Ermittlungen gegen Karim Benzema:Ein Sexvideo, zwei Versionen

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Vor der Ankunft am Madrider Trainingszentrum: Karim Benzema (Foto: dpa)

Hat Real-Madrid-Profi Karim Benzema seinen Nationalmannschafts-Kollegen Mathieu Valbuena erpresst? Er will "nur einen freundschaftlichen Rat" gegeben haben - doch um seine Zukunft steht es nicht gut.

Von Christian Wernicke, Paris

Er ist dann einfach davongefahren. Am Donnerstagmittag war's, nach mehr als 24 Stunden in Polizeigewahrsam, nach Verhören bei der Kripo und im Büro der Untersuchungsrichterin. Karim Benzema, bisher berühmt als Fußballstar, ab sofort berüchtigt als mutmaßlicher Erpresser, hatte sich die Kapuze seines weißen Sweaters über den Kopf gezogen und war auf den Rücksitz eines schwarzen Mercedes geklettert. Kurz Vollgas, weg war er.

Von nun an ermittelt Frankreichs Justiz gegen den 27 Jahre alten Mittelstürmer von Real Madrid wegen des Verdachts der "Komplizenschaft bei einer versuchten Erpressung" und der "Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung". Für diese juristischen Tatbestände drohen Benzema im Falle einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Knast. Benzema, wegen früherer Eskapaden eh nie Liebling der Fans, muss zudem fürchten, dass Millionen Franzosen ihn künftig für ein Kameradenschwein halten. Opfer jener Erpressung, bei der er nachgeholfen haben soll, war nämlich Mathieu Valbuena, Wirbelwind im Mittelfeld von Olympique Lyon und Benzemas Kollege in der Nationalelf.

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Der französische Fußballer Karim Benzema hat eine Beteiligung an der Erpressungsaffäre um seinen Teamkollegen Mathieu Valbuena zugegeben. Er habe "einem Kindheitsfreund einen Gefallen" tun wollen.

Die vertrackte Geschichte dreht sich um ein peinliches Sexvideo. Eine Episode der Affäre hat sich sogar mitten im Trainingslager des französischen Fußballverbandes in Clairefontaine zugetragen: Anfang Oktober soll Benzema dem Sportsfreund Valbuena da vertraulich "unter Blauen" geraten haben, nur ja auf die Forderung von drei Erpressern einzugehen. Die Tatverdächtigen, allesamt verhaftet, hatten 150 000 Euro dafür verlangt, dass sie einen Mitschnitt von Valbuenas Sexspielchen mit seiner Freundin nicht vor der EM 2016 ins Internet stellen würden. Benzema schwört, er habe seinem Zuspieler "nur einen freundschaftlichen Rat" geben und keinerlei Druck ausüben wollen.

Die Ermittler deuten ihre Indizien anders. Nach deren Erkenntnissen begann die Affäre, als ein Kumpel Valbuenas im Sommer 2014 dessen altes Handy in die Finger bekam und das Sexvideo entdeckte. Gemeinsam mit zwei Komplizen unternahm der falsche Freund einen ersten Erpressungsversuch. Vergeblich, Valbuena ging zur Polizei, erstattete Anzeige. Aus dem Knast sollen die drei dann einen vierten Mittäter bemüht haben - einen zwielichtigen Freund aus Benzemas Kindheitstagen. Mitschnitte abgehörter Telefonate deuten darauf hin, dass Benzema sich als Helfershelfer einspannen ließ.

Das Strafverfahren stellt Benzema nun auch sportlich ins Abseits. Nationaltrainer Didier Deschamps berief am Donnerstag keinen der beiden in den Kader für das Länderspiel in der kommenden Woche gegen Deutschland: Benzema sei eh verletzt, und Valbuena, so bedauerte Deschamps, sei "nicht im besten psychologischen Zustand".

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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