Erste Saisonniederlage für den TSV 1860:Druckverlust im leeren Stadion

27 Jayson Breitenbach, Saarbrücken, erzielt das Tor zum 0-2 gegen 1 Marco Hiller,1860, Fussball, 3. Liga, TSV 1860 Münc

Rücksichtslos: Jayson Breitenbach (links) erzielt Saarbrückens 2:0 in München.

(Foto: Mladen Lackovic/imago images)

Die Münchner müssen sich dem Drittliga-Aufsteiger Saarbrücken 1:2 geschlagen geben. Obwohl weitgehend überlegen, offenbaren die Löwen beim Umschaltspiel Schwächen.

Von Christoph Leischwitz

Fast gar nichts erinnerte am Mittwochabend an den heißen Mai 2018, als diese beiden Mannschaften zum letzten Mal im Grünwalder Stadion aufeinandergetroffen waren: Nur sieben der 22 Startelf-Spieler waren übrig von der damaligen nervenaufreibenden Partie. Und vor allem gab es diesmal keine fanatischen Zuschauer, weder jene vom TSV 1860 München, noch jene vom 1. FC Saarbrücken. Im Mai ging es um den Aufstieg in die dritte Liga, die Münchner setzten sich in einem dramatischen Rückspiel durch, Saarbrücken folgte im vergangenen Sommer in den Profifußball. Jetzt handelte es sich um die Partie des Spitzenreiters gegen den Tabellendritten.

Doch mit zunehmender Spieldauer erinnerte dann doch einiges an die Relegation: Saarbrücken ging auch diesmal 2:0 in Führung, der TSV 1860 München fand wieder dank eines Foulelfmeters zurück ins Spiel - aber nun endete das Spiel nicht mit einem rettenden Unentschieden, sondern mit einer knappen, insgesamt unglücklichen 1:2 (0:2)-Niederlage für die Löwen.

Es war die erste Saisonniederlage für die Mannschaft von Michael Köllner. "Es war ein rassiges Spiel, aber wir haben in der ersten Halbzeit zu wenig Tempo ins Spiel gebracht", analysierte der Trainer.

Gerade einmal zwei Gegentore hatte der Aufsteiger in seinen ersten vier Spielen kassiert. Zunächst wurde nicht ganz ersichtlich, warum. Denn schon in der fünften Minute liefen in Sascha Mölders und Stefan Lex gleich zwei Angreifer alleine auf das Saarbrücker Tor zu. Mölders führte den Ball, legte quer auf seinen Mitspieler - und der schoss Torwart Daniel Batz an. Doch dann folgten bis zur Pause nur noch Distanzschüsse von Richard Neudecker und Quirin Moll. Saarbrückens Spieler hingegen zeigten, was sie unter konsequenter Verteidigung verstehen: Permanent klärten sie zu Eckbällen, die nichts einbrachten, sie ließen die Sechziger ins Abseits laufen oder droschen den Ball konsequent auf die leeren Sitzschalen auf der Gegengerade. Überaus zielgenau gaben sie sich allerdings vor dem gegnerischen Tor - zwei Chancen, zwei Tore: Zunächst traf Sebastian Jacob nach einem Freistoß aus dem linken Halbfeld per Kopf (14.), dann überwand Jayson Breitenbach Sechzigs Keeper Marco Hiller im Eins-gegen-eins (40.).

Dem Tor vorangegangen war eine der großen Schwächen der Sechziger an diesem Abend: Das Umschaltspiel wollte einfach nicht in den Gang kommen, in diesem Fall war der Ball schon früh verloren gegangen. Keine Schuld bei den Gegentreffern traf übrigens den 20-jährigen Leon Klassen, der für den gelb-rot-gesperrten Phillipp Steinhart in die Startelf gerückt war. Der TSV 1860 wirkte über weite Strecken überlegen, kam aber selten zu gefährlichen Abschlüssen. Typisch waren die beiden Schlussminuten vor der Halbzeit: Da schoben sich die Löwen den Ball zu, allerdings ohne jeglichen Raumgewinn. "Wir haben in der ersten Halbzeit nicht unser Gesicht gezeigt, das war miserabel", sagte Neudecker später.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit brachte Trainer Michael Köllner dann Martin Pusic für Lex ins Spiel - so früh war der neue Angreifer der Sechziger bisher noch nie eingewechselt worden. Sofort verlagerte sich die Partie in Richtung des Saarbrücker Strafraums. Nach einem schnellen Doppelpass durch das Zentrum war in der 51. Minute Erik Tallig freigespielt, und der wurde mit einer ungestümen Grätsche des Gäste-Kapitäns Bone Uaferro von den Beinen geholt. Uaferro ärgerte sich sichtlich über seine Aktion. Saarbrückens Trainer Lukas Kwasniok echauffierte sich später bei Magentasport darüber, dass Sechzigs Coach Köllner seinen Spieler als "doof" bezeichnet habe. "Doof war eher, was wir gespielt haben", antwortete Köllner auf Nachfrage. Ansonsten solle man in hitzigen Phasen aber auch nicht "jedes Wort auf die Goldwaage" legen. Quirin Moll jedenfalls dürfte all das egal gewesen sein, er traf mit einem beherzten Schuss zum 1:2.

Die Gastgeber näherten sich dem gegnerischen Tor mehr und mehr an. Neudecker verfehlte in der 56. Minute das Ziel nur knapp, Moll scheiterte mit einem Freistoß aufs Tor (69.), Dennis Dressel zögerte aus zehn Metern Entfernung einen Tick zu lange, sein Schuss wurde abgefälscht (82.). In der Schlussphase war Sechzig drückend überlegen, die Gäste schienen erschöpft zu sein. Eine sehenswerte Parade des starken Batz nach einem Schuss Neudeckers aus kurzer Distanz ließ die Münchner Funktionäre auf der Haupttribüne schier verzweifeln (86.). Köllner warf noch den Verteidiger Dennis Erdmann als dritten Stürmer ins Spiel, doch das 2:2 von damals wollte sich diesmal einfach nicht wiederholen. "Wir haben immensen Druck ausgeübt, aber viele Hochkaräter liegen lassen. Schade", sagte Köllner zum Abschluss.

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