EM-Ticker:Kritisierter Ronaldo teilt heftig aus

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"Wo war Messi vor einem Jahr?" - Cristiano Ronaldo zeigt sich äußerst genervt. Bei den Dänen drohemn für das Spiel gegen Deutschland mehrere Spieler auszufallen. Ein Spanier wird diese Partie pfeifen. Tschechien kann wohl mit Cech und Rosicky planen. In einem Schnellverfahren wurden 14 Hooligans zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Kürze

Ronaldo im Spiel gegen Dänemark: "Wo war Messi vor einem Jahr?" (Foto: dapd)

Portugal, Ronaldo: Noch lange nach dem Schlusspfiff klangen Cristiano Ronaldo die hämischen "Messi, Messi"-Rufe in den Ohren. Als er nach dem 3:2 (2:1) gegen Dänemark darauf angesprochen wurde, reagierte Portugals Superstar gereizt. "Wisst ihr, wo Messi vor genau einem Jahr stand?", fragte Ronaldo und gab selbst die Antwort: "Er war bei der Copa America, zeigte kaum sein Können und schied mit Argentinien zu Hause frühzeitig aus. Und es gibt immer noch Leute, die meinen, er sei der beste der Welt."

An seinen vergebenen Riesenchancen, die Portugal beinahe um den Sieg gebracht hätten, hatte der 27-Jährige von Real Madrid lange zu knabbern: "Jeder hat das Recht, Chancen zu vergeben - auch ich", sagte Ronaldo trotzig. Genutzt hat er seine Chancen in der Seleccao auf der goßen Bühne aber selten: Fünf Tore in mittlerweile 21 Spielen bei EM- oder WM-Endrunden sind eine miserable Ausbeute für einen, der in der abgelaufenen Saison für Real 60-mal getroffen hat.

"Die vergebenen Chancen von Ronaldo nerven einen schon", schrieb die Zeitung Correio da Manha. Den verhinderten Torjäger nervten dagegen die Fragen. "Natürlich wollte ich Tore schießen", sagte er, "ihr kennt mich. Ich habe alles gegeben. Die Tore werden kommen. Die Mannschaft hat gewonnen, das ist das Einzige, was zählt." Dass der Druck für den Weltfußballer von 2008 zu groß ist, glaubt Trainer Paulo Bento nicht: "Den Eindruck habe ich nicht. Aus meiner Sicht hat er zwei gute Spiele gemacht. Nicht ein einziger Spieler in unserer Mannschaft ist unzufrieden mit ihm, alle sind glücklich, dass wir in vier Tagen ein entscheidendes Spiel haben." Am Sonntag (20.45 Uhr/Einsfestival) in Charkow gegen die Niederlande geht es um alles oder nichts.

Polen, Ausschreitungen: In Warschau sind am Donnerstag 14 polnische Hooligans in einem Schnellverfahren zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Das Gericht sprach die Angeklagten wegen "Widerstandes gegen die Staatsgewalt" und die Teilnahme an "illegalen Versammlungen" für schuldig. Am Dienstag war es rund um das EM-Spiel zwischen Polen und Russland zu Ausschreitungen zwischen polnischen und russischen Hooligans mit zahlreichen Verletzten gekommen. Die Verurteilten erhielten unterschiedlich lange Gefängnisstrafen, einige wurden zur Bewährung ausgesprochen, sagte ein Sprecher des Gerichts. Insgesamt nahm die Warschauer Polizei 184 Personen vorübergehend fest, 180 Menschen wurden bei den Zwischenfällen verletzt, darunter auch ein Deutscher. Die Auseinandersetzungen waren nach Provokationen polnischer Hooligans während eines Fanmarsches von etwa 5.000 russischen Anhängern zum Nationalstadion entbrannt. Vor dem Spiel und auch während der Begegnung hatten sich die Auseinandersetzungen ausgeweitet.

