Europa League:Elfmeter, Platzverweis und Abseitstor

Hannover 96 kassiert gegen UD Levante nach wenigen Minuten einen Feldverweis und einen Treffer, gleicht später per Strafstoß aus und schafft dann in Unterzahl den Siegtreffer. Bayer Leverkusen gewinnt glücklich in Rosenborg durch ein Tor des eingewechselten Stefan Kießling.

Hannover 96 - UD Levante

Jubel in Unterzahl: Didier Ya Konan und Steven Cherundolo freuen sich über den Siegtreffer von Ya Konan.

(Foto: dpa)

Mit toller Moral hat Hannover 96 in Unterzahl die Führung in seiner Europa-League-Gruppe übernommen. Der Fußball-Bundesligist feierte trotz der frühen Roten Karte von Verteidiger Karim Haggui (9. Minute) einen 2:1 (1:1)-Sieg gegen UD Levante. Szabolcs Huszti (21.) per Handelfmeter und Didier Ya Konan (49.) sorgten mit ihren Toren für den Erfolg vor 34.600 Zuschauern am Donnerstagabend. Michel (10.) hatte die spanischen Gäste mit einem verwandelten Foulelfmeter nach dem Haggui-Platzverweis in Führung gebracht.

Mit vier Punkten führt Hannover die Gruppe L nun an und kann relativ entspannt zur nächsten Partie am 25. Oktober nach Helsingborg fahren. Der erste Erfolg in der Europapokal-Gruppenphase gegen das Team aus der Primera Division war allerdings angesichts von mehr als 80 Minuten Unterzahl in einer zerfahrenen Partie hart erarbeitet.

"Das war ein wichtiger Schritt. Es war nach dem Elfmeter und dem Platzverweis schwierig, aber wir sind gut zurück gekommen. Das zeichnet uns aus", sagte 96-Profi Lars Stindl. Trainer Mirko Slomka ergänzte: "Wenn man fast 90 Minuten in Unterzahl spielt, dann ist man natürlich sehr zufrieden, wenn man nach Roter Karte und Strafstoß noch zurückkommt. Das war sehr bemerkenswert. Insgesamt war es eine starke Leistung der Mannschaft. Jetzt sind wir Gruppenerster, das war ein schönes Ziel für uns am heutigen Tag."

Schon nach zehn Minuten war das Offensiv-Konzept von Slomka über den Haufen geworfen. Hagguis Rempler gegen den ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig Theofanis Gekas wertete der nervös wirkende israelische Schiedsrichter Liran Liany als Notbremse und zückte Rot.

Michel verwandelte den fälligen Strafstoß sicher - und Slomka musste reagieren. Jan Schlaudraff ging raus, Felipe kam als neuer Defensivmann. Statt drei offensiven Kräften blieben in Ya Konan und dem genesenen Artur Sobiech nur noch zwei.

Auf dem von stundenlangen Regenfällen getränkten Rasen tat sich Hannover nach der Anfangsaufregung schwer - doch dann half ein erneuter Elfmeterpfiff. Vicente Iborra war auf dem rutschigen Untergrund mit dem Arm auf den Ball gerutscht. Huszti traf zum Ausgleich. Hannover kontrollierte die Partie nun auch in Unterzahl. Torchancen erspielten sich die Niedersachsen aber bis zur Pause nicht. Bei Levante musste der zweite ehemalige Bundesliga-Profi, Christian Lell, nach 33 Minuten mit einem zwickenden Oberschenkel raus.

Hannover störte sich auch nach der Pause nicht an der personellen Dezimierung und wurde belohnt. Nach einem Durcheinander im Levante- Strafraum schoss Ya Konan zur Führung ein. Die Spanier aus dem Vorort von Valencia mussten nun mutiger werden. Gekas (56.) scheiterte mit einem Kopfball am grandios reagierenden Ron-Robert Zieler im 96-Tor.

Zum Glück für Hannover zeigte sich der oft launische Grieche bei Schmuddelwetter von seiner phlegmatischen Seite - wenig später musste er raus. Huszti versuchte sein Glück noch mit einer Kunststoß-Ecke. Die Schlussphase überstand Hannover ohne Schaden.

