Süddeutsche Zeitung

Europa League:Schalke dankt dem Huckel

  • Im Rückspiel des Europa-League-Achtelfinales geht Borussia Mönchengladbach 2:0 in Führung - Mo Dahoud schießt ein Traumtor.
  • Doch dann kommt Schalke zurück, Leon Goretzkas Schuss wird durch einen Platzfehler unhaltbar.
  • "Glück hat der Tüchtige", meint Schalkes Trainer Markus Weinzierl.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Um 22.17 Uhr am Donnerstagabend hat nur noch wenig darauf hingedeutet, dass der FC Schalke 04 erstmals nach fünf Jahren wieder ins Viertelfinale eines europäischen Wettbewerbs einziehen sollte. 0:2 lagen die Schalker eingangs der zweiten Halbzeit im Achtelfinal-Rückspiel bei Borussia Mönchengladbach schon zurück, nach dem 1:1 im Hinspiel sah es gar nicht gut für sie aus. Doch sie kamen binnen 14 Minuten zurück, erzielten durch Leon Goretzka (54.) und einen Handelfmeter von Nabil Bentaleb (68.) zwei rettende Tore und standen mit dem 2:2 (0:2) am Ende wegen der Auswärtstor-Regel als Sieger zweier Unentschieden fest. An diesem Freitag wird ihr Klub in Nyon in einer von acht Loskugeln stehen.

Für Gladbach war die Partie bereits das 40. Pflichtspiel in dieser Saison. So viele hat kein anderer deutscher Profiklub bestritten. Auf Rang zwei folgt aber schon Schalke, das sein 38. Pflichtspiel absolvierte. Müdigkeit war den Akteuren, zumal zu so später Uhrzeit ab 21.05 Uhr, allerdings keine anzumerken, dazu ging es um zu viel. Der Engländer Mark Clattenburg, der im letzten Jahr EM-Finale und Champions-League-Endspiel gepfiffen hatte, leitete eine Begegnung, die in Nordrhein-Westfalen aber schon auch auf etwa diesem Niveau empfunden wurde.

Ein Hubbel auf dem neuen Rasen und ein streitbarer Handelfmeter sorgen für die Wende

Bei Gladbach fehlte wegen muskulärer Probleme Kapitän Lars Stindl, der wohl wichtigste Borusse, der in 35 Pflichtspielen 14 Tore erzielt und zwölf vorbereitet hatte. Die Gladbacher kamen zunächst aber auch ohne ihn zurecht. Der aufgerückte dänische Verteidiger Andreas Christensen ließ es zwar an Präzision mangeln, als er nahe des gegnerischen Torraums zum Schuss kam (26.), aber er hatte das Glück, dass Schalkes Benedikt Höwedes dem Ball mit der Brust eine gänzlich andere Richtung gab - und zwar die ins eigene Tor.

Nach diesem Gegentor forcierte Schalke seine Offensivbemühungen, doch die Gäste taten sich schwer, in Gladbachs Strafraum zu kommen. In der Nachspielzeit ließ sich Eric Maxim Choupo-Moting, statt einen Torschuss abzugeben, den Ball naiv von Christensen wegspitzeln, die Gladbacher konterten. Als Mahmoud Dahoud nahe am Strafraum an den Ball kam, ließ er den viel zu weit wegstehenden Johannes Geis mit einer einfachen Täuschung stehen und jagte die Kugel aus gut 20 Metern wuchtig über den vier Meter vorm Tor wartenden Keeper Ralf Fährmann ins Netz. Die Vorentscheidung?

Nein. Ein Huckel im frisch verlegten Gladbacher Rasen brachte die Schalker in der 54. Minute zurück ins Spiel, denn ein flacher, gar nicht so gefährlich aussehender Fernschuss von Goretzka sprang über den bereits zu Boden fallenden Torwart Yann Sommer hinweg. "Da muss man auch mal das Glück haben, dass der Ball dann reinhüpft", sagte Goretzka später. 14 Minuten später soll Dahoud der Ball im Strafraum an den Oberarm gesprungen sein, so sah es jedenfalls Clattenburg, und Bentaleb verwandelte den Strafstoß sicher. "Wenn ich Gladbacher wäre, würde ich mich darüber ärgern", sagte Schalkes Manager Christian Heidel.

"Für mich ist unstrittig, dass es kein Elfmeter ist. Wir haben zwei tolle Spiele gesehen, in denen wir unglücklich ausgeschieden sind", sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking. Sein Kollege Markus Weinzierl meinte: "Wir haben uns alles hart erarbeitet heute, Glück hat der Tüchtige."

Nach dem Elfmeter waren die Gladbacher am Zug, doch der wachsende Druck bei ablaufender Uhr malträtierte ihre Nerven. Ihrem Spiel kam die Klarheit abhanden, während die Schalker immer gefährlich blieben und um 22.56 Uhr nicht unverdient ins Viertelfinale einzogen.

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Quelle:
SZ vom 17.03.2017/schm
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