36 Stunden dauerte die Überfahrt der MS Deutschland von London nach Hamburg. Am Vormittag empfangen 20.000 Fans die deutschen Olympioniken im Hafen der Hansestadt. Viele Sportler sind hundemüde - denn an Deck wurde ausgiebig gefeiert. Von Carsten Eberts, Hamburg Die MS Deutschland, dieses 175 Meter lange Schiffsmonstrum, hat es tatsächlich nach Hamburg geschafft. Die deutschen Hockeyspieler hatten das Schiff also nicht ganz zerlegt, auf ihrer fast schon berüchtigten Goldsause nach ihrem Olympiasieg, bei der auf dem Kreuzfahrtschiff einiges kaputt ging (was den Hockeyspielern den kurzzeitigen Ärger des Kapitäns einbrachte). Die MS Deutschland war also seetüchtig - und brachte die deutschen Athleten auf dem Seeweg sicher nach Hause.
Um kurz nach 10 Uhr lief das Schiff in den Hamburger Hafen ein, über das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer, vorbei an den Villen von Blankenese und zum Altonaer Fischmarkt, bis auf die Parkposition am Kreuzfahrtterminal, am Chicago-Kai, wo das Schiff um 10.24 Uhr anlegte. Auf den letzten Metern wurde das Schiff von rund 60 Sportbooten und Wasserfontänen begleitet.
Was die Olympioniken im Hafen erwartete, war auch dem formidablen Hamburger Wetter geschuldet - in dieser Intensität jedoch trotzdem außergewöhnlich: Am "Hamburg Cruise Center" nahe den Landungsbrücken, wo sonst der Hafengeburtstag zelebriert wird oder im Zehn-Minuten-Takt die Elbfähren ablegen, warteten zehntausende Fans, um die deutschen Olympioniken zu empfangen. Nicht schlecht vor allem für jene Sportler, die auch bei ihren Wettkämpfen eher geringen Zuschauerzuspruch erfahren. Oder wann konnten die deutschen Kanuten schon einmal so vielen deutschen Fans zujubeln?
Die meisten Sportler waren vor allem eines: hundemüde: Im offiziellen DOSB-Dress saßen sie an Deck, die Medaillen um den Hals, dicke Sonnenbrillen vor den Augen. Von großen Feierlichkeiten war zuvor vom Schiff berichtet worden. 36 Stunden dauerte die Überfahrt von England nach Hamburg, manche sollen kein Auge zugemacht haben. Die größte Feier fand - natürlich - am Pool des Fünf-Sterne-Schiffes statt. Und im Pool.
Während die Wasserspringer Patrick Hausding (im Bild) und Sascha Klein einige Salti in den Schiffspool drehten, vollführte Gewichtheber Almir Velagic eine gekonnte "Arschbombe" ins Wasser. Ein paar Meter weiter ließen sich Mitglieder des Hockeyteams für die Kameras mit Bier duschen. "Diejenigen, die aus unserer Olympia-Mannschaft nicht auf dem Schiff waren, haben was verpasst", sagte Fechterin Monika Sozanska.
Hobby-Pianist Maximilian Reinelt, der in London mit im deutschen Achter saß, spielte einige Stücke am Klavier. Und sogar Thomas Bach, der DOSB-Präsident, sonst eher nicht für animierende Partystimmung bekannt, ließ sich zu einer kurzen Polonaise hinreißen.
Es waren bei weitem nicht alle deutschen Olympioniken an Bord. 217 der 392 Olympiastarter hatten sich zur Schiffsüberfahrt entschieden, andere waren gleich nach ihren Wettkämpfen abgereist, manche aus Enttäuschung über ihre eher schlechten Platzierungen, manche mussten schon wieder arbeiten. Denn kaum ein Olympionike kann von seinem Sport leben.
Von den Goldmedaillengewinnern fehlten nur Diskuswerfer Robert Harting (weil seekrank) und die Beachvolleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann (beide im Bild). "Wir sind einfach zu kaputt, selbst zum Feiern. Wir brauchen ein paar Tage nur Ruhe", ließen die Beachvolleyballer ausrichten.
Um 10.50 Uhr verließen die deutschen Olympioniken dann das Schiff, hübsch einer nach dem anderen, links Hockeyspielerin Natascha Keller mit Deutschlandfahne, rechts Ruderer Kristof Wilke.
Sie sammelten sich auf einer kleinen Bühne, um anschließend möglichst alle Zuschauerhände zu schütteln, die sich ihnen entgegen streckten. "Die Fahrt war richtig toll, und jetzt dieser Empfang! Wir haben so viel erlebt", staunteTurnerin Elisabeth Seitz.
Turner Fabian Hambüchen (im Bild) sagte: "Wir waren in London total abgeschottet und haben von der Stimmung gar nicht viel mitbekommen. Es ist traumhaft, hier in Hamburg so großartig empfangen zu werden." Miriam Welte, die gemeinsam mit Kristina Vogel Gold im Teamsprint auf der Bahn geholt hatte, sagte: "Wir wussten ja, dass uns ein paar Leute erwarten. Aber wir hätten nicht damit gerechnet, dass es so viele sind."
Der lauteste Applaus im Hamburger Hafen galt natürlich den Hockeyspielern. Ihr Sport hat in der Hansestadt große Tradition, sechs der Spieler kommen aus Hamburg, spielen teilweise für Hamburger Klubs. Wie etwa Florian Fuchs und Moritz Fürste vom UHC Uhlenhorst. Fürste (3. von links) sprach von einer "geilen Zeit" in London - und machte mit den Zuschauer die Laola-Welle: "Es war eine unglaublich tolle Zeit, unvergessliche Tage auf dem Schiff. Ich bin super dankbar, dass ich das miterleben durfte."
Der lauteste Applaus im Hamburger Hafen galt natürlich den Hockeyspielern. Ihr Sport hat in der Hansestadt große Tradition, sechs der Spieler kommen aus Hamburg, spielen teilweise für Hamburger Klubs. Wie etwa Florian Fuchs und Moritz Fürste vom UHC Uhlenhorst. Fürste (im Bild mit Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz) sprach von einer "geilen Zeit" in London - und machte mit den Zuschauer die Laola-Welle: "Es war eine unglaublich tolle Zeit, unvergessliche Tage auf dem Schiff. Ich bin super dankbar, dass ich das miterleben durfte."
Der Tag ging noch weiter, mit einer Fahrt in deutlich kleineren Barkassen durch den Hamburger Hafen. Am Ende standen ein Empfang im Senat und der Eintrag ins Goldene Buch der Hansestadt. Dafür verschob die Hamburger Bürgerschaft sogar ihre Plenarsitzung um anderthalb Stunden. Und dann? Wurde geschlafen. Ganz bestimmt. Mit Material von dpa und sid