England:Rassismus-Eklat in Montenegro

Zuschauer beleidigen englische Spieler in der EM-Qualifikation.

Bei der englischen Fußball-Auswahl überwog am Montagabend trotz des 5:1 in der EM-Qualifikation über Montenegro das Entsetzen. "Ein paar Idioten haben eine große Nacht ruiniert", sagte der Stürmer Raheem Sterling dem TV-Sender BBC. Der 24-Jährige und seine dunkelhäutigen Teamkollegen, darunter Danny Rose und Callum Hudson-Udoi, wurden von Zuschauern im Stadion von Podgorica mit Affenlauten und anderen Schmähungen rassistisch beleidigt. "Es ist eine sehr traurige Situation, über die wir nach einem großen Sieg sprechen", sagte Sterling.

Der Angreifer von Manchester City gab die Antwort zunächst auf dem Platz. Nach seinem Tor zum 5:1 hielt er sich die Ohren zu, nach dem Motto: "Ich kann euch nicht hören." Beim Nachrichtendienst Twitter schrieb er später neben das entsprechende Foto: "Die beste Art, Hater zum Schweigen zu bringen." Unmissverständlich fügte er hinzu: "Ja, ich meine Rassisten." Dahinter folgte ein Hashtag: "Bildet euch mal."

Englands Teammanager Gareth Southgate sprach bewegt von einem "sehr traurigen Abend". Dann fügte er an: "Meine Kinder denken keine Minute darüber nach, wo Menschen geboren sind, welche Hautfarbe sie haben", sagte er: "Junge Menschen. Die sind noch unschuldig. Um sie müssen wir uns kümmern. Sanktionen sind wertlos, wenn sie nicht von Erziehung begleitet werden."

Dennoch wird es Sanktionen geben. Die Europäische Fußball-Union Uefa war mit einem Beobachter am Ort und wurde zudem von Englands Team umgehend alarmiert, sie hat bereits ein Verfahren eröffnet. Montenegro droht zumindest ein Teilausschluss von Zuschauern, im Wiederholungsfall drohen Spiele in leeren Stadien und Punktabzüge. Southgate ahnt, dass dies wenig bewirkt: "Du kannst Vereine oder Verbände bestrafen, aber das wird die Einstellung Einzelner nicht ändern."

Beschämend war die Reaktion von montenegrinischer Seite. Bei der ersten Frage an Trainer Ljubisa Tumbakovic grätschte ein Pressemann dazwischen und behauptete: "Niemand hat rassistische Äußerungen gehört. Niemand! Es gab keine." Doch Southgate hatte sie gehört, seine Spieler, der Uefa-Delegierte, Reporter und Kommentatoren. Es waren keine konzertierten Gesänge, sondern Einzelfälle, aber die summierten sich unüberhörbar. Die englische Tageszeitung Telegraph stellte fest, "es regnete Hass", und fuhr fort: "Das waren eindeutig und klar rassistische Schmähungen. Da kann Montenegro abstreiten, wie es will." Der montenegrinische Verband kündigte am Dienstag an, dass - sollten sich die Vorwürfe bestätigen - "alles unternommen wird, um die unverantwortlichen Individuen zu identifizieren", um sie für Verbandsspiele zu sperren.

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