Eric Maxim Choupo-Moting:Hochgelobt und arbeitslos

FC Schalke 04 - Darmstadt 98

Seit dem Sommer vereinslos: der Ex-Schalker Eric Maxim Choupo-Moting.

(Foto: dpa)
  • Der frühere Schalker Angreifer Eric Maxim Choupo-Moting ist seit Anfang Juli ohne Verein.
  • Sein Ex-Manager lobte ihn mehrfach - doch die Branche scheint Choupo-Moting zu misstrauen.
  • In Gelsenkirchen hätten sich manche mehr Ehrgeiz von ihm gewünscht.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Während die Mannschaft von Schalke 04 zurzeit das Ansehen der Bundesliga in Chinas Millionenstädten zu mehren versucht, hat Eric Maxim Choupo-Moting, 28, im niederbayrischen Ort Mengkofen Posten bezogen. Es ist nicht so, dass ihn sein Klub dorthin geschickt oder der neue Trainer Domenico Tedesco in seiner Reisegruppe keinen Platz gefunden hätte. Vielmehr gehört Choupo-Moting seit dem 1. Juli nicht mehr dem FC Schalke an, da sein Vertrag ausgelaufen ist, was allerdings nirgendwo annonciert und lediglich in speziell interessierten Kreisen wahrgenommen wurde.

Andere ausgediente Spieler wie Holger Badstuber, Klaas-Jan Huntelaar und Dennis Aogo hat Schalke mit Applaus und einem Blumenstrauß verabschiedet, Choupo-Moting dagegen ist einfach nicht mehr öffentlich vorgekommen, seitdem er Anfang April zum 4:1-Sieg gegen Wolfsburg zwei Torvorbereitungen beitrug und danach wegen einer Knieverletzung pausieren musste. In der Lokalpresse hieß es vor ein paar Wochen, Verein und Spieler hätten sich nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen können. Diese Formulierung darf aber als diplomatische Sprachregelung gelten.

Ein Fußballer mit außergewöhnlichen Qualitäten

Dass ein Verein und ein Spieler feststellen, nicht mehr zueinanderzupassen, das kommt häufiger vor. Es geht dann halt jeder seiner Wege. Aber dass der Weg von Eric Maxim Choupo-Moting geradewegs in die Vereinslosigkeit geführt hat, das ist schon erstaunlich. Denn Mr. Choupo, wie er sich auf seiner Instagram-Seite nennt, beziehungsweise Schuppo, wie er im Schalker Publikum gerufen wurde, ist ein Fußballer mit außergewöhnlichen Qualitäten.

Diese Auffassung vertritt auch Christian Heidel: "Es gibt fast nichts, was er nicht kann", hat Schalkes Manager unter anderem festgestellt. Zu gemeinsamen Mainzer Zeiten sagte Heidel sogar, er habe "noch nie einen Spieler mit solchem Potenzial gesehen". Dennoch hat Heidel weder in Mainz den Vertrag mit dem schnellen Angreifer verlängert noch jetzt in Schalke. Irgendwas scheint da also nicht zu stimmen.

Dieser Verdacht wird in der Branche offenbar geteilt. Die Bundesliga hat längst mit den Vorbereitungen für die neue Saison begonnen, die Kader der Mannschaften sind nun schon weitgehend komplett, selbst die üblichen Generalumbauten beim Hamburger SV befinden sich offenkundig im fortgeschrittenen Stadium. Aber wer immer noch keinen Verein in Deutschland gefunden hat, obwohl er dem Vernehmen nach dort weiterhin Fußball spielen will, das ist Mr. Choupo. Die Bild-Zeitung berichtete jetzt zwar von Interesse aus Mönchengladbach, doch die Wahrheit ist: Es gibt bei der Borussia in Mönchengladbach kein Interesse an dem Angreifer. Trotz 45 Toren und 22 Torvorlagen in 204 Ligaspielen, und trotz des Bonus, ablösefrei zu sein (wenngleich der Mann weiterhin seinen Preis hat).

Dass er sich neulich also fern der großen Fußballwelt in Mengkofen niederließ, folgte einer Initiative seines Managements. Die Firma Rogon organisierte in Niederbayern ein Trainingslager für ihre zurzeit stellungslosen Mandanten, darunter sind auch die bekannten Profis Jan Kirchhoff, Maximilian Beister, Roberto Hilbert und Dennis Aogo. Letzterer spielte zuletzt ebenfalls auf Schalke. Auf seiner Instagram-Seite veröffentlichte Choupo-Moting einen kleinen Film, der ihn am Rande des Bootcamps beim Ballhochhalten zeigt. Selbstredend springt ihm kein einziger Ball davon, sein technisches Vermögen ist nachgewiesen außergewöhnlich.

Er könnte vermutlich ein Torjäger sein, wenn er wirklich wollte

Choupo-Moting ist ein kultivierter Fußballer und ein moderner Mensch. Oder auch ein kultivierter Mensch und ein moderner Fußballer. Er interessiert sich für Musik, Mode, Kunst und Design und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf in einer geschmackvoll hergerichteten Wohnung, zu deren Gelingen Stilberater beigetragen haben. Fotos des Hausherrn am freistehenden Herd in der luxuriösen Küche gab es in der Zeitung zu sehen, jedoch nicht im Sport-, sondern im Lifestyle-Teil. Was vielleicht Teil des aktuellen Beschäftigungsproblems ist.

Die Vielfalt seiner Interessen wurde ihm auf Schalke von Herzen gegönnt, allerdings gab es in Gelsenkirchen auch Leute, die sich gewünscht hatten, dass er verdammt noch mal eine Portion seiner demonstrativen Lebensleichtigkeit gegen eine Portion demonstrativen Ehrgeiz eintauschen möge.

Letztlich ist es die logische Konsequenz, dass Choupo-Moting nun in Niederbayern den Ball jongliert, während Guido Burgstaller mit Schalke in China ist. Burgstaller besitzt zwar nicht halb so viel künstlerisches Geschick wie Choupo-Moting, verfügt aber über doppelt so viel Bereitschaft zum Kampfeifer. Das macht ihn unter anderem zum Torjäger, während Choupo-Moting als Stürmer vieles ist, aber kein Torjäger. Das Dumme ist: Er könnte vermutlich einer sein, wenn er wirklich wollte.

Gemäß den Dokumenten in seiner öffentlichen Selbstdarstellung ist Mr. Choupo nicht verzweifelt darüber, dass ihm die Branche misstraut. Er genießt das Dasein, materiell hat er keine Sorgen, gesellschaftlich muss er sich nicht als Außenseiter fühlen.

Unter den vereinslosen Profis ist er nicht der einzige prominente Fall im besten Alter, der Markt scheint auf bekannte Namen aber nicht viel Wert zu legen, selbst der Nationalspieler Holger Badstuber, 28, ist nach der Trennung vom FC Bayern noch nicht untergekommen, obwohl er als Innenverteidiger eine überall gesuchte Position vertritt. Mancher Verein setzt womöglich darauf, dass die prominenten Herren von ihren Promi-Gehaltsvorstellungen abrücken, je näher das Ende der Transferperiode rückt.

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