England:Aufregung im Schlaraffenland

England: Schießt wenige, aber meist schöne Tore: Mesut Özil bei seiner Volley-Demonstration für den FC Arsenal.

Schießt wenige, aber meist schöne Tore: Mesut Özil bei seiner Volley-Demonstration für den FC Arsenal.

(Foto: Tim Ireland/AP)

Özil trifft, Xhaka fliegt, De Bruyne patzt. Ein paar Ex-Bundesligisten spielen groß auf und unterhalten die Insel.

Von Klaus Hoeltzenbein

Die große Angst der deutschen Bundesliga ist es, dass sie zum Ausbildungsbetrieb degradiert wird. Als Zulieferer für die Premier League. Dass sie Talente sichtet, fördert, formt, ehe diese das Versprechen von Ruhm und Reichtum ins Schlaraffenland des Fußball lockt, wo sie zu global präsentierten Stars werden. Ob diese Angst unter Vollzug des Brexit abgemildert wird, ist Thema einer fernen Zukunft, akut für die Gegenwart ist etwas anders: Auch am achten Spieltag gehörten viele Londoner Schlagzeilen wieder jenen, die die Bundesliga bestens kennt, den Özils, den Xhakas, den Guardiolas und De Bruynes.

Mesut Özil bekam landesweit Beifall für einen Volleyschuss unter den Querbalken. Der Ex-Schalker und Ex-Bremer erzielte für den FC Arsenal an seinem 28. Geburtstag beim 3:2 gegen des FC Swansea den letzten Treffer. Es war zwar schon das dritte Saisontor des gebürtigen Gelsenkircheners, doch Trainer Arsène Wenger will mehr: "Er wagt zu selten den Abschluss. Ich hoffe, das Tor gibt ihm Selbstvertrauen, um öfter zu schießen." Grund zur Klage hatte Wenger eigentlich nicht, es war der achte Pflichtspielsieg der Gunners in Serie, die zumindest bis zu diesem Montag, wenn sich ab 21 Uhr der FC Liverpool und Manchester United zum Insel-Klassiker treffen, punktgleich an der Spitze stehen.

Arsenal hatte in den letzten zwanzig Minuten zittern müssen, denn ein anderer Ex-Bundesliga-Profi kassierte seinen ersten Premier-League-Platzverweis: Granit Xhaka, schon nicht als zartbesaitet bekannt, bevor er im Sommer gegen 45 Millionen Euro aus Mönchengladbach nach London wechselte, fing sich nach taktischer Grätsche eine rote Karte. Bereits zuvor hatte der Schweizer viel zur Dramaturgie beigetragen, als er vor dem 1:2 den Ball an den Isländer Gylfi Sigurdsson, einen Ex-Hoffenheimer, verlor, der mit einem Schuss in den Torwinkel das 1:2 (38.) erzielte.

Bei Manchester City machte sich ein Ex-Wolfsburger um die Dramaturgie verdient. Der Belgier Kevin De Bruyne (43.) verschoss gegen Everton den ersten Elfmeter gegen Torwart Stekelenburg, der Argentinier Kun Agüero (70.) scheiterte mit dem zweiten. Zum Leidwesen der deutschen Nationalspieler Leroy Sané und Ilkay Gündogan, den Sommertransfers aus Schalke bzw. Dortmund, die erstmals gemeinsam in der Startreihe standen. Der Elf des Ex-Bayern-Trainers Pep Guardiola fehlte jedoch insgesamt des Zwingende, so dass sie sich mit dem 1:1 begnügen musste.

Nun aber sehen alle zu: United in Liverpool, Mourinho bei Jürgen Klopp - jenem Bundesliga-Trainer-Export, den sie auf dem Festland ab und an vermissen.

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