Erhard Wunderlich mit 55 Jahren gestorben:"So einer wird nur alle 100 Jahre geboren"

Erhard Wunderlich prägte den deutschen Handball zu einer Zeit, als sein Verein VfL Gummersbach Bundesliga und Pokal mit dominierte. Mit 21 Jahren wurde er bereits Weltmeister und wechselte 1983 zum finanzstarken FC Barcelona, bevor er für den Münchner Klub TSV Milbertshofen wieder in der Bundesliga auflief. Jetzt erlag der "Handballer des Jahrhunderts" einem Krebsleiden.

Seine Karriere in Bildern

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Erhard Wunderlich prägte den deutschen Handball zu einer Zeit, als sein Verein VfL Gummersbach Bundesliga und Pokal mit dominierte. Mit 21 Jahren wurde er bereits Weltmeister und wechselte 1983 zum finanzstarken FC Barcelona, bevor er für den Münchner Klub TSV Milbertshofen wieder in der Bundesliga auflief. Jetzt erlag der "Handballer des Jahrhunderts" einem Krebsleiden. Seine Karriere in Bildern.

Früher Höhepunkt einer noch jungen Karriere: 1978 gewann der 2,04 Meter große, in Augsburg geborene Erhard Wunderlich (Bildmitte) mit der deutschen Nationalmannschaft in Dänemark den Weltmeistertitel.

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Sein erster Trainer in der Auswahl des Deutschen Handball-Bunds (DHB) war Vlado Stenzel (rechts). Der sagte nach Wunderlichs Tod: "Ich bin tief geschockt. Ich wusste gar nicht, dass er krank war. Für mich war Erhard der beste Handballer aller Zeiten. So einer wird nur alle 100 Jahre geboren."

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Doch es war nicht der erste internationale Titel für den erst 21-jährigen Rückraumspieler. Wenige Wochen zuvor hatte er mit dem VfL Gummersbach bereits den Europapokal der Pokalsieger gewonnen (links im Bild Präsident Eugen Haas). Gegner im Finale von Dortmund war der jugoslawische Vertreter Željezničar Niš - 1979 folgte die Titelverteidigung.

Wunderlich spielte zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre beim Verein aus dem Bergischen Land. Haas war 1976 auf ihn aufmerksam geworden, weil das Talent - damals noch beim FC Augsburg spielend - dem VfL in einem Freundschaftsspiel zu viele Tore eingeschenkt hatte.

Damit begann eine lange, äußerst erfolgreiche Zeit, die unter anderem mit dem Gewinn des DHB-Pokals 1978, 1978, 1982 und 1983, sowie der Deutschen Meisterschaft 1982 und 1983 gekrönt wurde. 

Erhard Wunderlich

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Gegen RK Željezničar Sarajevo gewannen die Bergischen mit 23:14 das erste Finale des 1982 geschaffenen EHF-Pokals, bevor ...

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... 1983 schließlich der wichtigste Vereinstitel in Wunderlichs Karriere folgte. Zusammen mit Heiner Brand (re.) holte er den Europapokal der Landesmeister. Zu der Zeit galt er als bester Spieler der Welt. Brand spielte die gesamte Zeit an Wunderlichs Seite beim VfL Gummersbach - wie auch lange Zeit in der DHB-Auswahl. 

"Ich war sehr geschockt, als ich das gehört habe", sagte Brand nach dem Tod seines früheren Mannschaftskameraden. "Sepp (Wunderlichs Spitzname, Anm. d. Red.) war im Angriff das größte Talent, das wir je in Deutschland hatten. Er besaß ein unglaubliches Potenzial", sagte der ehemalige Bundestrainer und jetzige DHB-Manager.

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Bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1984 saß Brand bereits als Ko-Trainer auf der Bank, als Wunderlich - hier beim Siebenmeter-Wurf gegen die USA - mit der deutschen Auswahl die Silbermedaille gewann. 

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Im Verein hatten sich ihre Wege bereits davor getrennt, weil Wunderlich beim FC Barcelona einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten Vierjahres-Vertrag unterschrieb. Hier wurde das Bestreben des Spielers deutlich, sich für die Zeit nach seiner aktiven Laufbahn finanziell abzusichern und nicht auf das Gnadenbrot großzügiger Mäzene angewiesen zu sein.

Dennoch blieb er nur ein Jahr in Spanien, nicht ohne davor den nationalen Pokal und erneut den Europapokal der Pokalsieger gewonnen zu haben. Anschließend kehrte er nach ...

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... Deutschland in die Bundesliga zurück, wo er für den Münchner Verein TSV Milbertshofen auflief. Seine aktive Karriere beendete der Rückraumspieler 1991 beim VfL Bad Schwartau. Danach war er bis 1993 als Manager beim TSV Milbertshofen tätig. Nach dem Wiederaufstieg Bad Schwartaus übernahm er dort im Sommer 1993 die Aufgabe des Mannschaftsverantwortlichen, wurde aber ein halbes Jahr später entlassen. 2004 wurde er vom Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, Frank Bohmann, als Berater der Liga engagiert, später aber vom neuen Liga-Chef Bernd-Uwe Hildebrandt geschasst, weil er sich während der WM 2005 abfällig über das DHB-Team geäußert hatte.

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Wunderlich (links, während eines Trainingslagers der DHB-Auswahl 1983) galt schon während seiner Karriere als schwieriger Charakter, der Sonderrechte einforderte und immer wieder aneckte. 

Sein Kapitän in der Nationalmannschaft, Ulrich Roth (Mitte), sagte einmal über ihn: "Der Sepp ist kein sportliches Problem, sondern ein menschliches." Demgegenüber standen seine herausragenden Leistungen als Sportler, die ihm 1999 die Wahl zum "Handballer des Jahrhunderts" einbrachten. "Wunderlich ist für uns das, was Franz Beckenbauer für den Fußball ist", sagte der damalige HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann 2004.

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Am 4. Oktober 2012 starb Erhard Wunderlich im Alter von 55 Jahren, er erlag in einem Kölner Krankenhaus seinem Krebsleiden. Hier ist er 2001 im Rahmen eines Treffens der Weltmeistermannschaft von 1978 mit seinem langjährigen Weggefährten Heiner Brand zu sehen.

Der deutsche Handball hat durch seinen Tod eine seiner prägenden Persönlichkeiten verloren. Wunderlich wurde 1982 und 1983 Torschützenkönig in der Bundesliga, für die DHB-Auswahl warf er in 140 Länderspielen 504 Tore.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/sid/mane/hum
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