Eishockey:„Wir haben so viele Jungs, die den Job erledigen können“

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Bester ERC-Scorer mit 22 Punkten: Verteidiger Alex Breton (vorne). (Foto: Sven Laegler/Eibner/Imago)

DEL-Tabellenführer ERC Ingolstadt hat zuletzt sieben Spiele in Serie gewonnen. Entscheidend ist die Vielfalt im Offensivangebot: Gleich fünf Spieler haben bereits mindestens 19 Scorerpunkte auf dem Konto.

Von Christian Bernhard

Als es brenzlig wurde, tat Daniel Schmölz wieder einmal Daniel-Schmölz-Dinge. Mit dem Rücken zum gegnerischen Tor fälschte der Stürmer des ERC Ingolstadt am Donnerstag kurz vor Spielende die Scheibe erfolgreich ab, Tore dieser Art liefert er nunmehr seit Jahren verlässlich in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Dem späten Treffer zum 4:4 ließ er in der Auswärtspartie bei den Schwenninger Wild Wings auch noch den entscheidenden zum 5:4-Sieg nach Verlängerung folgen, es war sein dritter des Abends.

Der Comeback-Erfolg im Schwarzwald war der siebte Sieg in Serie für die Ingolstädter, die damit die DEL-Tabellenführung verteidigten. Zurückgeholt hatten sie sich diese eine Woche zuvor, dank eines beeindruckenden 4:0-Auswärtserfolges beim damaligen Primus und aktuellen Meister, den Eisbären Berlin. „Wir spielen zurzeit mit Selbstvertrauen“, sagte Schmölz am Donnerstag. „Wir sind topfit und kriegen es im letzten Drittel dann immer irgendwie hin“. Das, betonte der Stürmer, mache eine Spitzenmannschaft aus.

Die Gründe für den ERC-Lauf sind vielfältig, über allem steht aktuell aber die Leichtigkeit, mit der die Oberbayern Torgefahr erzeugen. 31 Tore erzielten sie allein in den vergangenen sechs Spielen, und das auch gegen starke Konkurrenten wie eben Berlin, Köln oder Straubing. Schwenningens Trainer Steve Walker beschrieb die beste Offensive der Liga so: Der ERC sei ein „läuferisch elitäres“ Team, „das viel Offensive kreiert“.

Das sahen unterlegene Kollegen jüngst ähnlich. DEG-Coach Steven Reinprecht unterstrich nach der 1:7-Pleite seiner Mannschaft am vergangenen Sonntag in Ingolstadt, der ERC sei hervorragend darin, von Defensive zu Offensive zu wechseln. Das Umschaltspiel, betonte er, sei das beste der Liga. „Und sie haben die Spieler, um das zu finalisieren.“ Entscheidend ist dabei „die Spieler“, denn damit wäre man bei der Vielfalt im Ingolstädter Offensivangebot. Gleich fünf ERC-Spieler haben bereits 19 Scorerpunkte oder mehr auf dem Konto, sprich im Schnitt fast oder exakt einen Punkt pro Spiel: Verteidiger Alex Breton (22 Scorerpunkte), Austen Keating und Myles Powell (jeweils 21), Schmölz (20) sowie Wayne Simpson (19). Dazu kommen die neun Tore des 23-jährigen Philipp Krauß oder die 13 Torvorlagen von Verteidiger Leon Hüttl. Simpson sagt: „Wir haben so viele Jungs, die den Job für uns erledigen können. Das kann jeden Abend eine andere Reihe sein.“

„Jeder hat Spaß. Dann kommt man in so einen Flow“, sagt Johannes Krauß

So war es auch am Donnerstag in Schwenningen, bis auf Drei-Tore-Mann Schmölz sammelte von den genannten Spielern nur Simpson einen Assist. Den Rest erledigten diesmal Sam Ruopp oder Noah Dunham (jeweils zwei Scorerpunkte). Johannes, der jüngere der Krauß-Brüder, beschrieb die ERC-Gemütslage kürzlich bei Magentasport so: „Jeder hat Spaß. Dann kommt man in so einen Flow.“

Der Mann, der dieses schnelle und offensive Eishockey propagiert, ist Trainer Mark French. Der Kanadier weiß, wie man erfolgreiche Teams formt, er hat den Klub in der vorvergangenen Saison erst auf Rang zwei der Hauptrunde und dann ins Playoff-Endspiel gegen den EHC Red Bull München geführt, in dem sich die Münchner durchsetzten. Gewohnt ruhig und analytisch gibt sich der studierte Psychologe auch in dieser Saison. Als Trainer hat er das Ganze im Blick, und da dürfte ihm besonders gefallen, dass auch die Defensive zuletzt sehr verlässlich war. Die Umschaltbewegung funktioniert nämlich auch in die andere Richtung, keine DEL-Mannschaft lässt so wenige gegnerische Schüsse zu wie der ERC. Und was einen Trainer auch immer freut: Trotz des Erfolgslaufs mangelt es bei den Ingolstädtern nicht an Spielsituationen, in denen noch ordentlich Verbesserungsbedarf herrscht. Speziell im Unterzahlspiel, das in Schwenningen zweimal überwunden wurde und das statistisch zu den schlechtesten der Liga gehört.

Der letzte unbelohnte Auftritt liegt mittlerweile knapp eineinhalb Monate zurück, damals musste der ERC eine 1:5-Niederlage in München verkraften. Es war das bislang letzte Spiel, in dem die Ingolstädter ohne Punkte blieben. Am Sonntag sind sie wieder in der neuen Münchner Arena zu Gast (16.30 Uhr). Doch anders als Ende Oktober, als die Münchner in der Tabelle nur zwei Zähler hinter dem ERC lagen, ist der Ingolstädter Vorsprung auf den Meister von 2023 mittlerweile zweistellig.

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