Dänemark, Verletzungen: Die dänische Fußball-Nationalmannschaft muss im Gruppenfinale bei der EM am Sonntag in Lwiw gegen Deutschland auf Stammspieler Dennis Rommedahl verzichten. Der 33-Jährige, mit 118 Einsätzen Rekord-Feldspieler der Dänen, hatte am Mittwoch beim 2:3 gegen Portugal eine Muskelverletzung im Oberschenkel erlitten. "Den Wettlauf mit der Zeit wird er nicht gewinnen. Das ist schlecht für die Mannschaft, dass wir seine Qualitäten nicht zur Verfügung haben", sagte Trainer Morten Olsen. Fraglich ist zudem der Einsatz von Niki Zimling, der gegen Portugal mit muskulären Problemen ausgewechselt werden musste. "Er hat noch eine Chance", so Olsen. Auch Zimling ist noch optimistisch. "Ich hoffe, glaube und bete, dass es gehen wird", sagte der 27-Jährige. Am Donnerstag musste dann auch noch Jores Okore nach einem Foul von Michael Silberbauer das Training der Ersatzspieler vorzeitig beenden. Der 19 Jahre alte Innenverteidiger verließ mit schmerzverzerrtem Gesicht den Platz, ehe er mit einer Eispackung am linken Knie behandelt wurde. Über die Schwere der Verletzung wollte der dänische Verband zunächst keine Angaben machen.

Dänemark, Unterhose: Wegen seiner Unterhose droht Dänemarks Stürmerstar Nicklas Bendtner Ärger mit der Europäischen Fußball-Union (Uefa). Der 24 Jahre alte Angreifer hob nach seinem Ausgleichstreffer zum 2:2 beim 2:3 der Dänen bei der EM in Lwiw gegen Portugal am Mittwoch sein Trikot hoch und entblößte dabei einen Werbeschriftzug für eine Wettfirma (Paddy Power) auf dem Bund seiner Unterhose. Laut Wettbewerbsstatuten der Uefa ist Spielern Werbung jedweder Art bei der EM verboten. Der Verband hat Ermittlungen eingeleitet. Bendtner beteuerte, dass er keine Reklame habe machen wollen. "Diese Hose habe ich von einem Kumpel geschenkt bekommen. Sie sollte Glück bringen, aber das hat sie ja nicht", sagte der Doppel-Torschütze angesichts der Niederlage gegen die Portugiesen. Bei der unverhofft ins Rampenlicht geratenen Firma aus Irland löste Bendtner Freudenstürme aus. "Ich freue mich sehr für Nicklas, das war eine fantastische Vorstellung. Ich bin sicher, dass ihm das irische Glück geholfen hat, zwei Mal zu treffen", twitterte Sprecher Ken Robertson.

Krawalle, Polen: Polens Ministerpräsident Donald Tusk und der russische Präsident Wladimir Putin haben am Mittwochabend per Telefon über die Hooligan-Krawalle vom Vortag in Warschau gesprochen. Den Wunsch zu dem Gespräch habe die russische Seite geäußert, teilte die polnische Regierung mit. Am Rande des Marsches tausender russischer Fans war es zu Schlägereien zwischen Krawallmachern beider Seiten gekommen. 180 Personen wurden verletzt, darunter auch ein Deutscher. 184 sind den Behörden zufolge festgenommen worden, 156 davon waren Polen. Im Telefonat betonte der polnische Regierungschef, dass die negativen Vorkommnisse "keinen Einfluss auf die guten polnisch-russischen Beziehungen" haben sollten. Beide Seiten betonten, dass Hooligans verfolgt werden sollten, egal welche Staatsangehörigkeit sie besitzen. Tusk hob der Mitteilung zufolge auch die Arbeit der polnischen Polizei hervor, die von Putins Berater Michail Fedorov ebenfalls gelobt worden sei.