Leverkusen gewinnt glücklich

Stefan Kießling hat Bayer Leverkusen vor einer weiteren Blamage in der Europa League bewahrt. Der ehemalige Nationalspieler schoss die Werkself am Donnerstagabend zum 1:0 (0:0) bei Rosenborg Trondheim (76.). Der Stürmer lenkte dabei einen Schuss von Sidney Sam mit dem Rücken ins Tor - stand dabei aber eigentlich im Abseits.

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Rade Prica kämpft mit Leverkusens Manuel Friedrich um den Ball.

(Foto: AFP)

Nach der enttäuschenden Nullnummer zum Gruppenauftakt gegen Metalist Charkow verdiente sich die Werkself vor 12.587 Zuschauern dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte den ersten Dreier dieser Europa League-Saison. Leverkusen kann damit in der Gruppe K wesentlich beruhigter zum nächsten Auswärtsspiel am 25. Oktober bei Rapid Wien reisen. Am Sonntag folgt der nächste Härtetest in der Bundesliga beim VfB Stuttgart.

"In der zweiten Halbzeit hat sich die bessere Mannschaft durchgesetzt. Wir waren geduldig, haben an unsere Chancen geglaubt, die dann auch gekommen sind, und so gewinnt man dann auch mal 1:0", sagte Bayers Sportdirektor Rudi Völler. Erneut musste sein Team viel Aufwand für das Erfolgserlebnis betreiben.

Leverkusens Trainerduo Sascha Lewandowski/Sami Hyypiä rotierte gleich vier Neue rein verglichen mit dem 2:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth - bei der Dreifach-Belastung Bundesliga, Pokal und Europa League soll der Kräfteverschleiß im Kader möglichst gleichmäßig verteilt werden. Vor allem das Startelf-Debüt des chilenischen Neuzugangs Junior Fernandez für Kießling überraschte. Renato Augusto bekam im offensiven Mittelfeld eine Bewährungschance, konnte diese aber nicht nutzen.

Nach dem jüngsten Aufschwung in der Bundesliga mit zuletzt sieben Punkten aus den vergangenen drei Begegnungen lief bei der Werkself in den ersten 45 Minuten vieles unrund. Eine spielerische Linie war kaum zu erkennen, Engagement, Laufbereitschaft und Passgenauigkeit ließen zu wünschen übrig. Zudem brachten Unkonzentriertheiten in der Abwehr dem keineswegs übermächtigen Gastgeber immer wieder in aussichtsreiche Situationen.

Der ehemalige Rostocker Rade Prica, der von 2002 bis 2006 84 Bundesliga-Partien für Hansa bestritt, tauchte gleich dreimal (4./31./44.) allein vor dem Leverkusener Tor auf - jedes Mal scheiterte er am starken Bayer-Keeper Bernd Leno. Aus dem Spiel heraus gelang Bayer relativ wenig. Zweimal wurde es nach Eckbällen aufregend. Beide Mal köpfte Innenverteidiger Manuel Friedrich, der in der Defensive Probleme mit Prica hatte, knapp vorbei (8./41.).

Viel zu selten kam Bayer in den gegnerischen Strafraum. So entstand die beste Chance vor der Pause auch durch einen Distanzschuss. Fernandez traf aus 20 Metern nur das Lattenkreuz. Mit wesentlich mehr Dringlichkeit und Zug zum Tor kam der Bundesliga-Siebte aus der Kabine.

Nach einem Klasse-Pass von Lars Bender vergab der blasse André Schürrle aus drei Metern die Führung (56.). Trondheim, erst über die Qualifikation in die Gruppenphase gerutscht, ging langsam die Luft aus, und das 1:0 war nur noch eine Frage der Zeit. Kießling, erst in der 75. Minute gekommen, wurde nur Sekunden später schließlich zum Matchwinner.

"Die Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit war entscheidend", sagte Trainer Sascha Lewandowski, "in der ersten Halbzeit waren wir zu passiv, zu langsam, nicht beherzt genug, da war zu wenig Tempo drin. Wichtig war, dass es uns gelungen ist, den Schalter umzulegen."

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