Erfolgreiches Ski-Wochenende des DSV:Tage der Glückseligkeit

Audi FIS World Cup - Men's Giant Slalom

Strahlender Überraschungsmann: Stefan Luitz wurde an diesem Wochenende Zweiter im Riesenslalom.

(Foto: Getty Images)

Das gab es seit 40 Jahren nicht mehr: Die deutschen Skirennfahrer erleben im Weltcup Erfolge wie selten. Erstmals seit langer Zeit schaffen die Männer zwei Podestplätze in technischen Disziplinen. Der 20-jährige Allgäuer Stefan Luitz verpasst sogar nur knapp den Sieg im Riesenslalom von Val d'Isère.

Von Michael Neudecker, Val d'Isère

Wolfgang Maier ist gesprungen, als es vorbei war, ziemlich hoch, trotz Skischuhen. "Das ist", sagt Maier, "ein geiles Gefühl", Maier strahlt, lacht, er freut sich immer noch, auch eine Stunde danach. Er steht im Zielraum von St. Moritz, das Rennen der Frauen ist gerade zu Ende gegangen, aber das ist es nicht, warum Maier so voller Glück ist; jedenfalls nicht nur das. Die deutschen Skirennfahrer erlebten ein Wochenende des Erfolgs, für Wolfgang Maier, den Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes wurde es: ein Wochenende der Glückseligkeit.

Zuerst schaffte Lena Dürr im Super-G von St. Moritz am Samstag trotz Startnummer 45 den 13. Platz, sie stieg in die Top 60 in dieser Disziplin auf und sicherte dem DSV einen zusätzlichen Startplatz; den fünften. Maria Höfl-Riesch als Fünfte, Viktoria Rebensburg als Sechste und Veronique Hronek als Zwölfte komplettierten das gute Ergebnis, und am Sonntag wurde es noch besser: Rebensburg wurde im Riesenslalom Zweite hinter der derzeit überragenden Tina Maze, Höfl-Riesch festigte mit Rang neun ihren zweiten Platz im Gesamtweltcup.

Natürlich habe sie sich über den Rückstand geärgert, sagt Rebensburg, "aber wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass ich acht Hundertstel hinter der Maze lande, hätte ich geantwortet: Ganz schön nah". Rebensburg, sagt Maier, habe getan, was man von einer Weltklasseathletin erwarten müsse: analysiert, weshalb ihr Rückstand in den ersten Rennen so groß war, und reagiert, sehr gut sei das.

Geradezu sporthistorisch aber war das, was Rebensburgs Kollegen gut 650 Kilometer entfernt gelang, in Val d'Isère. "Wow", sagt Maria Höfl-Riesch, die das Rennen im Zelt am Start in St. Moritz verfolgte, "mehr kann man dazu nicht sagen."

In Val d'Isère war ja schon der Samstag ein guter Tag für die Deutschen gewesen: Im Slalom belegte Felix Neureuther Rang zwei, geschlagen nur vom Franzosen Alexis Pinturault. Am Sonntag dann, im Riesenslalom, wurde Neureuther Vierter, es war das beste Riesenslalom-Ergebnis seiner Karriere, vor ihm lag ein Teamkollege, mit dem niemand gerechnet hatte, auch nicht er selbst: Der 20-jährige Allgäuer Stefan Luitz startete mit Nummer 35, nach dem ersten Durchgang war er 25., im zweiten Lauf aber fuhr er derart berauscht, dass einer nach dem anderen hinter ihm blieb.

Am Ende war Luitz Zweiter, hinter dem Österreicher Marcel Hirscher und vor dem Amerikaner Ted Ligety. "Unfassbar, ich kann es nicht glauben, ich kann es gar nicht fassen", stammelte Luitz. Es war der erste Podestplatz eines Deutschen im Riesenslalom seit Tobias Barnerssoi 1993 - zwei Podestplätze für deutsche Männer in technischen Bewerben an einem Wochenende gab es gar seit 1973 nicht mehr.

Gewiss, Luitz hätten die Schneeverhältnisse geholfen, sagt Maier, "aber die Gunst der Stunde muss man auch nutzen". Luitz hat das getan, auf beeindruckende Weise, er hat den deutschen Skirennfahrern ein Hochgefühl beschert, das ihnen nach den Verletzungen und Rückschlägen der vergangenen Wochen guttun dürfte. "Das", sagte Felix Neureuther euphorisiert, "ist einer der größten Feiertage der vergangenen Jahre."

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