Ernährung:Das Geheimnis der Schorle

Erfolg hat, wer am schnellsten rennt - und am besten trinkt.

Martina Guttenberger

Futuristisch sehen sie aus, die Gürtel mit den kleinen Plastikflaschen. Sorgfältig nebeneinander gesteckt und umgeschnallt, wackeln sie an den Taillen vieler Läufer beim Wettbewerb. Froschgrün oder quietschgelb schimmern die Fläschchen. Drinnen ist gewiss keine Apfelschorle. Schade. Denn Dieter Jeschke, Sportmediziner an der TU München, hält viel, von dem Allerweltsgetränk. "Das ideale Sportgetränk ist Apfelsaft verdünnt mit Wasser", sagt er: "Ein Drittel Apfelsaft, zwei Drittel Mineralwasser."

Wie Jeschke denken viele Wissenschaftler. Apfelschorle hat die Eigenschaften, die für den Ausdauersportler wichtig sind: Der Körper kann sie rasch aufnehmen. Sie enthält viel Kalium - ein Mineralstoff, der mit dem Schweiß verloren geht. Und Zucker, der verbrauchte Energie zurückbringt. Nur: Apfelschorle klingt wie Transuse. Brav und unspektakulär. Sie wirkt nicht auf Werbebannern. Viele bevorzugen deshalb Getränke, die ein "isoton", "sportlich" oder ein "energetisch" im Namen tragen.

Die teuren Getränke

Diese Produkte müssen keineswegs schlecht sein. In ihrer Zusammensetzung unterscheiden sie sich allerdings kaum von der Apfelschorle. Meistens. Teuerer aber sind sie immer, was Profifußballer vermutlich nicht weiter stört. Die Vereine haben Verträge mit Herstellern. Deshalb nuckeln die Spieler von 1860 München an isotonischen Getränken. Deshalb gibt es auch bei der SpVgg Unterhaching Sportgetränke. Zumindest bei Spielen. Im Training müssen sie sich schon mal mit Wasser begnügen, sagt Pressesprecher Markus Sieger.

Der Organismus der Fußballer hat über Jahre hinweg gelernt, wie er reagieren muss, wenn es anstrengend wird. Die Schweißdrüsen sondern weniger Mineralstoffe ab. Der Schweiß wird dünner - "hypoton", sagen Sportmediziner. Gerade die fehlenden Mineralstoffe machen aber vielen Breitensportlern zu schaffen. Magnesium, Kalium, Eisen, Zink und vermutlich auch Vitamine werden nicht mehr durch die Adern transportiert, sondern rinnen auf die Stirn. Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Koordinationsschwierigkeiten treten auf. Wer zwei Prozent seines Körpergewichts abschwitzt, muss bereits kämpfen. Das Laufen fällt schwerer, der Durst kommt und mit ihm die düsteren Gedanken: Warum tue ich mir das an? Zwei Prozent, das sind bei 75 Kilo Körpergewicht etwa 1,5 Liter. Marathonläufer verlieren auf den 42,195 Kilometern etwa vier Liter - sechs Prozent des Körpergewichts.

Viel trinken

Über den idealen Inhalt der Flasche sind sich die Experten vielleicht nicht einig, doch eines raten sie alle: Bei langen Distanzen und hohen Temperaturen muss der Freizeitläufer viel trinken, vor und während des Wettkampfes. Kleinere Mengen gelangen aus dem Verdauungstrakt direkt in die Blutbahn. Wer zu gierig ist, kann den Transport der Flüssigkeit verzögern. Das gilt auch für Sportler, die hypertone Getränke zu sich nehmen.

Fruchtsäfte, Energy Drinks, Limonaden oder Cola - pur getrunken - wirken wie Sand im Getriebe. Die Zusammensetzung ist so ungünstig, dass der Körper die Getränke verdünnt. Im Magen. "Wasser wird aus dem Darm hineingesogen", erklärt Jeschke. Wasser, das zur Kühlung benötigt würde. Denn Kühlung ist die wichtigste Funktion des Schwitzens. Sich bewegende Menschen produzieren eine Menge Wärme, egal, in welchem Element.

Schweiß gibt es deshalb auch bei Langstreckenschwimmern, die in greulich kalten Gewässern antreten. "Ab zwei Stunden", erzählt Christian Bartsch, der ehemalige Trainer von Weltmeisterin Peggy Büchse, "gibt es etwas zu Trinken". 200 bis 300 Milliliter werden vom Boot aus gereicht, in einem kleinen Becher, immer wieder, fünf bis sechs Stunden lang. Auch das Trinken im Wasser müssen die Schwimmer trainieren. Um die Flüssigkeit anzusetzen, haben sie gerade fünf Sekunden sie Zeit.

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