Euroleague:Brodeln in der Bude

Bayern spielt in Belgrad ums Weiterkommen. Um noch mehr hautnahe Unterstützung zu haben, verlegte Roter Stern die Partie in eine kleinere Halle.

Von Markus Schäflein

Basketball ist in Belgrad eine große Nummer. Dass nun das letzte und entscheidende Spiel der Euroleague- Vorrunde ansteht, hält die Stadt in Atem. Roter Stern hat ein Heimspiel gegen den FC Bayern München: Wer gewinnt, kommt weiter in die Zwischenrunde; wer verliert, ist raus und muss im Eurocup weitermachen. "Das Interesse ist so groß, da könnten sie 70 000 oder 80 000 Karten verkaufen", sagt Svetislav Pesic, der Trainer des FC Bayern, der 2008/09 und 2011/12 zwei Mal bei Roter Stern wirkte und sich zuletzt bei einem Besuch in Belgrad ein Bild der Lage machte.

Zum letzten Spiel der Vorrunde hat sich Roter Stern allerdings nicht die Kombank-Arena ausgesucht, in die rund 20 000 Menschen passen. Der Klub bevorzugt die kleine Pionir-Halle, in der die Mannschaft trainiert und die gerade einmal 8150 Zuschauer fasst. "Sie könnten viel mehr Kohle verdienen. Aber sie haben die Halle aus sportlichem Interesse gewählt", weiß Pesic. Die Belgrader setzen darauf, dass der harte Kern ihrer Anhänger die kleine Bude zum Brodeln bringt. "Das Spiel ist existenziell wichtig für sie", sagt Pesic. Auch die Bayern haben sich das Weiterkommen zum Ziel gesetzt, aber sie würden nicht auf die Idee kommen, es existenziell zu nennen.

Den ganz großen Druck sieht Pesic also beim Gegner; er will seine Mannschaft darauf vorbereiten, das mutmaßlich einschüchternde Drumherum so gut wie möglich auszublenden. "Wir werden versuchen, über Basketball zu sprechen und uns Richtung Basketball zu orientieren. Nicht Richtung Atmosphäre", sagt Pesic: "Wir haben einen Matchplan." Für den Trainer ist die zu erwartende Stimmung ohnehin "nicht so ein großes Problem wie die Entwicklung der Belgrader Mannschaft".

Roter Stern hat sein Team im Saisonverlauf auf wichtigen Positionen verstärkt: So stieß im Oktober der Forward Quincy Miller aus der amerikanischen Profiliga NBA dazu. Er zählt mit dem deutschen Nationalcenter Maik Zirbes und dem serbischen Nationalspieler Marko Simonovic, dessen Einsatz wegen einer Fußverletzung allerdings fraglich ist, zu den wichtigsten Akteuren.

Roter Stern konnte zuletzt Titelverteidiger Real Madrid und Khimki Moskau vor seiner enthusiastischen Heimkulisse besiegen, während die Bayern die Auswärtspartien in Moskau und Straßburg souverän gewannen. Nur im Falle eines Sieges von Straßburg in Madrid mit mindestens acht Punkten Vorsprung am Donnerstagabend wären die Bayern auch im Falle einer Niederlage in Belgrad weiter gewesen - aber den Gefallen konnten ihnen die Franzosen nicht tun: Sie unterlagen 65:97. Macht nichts, findet Pesic: "Wir haben in dieser Saison schon gezeigt, dass wir auswärts gegen die besten Mannschaften der Euroleague bestehen können." Er sieht seine Mannschaft "von der Qualität her auf dem gleichen Level" wie Roter Stern: "Wir müssen ruhig bleiben und an uns glauben, dann haben wir eine gute Chance."

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