Süddeutsche Zeitung

England-Spiel in Bulgarien:"Eine der schrecklichsten Nächte im Fußball"

  • Zuschauer aus Bulgarien beleidigen beim EM-Qualifikationsspiel englische Fußballer rassistisch und zeigen den Hitlergruß.
  • Das Spiel (6:0 für England) steht mehrmals kurz vor dem Abbruch.

Das EM-Qualifikationsspiel, das die englische Fußball-Nationalmannschaft in Bulgarien 6:0 gewann, ist von rassistischen Zwischenfällen überschattet worden. Die Begegnung in Sofia am Montag stand zweimal (28., 43.) kurz vor dem Abbruch, weil einige bulgarische Zuschauer durch rassistische Rufe negativ auffielen und der Stadionsprecher die eigenen Anhänger mehrmals zur Mäßigung auffordern musste. Der kroatische Schiedsrichter Ivan Bebek hatte zuvor ein klares Signal gegeben. Zudem waren auf Bildern Zuschauer zu sehen, die den Hitlergruß zeigten.

"Wir können bestätigen, dass englische Spieler während des EM-Quali-Spiels in Bulgarien zum Ziel von rassistischen Gesängen geworden sind", schrieb der englische Verband FA in einer Mitteilung und bat die Europäische Fußball-Union (Uefa), den Fall zu untersuchen: "Das ist auf jedem Level inakzeptabel, und unser Fokus liegt jetzt darauf, unsere Spieler und die Betreuer zu unterstützen." Greg Clarke, der Vorsitzender des Verbandes FA, nannte das Geschehen "eine der schrecklichsten Nächte, die ich je im Fußball gesehen habe".

"Wir zeigten eine großartige Reaktion und ein großes Miteinander"

Coach Gareth Southgate zeigte sich trotz des klaren Sieges nach dem Match in Sofia betroffen. "Wir wissen, dass dies eine inakzeptable Situation ist, aber ich denke, wir haben es geschafft, zwei Aussagen zu treffen: Indem wir das Spiel gewonnen haben, aber auch indem wir alle auf die Situation aufmerksam gemacht haben, als das Spiel zweimal gestoppt wurde."

Vor allen Debütant Tyrone Mings hatte sich bei seinem Länderspiel-Debüt mehrfach beim kroatischen Schiedsrichter Ivan Bebek beschwert, dass sein Teamgefährte Raheem Steerling bei jeder Ballberührung mit Affenlauten von der Tribüne diskreditiert wurde. Die Beleidigungen waren "ziemlich klar auf dem Platz zu hören, aber wir zeigten eine großartige Reaktion und ein großes Miteinander, und letztendlich haben wir den Fußball sprechen lassen", sagte Mings.

Der Stadionsprecher warnte nach Aufforderung durch den Referee vor dem Abbruch der Partie. "Die unglücklichen Vorfälle im Spiel wurden so gut wie möglich behandelt und wir sind stolz darauf, wie wir damit umgegangen sind", twitterte der 26-jährige Mings von Aston Villa. "Wir alle haben die Entscheidung getroffen. Wir sind glücklich, dass wir auf das Spielfeld zurückgekehrt sind", schilderte er.

Bulgarische Zuschauer waren bereits zuvor in den Spielen gegen Tschechien und Kosovo im Juni durch rassistische Entgleisungen auffällig geworden. Die Europäische Fußball-Union Uefa bestrafte dies, unter anderem waren gegen England Teile der Tribüne geschlossen.

Vor einigen Tagen hatten die Engländer angekündigt, bei den ersten Anzeichen von Rassismus bei den EM-Spielen sofort das Feld zu verlassen und damit sogar einen Punkteabzug in Kauf zu nehmen. Die Tore für England gegen Bulgarien schossen Marcus Rashford (7.), Ross Barkley (20., 32.), Raheem Sterling (45., 69.) und Harry Kane (85.).

Der bulgarischen Natioanlelf steht nun wohl ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit bevor. Artikel 14 der Rechtspflegeordnung der Europäischen Fußball-Union (Uefa) sieht bei einem wiederholten Fall ein "Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit und eine Geldstrafe in Höhe von 50 000 Euro" vor. Die Uefa äußerte sich auf Anfrage am Dienstagmorgen zunächst nicht.

Die bulgarische Regierung forderte am Dienstag den Rücktritt des Präsidenten des Fußballverbandes, Borislaw Michajlow, das sagte Sportminister Krassen Kralew.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4641126
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/sid/dpa/chge
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.