Schweden, Po-Schuss-Strafe: In den Skandal um die Po-Schuss-Strafe in der schwedischen Fußball-Nationalmannschaft hat sich Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt eingeschaltet. "Die Spieler tragen eine Verantwortung als Vorbilder. Sie sollten sich dessen bewusst sein und auch dementsprechend handeln", sagte Reinfeldt in der Tageszeitung "Expressen". "Es ist wichtig, vorher darüber nachzudenken, was man tut." In einer Trainingseinheit am Dienstag hatte Ersatztorhüter Johan Wiland beim Ballhochhalten als erster gepatzt. Als Strafe hatte er die Hose runterlassen, auf die Knie gehen und sich von den Mitspielern auf den Allerwertesten schießen lassen müssen. Die Aktion wurde gefilmt und hat in Schweden große Wellen geschlagen. Sogar Menschenrechtsorganisationen hatten sich über diese "Erniedrigung" echauffiert. Schweden hat am vergangenen Montag den EM-Start gegen Gastgeber Ukraine verpatzt (1:2) und trifft am Freitag im zweiten Gruppenspiel auf England (20.45 Uhr). "Das wichtigste für das schwedische Volk ist, dass wir gegen England gewinnen", sagte Reinfeldt, der die Diskussion um die Po-Schuss-Strafe damit beenden möchte.

Deutschland, Schiedsrichter: Der umstrittene spanische Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo, der nach seinen Fehlentscheidungen im Eröffungsspiel zwischen Co-Gastgeber Polen und Griechenland (1:1) heftig kritisiert wurde, pfeift das letzte EM-Vorrundenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Sonntag in Lwiw gegen Dänemark (20.45 Uhr/ARD). Das gab die Europäische Fußball-Union am Donnerstag bekannt. Der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark, der nach seiner starken Leistung bei der hochbrisanten Partie zwischen Polen und Russland (1:1) mit Lob überschüttet wurde, wird in den Partien am Samstag und Sonntag nicht zum Einsatz kommen. Weitere Endrunden-Einsätze für den 42-Jährigen sind nach sid-Informationen aber beschlossene Sache.

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Tschechien, Verletzungen: Torwart Petr Cech hat sich für das entscheidende EM-Gruppenspiel gegen Gastgeber Polen am Samstag fit gemeldet. "Ich werde zu 100 Prozent einsatzfähig sein", sagte der Chelsea-Schlussmann am Donnerstag. Cech hatte zuletzt trotz Schmerzen in der Schulter die Partie gegen Griechenland (2:1) zuende gespielt. Am Donnerstag absolvierte er ein leichtes Training. Auch Spielmacher Tomas Rosicky befindet sich nach seiner Verletzung auf dem Wege der Besserung. "Tomas Rosicky hat mir gesagt, dass seine Schmerzen an der Achillessehne nicht so schlimm sind wie gestern", teilte Teamsprecher Jaroslav Kolar mit. Rosicky war gegen Griechenland am Dienstag zur Halbzeit wegen der Probleme ausgewechselt worden. Das für die Tschechen wichtige Duo Cech war bereits am Mittwoch im Krankenhaus intensiv untersucht worden. Dabei wurden keine gravierenden Blessuren festgestellt.

Polen, Torwart: Bei Co-Gastgeber Polen ist vor dem entscheidenden Gruppenspiel der Fußball-EM am Samstag (20.45/ZDF) in Breslau gegen Tschechien eine Torwartdiskussion entbrannt. Nationalcoach Franciszek Smuda will die Entscheidung, ob Wojciech Szczesny oder Przemyslaw Tyton zwischen den Pfosten steht, dem Torwarttrainer Jacek Kazimierski überlassen. "Verdienste haben keine Bedeutung. Beide sind in sehr guter Form. Es gibt keine großen Unterschiede", kommentierte Kazimierski. Die meisten Fans machen sich für einen Einsatz von Tyton stark. Laut einer Umfrage plädieren 82 Prozent für den Schlussmann des PSV Eindhoven. Tyton war im Eröffnungsspiel gegen Griechenland (1:1) für den eigentlichen Stammkeeper und vom Platz gestellten Szczesny eingewechselt worden. Nur wenige Sekunden später hatte er sein Team mit einem gehaltenen Elfmeter vor einer Niederlage bewahrt. Auch beim 1:1 im zweiten Gruppenspiel gegen Russland überzeugte der 25-Jährige. Doch Rot-Sünder Szczesny drängt nach abgelaufener Sperre auf eine Rückkehr ins Team.

