Entwicklungen bei der Fifa:Blatter gibt sich kämpferisch - und droht seinen Gegnern

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Alles fein, alles okay: Sepp Blatter sieht keine Veranlassung große Veränderungen bei der Fifa. (Foto: REUTERS)
  • Ermittlungen gegen Fifa-Funktionäre? Kein Problem, sagt Sepp Blatter. Der Fifa-Boss bekräftigt, dass er nichts zu befürchten habe.
  • Dafür teilt er kräftig gegen seine Kontrahenten aus - und schwört die Uefa auf eine Einheit mit seinem Verband ein.
  • Lesen Sie hier im Einzelnen, wie Blatter am Vormittag auf einer Pressekonferenz auftrat.
  • Hier kommentiert SZ-Experte Thomas Kistner die Geschehnisse bei der Fifa - und schlägt einen Lösungsansatz vor.

Trotz seiner umstrittenen Wiederwahl als Fifa-Chef erwartet Joseph Blatter keinen endgültigen Bruch mit der Europäischen Fußball-Union. "Die Uefa gehört zur Fifa, sie brauchen die Fifa und die Fifa braucht die Uefa", sagte der Präsident des Weltverbands am Samstag in Zürich. Auf der Sitzung des Fifa-Exekutivkomitees habe einer der europäischen Vertreter zuvor erklärt, die beiden Dachverbände müssten sich "zusammenraufen".

Die Uefa hatte sich vor dem Fifa-Kongress klar gegen Blatter positioniert und dessen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein unterstützt. Uefa-Präsident Michel Platini hatte Blatter nach dem jüngsten Korruptionsskandal zum Rücktritt aufgefordert und sogar mit einem WM-Boykott gedroht. "Wir müssen die WM immer schützen", sagte Blatter dazu. Die Weltmeisterschaften seien eine Haupteinnahmequelle.

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Von Jonas Beckenkamp

Kritik übte Blatter am Verzicht des Engländers David Gill auf den Sitz in der Fifa-Exekutive. Der frühere Club-Direktor von Manchester United war als Fifa-Vize gewählt worden, tritt das Amt aber aus Protest gegen Blatter nicht an. "Wenn man gewählt ist, muss man Verantwortung übernehmen", sagte Blatter. Es gehe nicht an, dass man einfach nicht erscheine. Über seine Gründe habe ihn Gill nicht informiert, erklärte der Schweizer.

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Er selbst sieht sich im Zuge der Ermittlungen gegen Fußball-Spitzenfunktionäre nicht in Gefahr. "Wenn jemand Untersuchungen anstellt, dann hat er gutes Recht, dies anzustellen. Wenn es nach Völkerrecht getan wird, habe ich keine Sorgen, insbesondere nicht zu meiner Person", sagte er. Vor dem Fifa-Kongress waren mehrere Top-Funktionäre wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Blatter betonte erneut, es handle sich um Einzeltäter. "Ich war nicht beteiligt", sagte der 79-Jährige.

Die US-Justizbehörden schreiben in ihrer Anklageschrift gegen 14 Personen, dass im Zuge der Bewerbung Südafrikas für die WM 2010 ein hochrangiger Fifa-Funktionär angewiesen hätte, dass zehn Millionen Dollar von einem Fifa-Konto in der Schweiz auf ein US-Konto fließen. Das Geld landete auf Konten, die vom damaligen Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner kontrolliert worden sein sollen. "Ich nehme keine Stellung zu den Anklagen. Wenn das jetzt irgendwo untersucht wird, sollen die Untersuchungen abgeschlossen werden", sagte Blatter auf die Frage, ob er die Identität des Fifa-Funktionärs kenne. "Ich kann nur sagen, dass ich es nicht war." Auf eine Nachfrage, ob er selbst Sorge habe, verhaftet zu werden, antwortete er lapidar: "Verhaftet, wofür? Nächste Frage."

Die Aufregung um den Fußball-Weltverband findet dennoch kein Ende. Aus Sicht der Justiz deutet sich an, dass die Fifa und ihre Schattenmänner weiter untersucht werden. Der Chef der US-Steuerfahndung geht von weiteren Anklagen im Korruptionsskandal aus. Nach einem Bericht der New York Times sagte Richard Weber: "Ich bin ziemlich sicher, dass wir eine weitere Runde von Anklagen haben werden."

Weber wollte nach Angaben der Zeitung die übrigen Ziele der US-Ermittlungen nicht nennen. Er wollte auch nicht sagen, ob darunter auch der soeben im Amt bestätigte Blatter sei. Die US-Behörden gingen aber davon aus, dass weitere Personen in kriminelle Handlungen verwickelt seien.

Blatter hatte es sich bereits gestern nach seinem Erfolg nicht nehmen lassen, die amerikanischen Justizbehörden scharf anzugreifen - auch Uefa-Boss Michel Platini attackierte der Schweizer scharf. Es gebe "einen Hass, der nicht nur von einer Person bei der Uefa kommt, aber von der Uefa als Organisation, die nicht verstanden hat, dass ich 1998 Präsident geworden bin", sagte der 79 Jahre alte Schweizer in einem TV-Interview des Schweizer Sender RTS.

Vor 17 Jahren hatte sich Blatter gegen den Uefa-Widersacher Lennart Johansson durchgesetzt - gerüchteweise soll es auch damals schon zu Unregelmäßigkeiten bei der Wahl gekommen sein. Platini hatte Blatter vor dem fünften Wahlsieg am Freitag beim Fifa-Kongress in Zürich gegen den einzigen Gegenkandidaten Prinz Ali bin al-Hussein zum Rücktritt aufgefordert. "Ich vergebe jedem, aber ich vergesse nicht", sagte Blatter dazu in bedrohlichem Tonfall. Diese Forderung von Platini und die Festnahmen von sieben Fußball-Funktionären in Zürich zwei Tage vor der Wahl auf Antrag von US-Behörden seien "kein Zufall".

Blatter weiter: "Es gibt Zeichen, die nicht täuschen: Die Amerikaner waren Kandidaten für die WM 2022 und sie haben verloren." Zudem sieht er einen Zusammenhang zwischen dem Jordanier al-Hussein und den USA. "Man darf nicht vergessen, dass sie der Hauptsponsor des haschemitischen Königsreichs sind, also von meinem Gegner. Diese Sache riecht nicht gut", sagte Blatter.

Die hat derweil Indonesiens Fußballverband suspendiert. Dies teilte Blatter am Samstag höchstpersönlich mit. Wie er nach der Sitzung des Exekutivkomitees erklärte, darf die Nationalmannschaft Indonesiens aber zumindest noch die aktuell laufenden Südost-Asienspiele zu Ende spielen. Die Fifa wirft Indonesien staatliche Einmischung in Fußball-Angelegenheiten vor. Das Sportministerium hatte den nationalen Verband gesperrt, weil er die Anordnung ignorierte, zwei Clubs aus der nationalen Liga auszuschließen. Beide Vereine waren wegen dubioser Managementpraktiken aufgefallen. Der Weltverband hatte die Wiedereinsetzung der nationalen Föderation verlangt und dafür eine Frist gesetzt, die am Freitag ablief.

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