Englands Elfmeter-Historie:Als Pearce die Beine von Illgner traf

Zweimal gegen Deutschland, zweimal gegen Portugal, nun gegen Italien: Englische Elfmeterschießen bei großen Turnieren sind nicht gerade von Erfolg geprägt. Manch einer fragt sich: Warum treten die überhaupt noch an?

Das Scheitern vom Punkt in Bildern.

Englands Elfmeter-Historie

WM 1990: England - Deutschland 5:6

1 / 6
(Foto: imago)

Zweimal gegen Deutschland, zweimal gegen Portugal, nun gegen Italien: Englische Elfmeterschießen bei großen Turnieren sind nicht gerade von Erfolg geprägt. Manch einer fragt sich: Warum treten die überhaupt noch an? Das Scheitern vom Punkt in Bildern. Texte: Carsten Eberts und Jürgen Schmieder WM 1990: Den WM-Titel 1990 in Italien gewann bekanntlich die deutsche Nationalelf um Jürgen Klinsmann, Rudi Völler und Lothar Matthäus. Das konnte auch die englische Mannschaft nicht verhindern, natürlich nicht: Schließlich ging es im Halbfinale von Turin ins Elfmeterschießen. Nach regulärer Spielzeit stand es 1:1 (Tore von Brehme und Linecker), im Elfmeterschießen trafen dann alle deutschen Schützen: Erst erneut Brehme, dann Matthäus, Riedle und Thon. Der fünfte Schütze (es wäre Thomas Berthold gewesen) musste gar nicht mehr ran, denn zwei Briten verschossen: Erst knallte Stuart Pearce den Ball gegen die ausgestreckten Beine von Bodo Illgner (im Bild), dann machte Chris Waddle alles klar und drosch das Spielgerät in den Nachthimmel. Was keiner ahnte: An diesem Abend wurde das Elfmeter-Trauma der Engländer geboren.

Englands Elfmeter-Historie

EM 1996: England - Deutschland 5:6

2 / 6
(Foto: DPA)

EM 1996: Die wohl bitterste Elfmeterstunde erlebten die Engländer bei der Euro 1996. Bitter? Na klar, es ging schließlich gegen Deutschland. Vor allem jedoch: Es war die EM im eigenen Land. Schon in der dritten Spielminute hatte Alan Shearer zum 1:0 für den Gastgeber getroffen, eine Viertelstunde später grätschte Stefan Kuntz eine Flanke zum Ausgleich ins Tor. Danach wurden nur noch Pfosten getroffen und vermeintliche Abseitstore erzielt, es ging ins Elfmeterschießen: Für England trafen Shearer, Platt, Pearce, Gascoigne und Sheringham, für Deutschland Häßler, Strunz, Reuter, Ziege und Kuntz. Es folgte der sechste Elfmeter der Engländer - und eine der ergreifensten Szenen europäischer Sport-Fernsehgeschichte. Gareth Southgate schlappte zum Elfmeterpunkt, sichtlich verunsichert, der BBC-Kommentator gab ihm mit auf den Weg: "Gareth Southgate, the whole of England is with you." Das nutzte nichts, Andreas Köpke parierte den Elfmeter, kurz darauf traf Andreas Möller. England war raus. Und Southgate? Zeigte Jahre später immerhin Humor. Und ließ sich in einem Werbespot veralbern.

Englands Elfmeter-Historie

WM 1998: England - Argentinien 3:4

3 / 6
(Foto: DPA)

WM 1998: Am 30. Juni 1998 im französischen Saint-Étienne sollte der englische Elfmeterfluch endlich beendet werden. Schon in der regulären Spielzeit hatte Alan Shearer per Penalty getroffen, mit 2:2 ging es ins Elfmeterschießen. Dort erwischte England erneut einen guten Start: David Seaman parierte gleich den zweiten Elfmeter der Argentinier (Schütze: Hernan Crespo), was sollte noch schiefgehen? Alles. Erst verschoss Paul Ince, den letzten Strafstoß vergab schließlich David Batty (im Bild). Nicht antreten für die Engländer durfte übrigens David Beckham: Er hatte bereits in der 47. Minute Rot gesehen. Und wäre für das Elfmeterschießen durchaus ein sicherer Kandidat gewesen.

Englands Elfmeter-Historie

EM 2004: England - Portugal 5:6

4 / 6
(Foto: dpa/dpaweb)

EM 2004: Bei der Europameisterschaft 2004 fand England nach einer knappen Niederlage gegen Frankreich sehr gut ins Turnier, es folgten deutliche Siege gegen die Schweiz und Kroatien. Das Viertelfinale gegen Gastgeber Portugal war wohl die beste Partie des gesamten Turniers: England führte durch Michael Owen, Portugal glich aus und ging in der Verlängerung in Führung - doch Frank Lampard sorgte für ein Elfmeterschießen. Von dem weiß wohl jeder Fußballfan, dass David Beckham den Ball in die Wolken schoss. Aber kaum jemand erinnert sich, dass der entscheidende Elfmeter von Darius Vassell (im Bild) verschossen wurde.

Englands Elfmeter-Historie

WM 2006: England - Portugal 1:3

5 / 6
(Foto: AFP)

WM 2006: Zwei Jahre später gab es für die Engländer die Chance zur Revanche gegen die Portugiesen. Das Viertelfinale endete 0:0 - und auch im Elfmeterschießen fielen nicht viele Tore. Zunächst einmal verschoss Frank Lampard, doch das war nicht weiter schlimm, weil der Portugiese Hugo Viana auch nicht traf. Wenig später schritt Petit zum Punkt, er verschoss, weshalb England in Führung hätte gehen können, doch den darauf folgenden Versuch von Steven Gerrard hielt Ricardo. Der nächste Schütze der Briten war Jamie Carragher. Wieder hielt Ricardo und deshalb durfte Cristiano Ronaldo seine Mannschaft ins Halbfinale schießen.

Englands Elfmeter-Historie

EM 2012: England - Italien 2:4

6 / 6
(Foto: AP)

EM 2012: Nachdem sich die Engländer für die EM 2008 nicht qualifizieren konnten und bei der WM 2010 gegen Deutschland deutlich (und aufgrund eines Wembley-Tores) gescheitert waren, probierten sie es bei dieser EM wieder einmal im Elfmeterschießen. Alles lief nach Plan: Riccardo Montolivo verschoss, Steven Gerrard und Wayne Rooney trafen. Doch dann kam Andrea Pirlo. Er löffelte den Ball ins Tor - und von da an war es um die Engländer geschehen. Ashley Young und Ashley Cole verschossen die beiden nächsten Elfmeter und eine Zeitung titelte: "Der Fußball kommt nicht heim, die englischen Fußballer schon." Ach ja, ein Elfmeterschießen bei einem großen Turnier konnten auch die Engländer gewinnen: 1996 im Viertelfinale gegen Spanien (Endstand 4:2). Dies wollen wir - aus Vollständigkeitsgründen - nicht unerwähnt lassen.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: