zu.

Wolfsburg holt wichtigen Punkt

Zwei Spiele, vier Punkte: Der VfL Wolfsburg bleibt in der Europa League auf Kurs. Der Mannschaft von Trainer Oliver Glasner genügte beim französischen Klub AS St. Etienne eine dürftige Leistung zu einem 1:1 (1:1), damit hat der VfL in Gruppe I weiter beste Chancen auf die Zwischenrunde.

Der brasilianische Außenverteidiger William (15.) traf nach feiner Vorarbeit von Maximilian Arnold per Kopf für den VfL. Timothee Kolodziejczak (13.) hatte die Franzosen nach einer verunglückten Faustabwehr von Wolfsburg-Keeper Pavao Pervan zunächst in Führung gebracht.

Mit dem Remis beim französischen Rekordmeister bauten die Wölfe eine imposante Serie aus: Unter Neu-Trainer Glasner haben sie in dieser Saison noch keines ihrer neun Pflichtspiele verloren. Weiter geht es für den VfL am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) mit dem Liga-Heimspiel gegen Union Berlin. Wenig Tempo, kein Spielfluss, kaum Torszenen: Vor 24.815 Zuschauern boten beide Teams über weite Strecken fußballerische Magerkost. Vor allem Wolfsburg beschränkte sich meist auf die Sicherung des eigenen Tores und geriet in der Schlussphase unter Druck.

Ohne den verletzten Torjäger Admir Mehmedi (muskuläre Probleme im Adduktorenbereich) legte Wolfsburg forsch los, wurde mit dem ersten Torschuss des Vorjahres-Vierten der französischen Ligue 1 aber kalt erwischt. Nach einer eigentlich harmlosen Flanke von rechts faustete VfL-Torhüter Pervan das Leder direkt vor die Füße von Kolodziejczak, der von der Strafraumkante problemlos einschob.

Fast im Gegenzug traf William nach punktgenauer Hereingabe von Maximilian Arnold per Kopf zum Ausgleich - und sorgte damit für den letzten sportlichen Höhepunkt einer ansonsten ziemlich mauen Partie. Für Aufregung sorgte einzig noch ein Ellenbogen-Schlag von St. Etiennes Robert Beric, der VfL-Verteidiger Jeffrey Bruma eine blutende Platzwunde am Kopf (39.) zufügte, dafür aber nur Gelb sah (40.).

Einen besonderen Abend erlebte Wolfsburgs Kapitän Josuha Guilavogui. Acht Jahre lang schnürte er seine Schuhe für den zehnmaligen französischen Meister, bevor er 2014 über Atletico Madrid zum VfL wechselte. Guilavogui spielte seit seinem 14. Lebensjahr in der Nachwuchsakademie von St. Etienne und debütierte dort später als Profi in der ersten Mannschaft. Im dritten Gruppenspiel trifft Wolfsburg, das zum Europacup-Auftakt den ukrainischen Klub PFK Olexandrija 3:1 besiegt hatte, am 24. Oktober auswärts auf das belgische Team KAA Gent.

Unschöne Szenen bei Frankfurt-Sieg

Trotz eines schwachen Auftritts hat Eintracht Frankfurt mit viel Glück den ersten Sieg in der Gruppenphase der Europa League gelandet. Beim von Krawallen begleiteten 1:0 (1:0) des Vorjahreshalbfinalisten bei Vitoria Guimarães avancierte Abwehrspieler Evan Ndicka am Donnerstag mit seinem Kopfballtor in der 36. Minute zum Matchwinner. Nach der 0:3-Auftaktpleite gegen den FC Arsenal ist der hessische Fußball-Bundesligist in der Gruppe F mit drei Punkten wieder auf Kurs, muss in den weiteren Gruppenspielen aber deutlich zulegen.

Die Frankfurter konnten sich auf ihrer nächsten Europa-Tour wie gewohnt auf die starke Unterstützung ihres Anhangs verlassen, rund 3000 Fans hatten die Reise nach Portugal angetreten. Dabei kam es allerdings zu unschönen Szenen im Eintracht-Block vor dem Spiel. Fans beider Mannschaften bewarfen sich kurz vor dem Anpfiff der Partie am Donnerstagabend gegenseitig mit Sitzschalen. Die Polizei räumte daraufhin einen Frankfurter Fanblock.

Das könnte Folgen haben. Die Hessen spielen schon seit letzter Saison unter Bewährung und waren erst unlängst von der Europäischen Fußball-Union wegen der Vorfälle im Playoff-Rückspiel gegen Racing Straßburg zu einer Geldstrafe in Höhe von 58 000 Euro und der Sperrung eines Blocks auf der Haupttribüne beim nächsten Gruppen-Heimspiel gegen Standard Lüttich verurteilt worden.

Ungeachtet der Vorkommnisse war die Mannschaft von Trainer Adi Hütter zunächst gleich auf der Höhe und hatte nach drei Minuten die große Chance zur Führung, als André Silva aus kurzer Entfernung den Ball über das Tor setzte. Zuvor hatte sein portugiesischer Landsmann Goncalo Pacienca den Ball erobert.

Auf der Gegenseite durfte sich Frederik Rönnow in seinem ersten Pflichtspiel seit fast einem Jahr bei zwei Distanzschüssen ein wenig Sicherheit holen. Der Däne rückte für den an der Schulter verletzten Nationaltorhüter Kevin Trapp zwischen die Pfosten und dürfte bis zur Winterpause die neue Nummer eins sein. In der 16. Minute wäre aber auch Rönnow geschlagen gewesen, als Leo Bonatini aus kurzer Entfernung den Innenpfosten traf. Den Nachschuss setzte Davidson über das Tor. Der Eintracht fehlte es an Kreativität und Tempo im Spiel, nur selten kamen die Hessen zu gefährlichen Abschlüssen wie beim Schuss von Erik Durm (30.). Also mussten es die Standards richten. Nach einer Ecke von Djibril Sow köpfte Ndicka zur Führung ein und markierte so sein erste Europapokal-Tor.

Im zweiten Durchgang erhöhte Guimaraes den Druck und brachte die Eintracht-Defensive zunehmend in die Bredouille. Entlastung gab es von den Frankfurtern in dieser Phase kaum mehr. Einzig die fehlende Durchschlagskraft der Portugiesen hielt die Hütter-Mannschaft im Spiel. Als Vitoria aufmachte, wäre der Eintracht fast das zweite Tor gelungen, doch der portugiesische Schlussmann Miguel Silva parierte zweimal großartig: Erst beim Schuss von André Silva (72.), dann beim Kopfball von Filip Kostic (75.).

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