Eishockey:Jeder kann mit jedem spielen

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Häufig Grund zum Jubeln: Daniel Schmölz und seine Kollegen. (Foto: Hettich/Fotostand/Imago)

Dem ERC Ingolstadt gelingt der beste Saisonstart seiner DEL-Geschichte. Neu ist die Präsenz vor dem gegnerischen Tor, für die der aus Nürnberg gekommene Daniel Schmölz steht. Nun steht der Klub vor einem weiteren Rekord.

Von Christian Bernhard

Daniel Schmölz hat dieser Tage gute Laune. Die Art und Weise, „wie wir aktuell die Spiele gewinnen, macht schon sehr viel Spaß“, findet der Stürmer des ERC Ingolstadt. Am vergangenen Sonntag gewannen die Oberbayern eindrucksvoll mit 3:1 Toren bei den Adlern Mannheim, es war der sechste Sieg in Serie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), der ihnen nicht nur weiterhin Platz eins, sondern auch den besten Saisonstart ihrer DEL-Geschichte bescherte.

Neu ist die ERC-Präsenz vor dem gegnerischen Tor, für die stellvertretend Schmölz steht, der aus Nürnberg geholt wurde. Der 32-Jährige nimmt den Torhütern oft die Sicht und hat einen hervorragenden Instinkt für Abpraller, Nachschüsse und Abfälscher – für die Situationen also, die gerne mal zu sogenannten dreckigen Toren führen. Solch ein Spielertyp hat dem ERC gefehlt, was Schmölz am vergangenen Wochenende unter Beweis stellte: Sowohl in Mannheim als auch beim 4:3-Heimsieg gegen die Düsseldorfer EG erzielte er den spielentscheidenden Treffer. Die neue Ingolstädter Zielstrebigkeit lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: Kein Team hat bisher mehr Schüsse aus dem sogenannten Slot, der gefährlichsten Zone direkt vor dem gegnerischen Kasten, verbucht.

Das Ingolstädter Hauptaugenmerk liegt aber weiterhin auf einem spielerischen, auf Scheibenbesitz, Schnelligkeit und Kreativität basierenden Ansatz. Den haben auch die neuen Angreifer Myles Powell (neun Scorerpunkte) und Kenny Agostino (sechs Scorerpunkte) schnell verinnerlicht. Es mache „richtig Bock mit dieser Mannschaft“, sagt Leon Hüttl, der sich eifrig am ERC-Spaß beteiligt und mit sieben Scorerpunkten der offensiv stärkste Verteidiger der Liga ist. Das, was Schmölz gelegentlich aufblitzen sieht („Manchmal müssen wir aufpassen, dass wir nicht in Schönheit sterben“), kommt noch kaum zum Tragen.

Sportdirektor Tim Regan hat den Kader über den Sommer tiefer bestückt als noch in den Jahren zuvor. Bereits zehn Ausländerlizenzen wurden vergeben, was dazu führt, dass pro Spieltag einer dieser zehn Spieler auf der Tribüne Platz nehmen muss, da in der DEL nur neun ausländische Spieler pro Partie spielberechtigt sind. Der ausgeprägtere Konkurrenzkampf macht sich aktuell bezahlt. „Die Breite und Ausgeglichenheit im Kader ist einer unserer großen Trümpfe“, sagt Schmölz. „Wir haben uns das Selbstvertrauen und das Selbstverständnis erarbeitet, dass jeder mit jedem spielen kann.“

Trainer Mark French ist wegen des tiefen Kaders als guter Moderator gefragt

Ein weiterer Vorteil des tieferen Kaders besteht darin, dass einige Vielspieler der vergangenen Jahre nicht mehr so viel auf dem Eis stehen müssen. Das beste Beispiel dafür ist Verteidiger Mat Bodie: Der 34-jährige Kanadier war in der vergangenen DEL-Spielzeit der Spieler mit der zweithöchsten Eiszeit, im Schnitt knapp 26 Minuten pro Partie. Diese Saison hat Bodie drei Minuten Eiszeit weniger pro Spiel, weil Regan sich dazu entschieden hat, in der Abwehr auf drei und nicht mehr nur zwei ausländische Spieler zu setzen. Bodie und Hüttl haben in Morgan Ellis und Alex Breton zwei erfahrene kanadische Verteidiger dazubekommen, die im Durchschnitt auch auf mehr als 20 Minuten Eiszeit pro Partie kommen. Davon profitieren Bodie, Hüttl und Kapitän Fabio Wagner. Ein tiefer Kader bedeutet aber auch, dass Trainer Mark French als guter Moderator gefragt ist, denn vor jeder Partie muss er jetzt mehr Spielern mitteilen, dass für sie nur Platz auf der Tribüne ist. Die Spieler wüssten um die Situation, „wir versuchen bestmöglich damit umzugehen“, sagt Angreifer Enrico Henriquez Morales, der erst dreimal zum Einsatz kam, aber auch schon traf.

Auch die Balance zwischen Offensive und Defensive passt derzeit. In Mannheim überzeugte der ERC mit einem kompakten, leidenschaftlichem Auftritt ohne Scheibe, allein Hüttl blockte fünf Schüsse. Dazu passt, dass die Ingolstädter in den ersten sieben Saisonspielen ligaweit die wenigsten gegnerischen Schüsse zugelassen haben. Deshalb gehen sie mit viel Selbstvertrauen in die zwei Spiele des Wochenendes. Und mit der Aussicht auf einen weiteren Rekord: Sollten sie auch gegen Wolfsburg (Freitag, 19.30 Uhr) und am Sonntag in Köln gewinnen, würden sie die längste ERC-Siegesserie in der DEL egalisieren.

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