Uefa, Rassismus: Der vor der EM vom englischen Trainer Roy Hodgson ausgebootete Profi Rio Ferdinand hat dem Weltfußballverband Fifa und der Europäischen Fußball-Union Uefa Untätigkeit gegen Rassismus vorgeworfen. "Die machen aufwändige Kampagnen gegen Rassismus und predigen ein faires und sportliches Miteinander. Aber was machen sie denn konkret, wenn solche schlimmen Dinge passieren? Ich hab' die Antwort für Sie: gar nichts!", klagte der Verteidiger von Manchester United in der Sport Bild. "In Russland zum Beispiel ist es an der Tagesordnung, dass farbige Spieler von den Rängen beschimpft werden. Das sind unerträgliche Zustände", fuhr Ferdinand fort. Die Sanktionen seien lächerlich. "Hier mal 25.000 Euro Strafe, dort mal eine Sperre." Vor Fifa-Präsident Joseph Blatter und Uefa-Chef Michel Platini habe er deshalb "keinerlei Respekt mehr". Zu den rassistischen Beleidigungen von Chelseas John Terry gegen seinen Bruder Anton Ferdinand Anfang des Jahres will sich Rio Ferdinand derzeit nicht äußern. "Erst nach meiner Karriere werde ich die ganze Wahrheit sagen."

Italien, Wettmanipulation: Der italienische Fußballverband sieht sich wegen seines Verhaltens im aktuellen Wettskandal mit scharfer Kritik konfrontiert. Der ehemalige Chefermittler im Wettskandal von 2006, Giuseppe Narducci, kritisierte insbesondere die Nominierung von Torhüter Gianluigi Buffon und Verteidiger Leonardo Bonucci (beide Juventus Turin). "Ich hätte sie nicht nominiert. Es wäre angebracht gewesen, verdächtigte Personen nicht zum Turnier mitzunehmen", sagte Narducci in mehreren Interviews italienischer Medien. Dem Verband warf er in diesem Zusammenhang eine große Diskrepanz zwischen guten Vorsätzen und tatsächlichem Handeln vor. Kapitän Buffon steht in Verdacht, weil er vom Besitzer eines Tabakladens, in dem mehr als 80 Prozent der platzierten Wetten gewonnen wurden, Schecks über insgesamt rund 1,6 Millionen Euro erhalten hatte. Gegen Bonucci wird ebenfalls ermittelt. Einzig der etatmäßige linke Verteidiger Domenico Criscito (Zenit Sankt Petersburg) wurde aus dem EM-Kader gestrichen.

England, Steven Gerrard: Der englische Fußball-Nationaltrainer Roy Hodgson zweifelt an der Fitness seines Mittelfeld-Duos Scott Parker und Steven Gerrard. "Scott und Steven sind beide über 30 und mussten gegen Frankreich wirklich hart arbeiten", sagte der 64-Jährige: "Ich bin nicht der einzige Coach, der sich fragt, ob seine Spieler so eine Leistung alle vier Tage abrufen können." Kapitän Gerrard war in der abgelaufenen Saison beim FC Liverpool immer wieder durch Leistenverletzungen zurückgeworfen worden. Der 31 Jahre alte Scott Parker von Tottenham Hotspur hatte zuletzt Achillessehnenprobleme und musste fitgespritzt werden. Beim 1:1 gegen Frankreich wurde er in der 78. Minute ausgewechselt. Im zweiten Spiel der Gruppe D trifft England am Freitag auf Schweden.

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