Englands verpatzter AuftaktWiegmans Premiere zur Unzeit

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Sarina Wiegman war mit der Leistung ihres Teams überhaupt nicht zufrieden.
Sarina Wiegman war mit der Leistung ihres Teams überhaupt nicht zufrieden. (Foto: Denis Balibouse/Reuters)

Englands Nationaltrainerin Sarina Wiegman gewann die beiden vergangenen Europameisterschaften, noch nie hatte sie ein Turniergruppenspiel verloren – bis die Französinnen kamen. Nun droht dem Titelverteidiger das frühe Aus.

Von Felix Haselsteiner, Zürich

Man konnte etwas über die Unbesiegbarkeit lernen, am Samstagabend in Zürich. Unter den eleganten Holzpaneelen, die das Dach des Letzigrund-Stadions zieren, hatten sich nicht nur mehr als 22 000 Schaulustige eingefunden, sondern auch Persönlichkeiten wie Englands Nationaltrainer Thomas Tuchel, der die Reise auch als eine Art Bildungstrip verbuchen konnte: Ein Gruppenspiel bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft unter der Leitung seiner Amtskollegin Sarina Wiegman nämlich war – der Erfahrung der vergangenen Jahre nach – immer eine Lehrstunde für alle Beteiligten.

Zwölfmal hat die 55-Jährige in ihrer Karriere solche Spiele gecoacht, zwölfmal gewann ihre Elf auf dem Rasen. 2017 und 2022 führte sie die Niederlande und England von da aus noch weiter bis zum EM-Titel, 2023 ins WM-Finale. Sarina Wiegman stand als geniale Turniertrainerin in der Fußballwelt so alleine da mit ihrer Erfolgsgeschichte, dass zwischendrin manche die Idee hatten, sie solle die Nationalmannschaft der Männer in England übernehmen.

Flüchtig allerdings ist die Unbesiegbarkeit. Diese Lektion haben Trainer wie Tuchel bereits lernen müssen in ihrer Karriere – und nun war auch Seminarleiterin Wiegman dran: Mit 1:2 nämlich verlor England seine Auftaktpartie bei dieser EM. Und wer nun einwenden möchte, dass die Bilanz von zwölf Siegen aus 13 Spielen immer noch herausragend ist, der möge sich die Tabelle der sogenannten Todesgruppe D ansehen, in der die Engländerinnen bereits jetzt am Abgrund entlang tanzen.

Frankreich, Niederlande und die tapferen Waliserinnen sind die Gegner für die Titelverteidigerinnen aus England bei diesem Turnier in der Schweiz. Es war also von vorneherein klar, dass Perfektion vonnöten sein würde – und davon war zumindest in der ersten Partie nicht wirklich viel zu sehen. Eine ganze Liste an Mängeln trug Wiegman in ihrer Pressekonferenz nach dem Spiel vor: Das Passspiel im Mittelfeld war eine Katastrophe, in der Offensive wirkte England ideenlos und defensiv ließen sie den Französinnen deutlich zu viel Raum. „Wir haben unsere eigenen Probleme geschaffen“, sagte sie: „Natürlich sind wir frustriert.“

Weil die Niederlande Wales besiegten, geht es für England im zweiten Gruppenspiel schon um alles

Mit einem ungeheuren Selbstverständnis traten die Engländerinnen zu diesem Turnier an – aus dem eine überwältigende Erwartungshaltung erwächst. Die beste Liga ist in England beheimatet, der Kader so voll von erfahrenen Turnierspielerinnen, dass nur der Titel zählt – für den Stolz der Nation, die Siegerinnen von Wembley 2022. Nun aber steht Wiegmans Team erstmals vor der Herausforderung, mit harten Rückschlägen umzugehen: Der kurzfristige Rücktritt der Stammtorhüterin Mary Earps Ende Mai etwa war ein solcher, die Niederlage gegen die flinken, jungen und überaus kreativen Französinnen ein weiterer.

Am Mittwoch geht es gegen die Niederlande, die ihr erstes Spiel gegen Wales pflichtmäßig mit 3:0 gewann, bereits ums Weiterkommen oder Ausscheiden. Eine Situation, die weder Wiegman noch ihr erfahrenes Team so früh in einem Turnier schon einmal erlebt haben.

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