EM-Ticker:Griechischer Ärger über Schiedsrichter

Nach dem 1:1 gegen Polen herrscht in Griechenland Frust über die Entscheidungen des Referees, in Lemberg kommt es zu einer Schlägerei zwischen russischen und ukrainischen Fans, die beiden Auftaktspiele sorgen für hohe Einschaltquoten im deutschen Fernsehen.

EM-Nachrichten in Kürze

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Sokratis Papastathopoulos sieht Rot - Griechenlands Nationalspieler ärgern sich. 

(Foto: AFP)

Griechenland hat nach dem 1:1 (0:1) im EM-Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Polen Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo scharf kritisiert. Grund für den Unmut der Hellenen war vor allem die Gelb-Rote Karte gegen den Bremer Bundesliga-Profi Sokratis in der 44. Minute. "Ganz Griechenland, ganz Europa, hat gesehen, dass diese Karte nicht berechtigt war", sagte Verbands-Präsident Sofoklis Pilavios. Deutlichere Worte äußerte Sokratis. "Der Schiedsrichter hat für Polen gepfiffen. Es ist eine Schande. Ich habe zwei gelbe Karten gesehen, obwohl ich kein einziges Foul gemacht habe", sagte der Innenverteidiger, der am Dienstag im nächsten Vorrundenspiel gegen Tschechien gesperrt ist. Auch die griechischen Medien gingen mit dem spanischen Unparteiischen scharf ins Gericht. "Dieser Spanier muss sich schämen", schrieb die Zeitung "Sportday". Das Blatt "Fos ton Sport" sprach von einem "Schiedsrichter-Skandal".

Unterdessen zog sich Nationalspieler Avraam Papadopoulos gegen Polen einen Kreuzbandriss zu und fällt für den Rest des Turniers aus. Der 27-Jährige von Olympiakos Piräus flog am Samstag nach Hause, wo er umgehend operiert werden sollte. Der Verband will sich nun bei der Uefa um die Erlaubnis einer Nachnominierung bemühen. Laut Reglement ist das allerdings nur bei Verletzungen vor dem ersten Gruppenspiel möglich. Da Sokratis von Werder Bremen wegen seiner Gelb-Roten Karte gesperrt ist, müssen die Griechen am kommenden Dienstag gegen Tschechien in Breslau (18.00/ARD) ihre komplette Abwehr umbauen. Verteidiger Papadopoulos war am Freitag nach 37 Minuten ausgewechselt und durch seinen Namensvetter Kyriakos Papadopoulos vom Bundesligisten Schalke 04 ersetzt worden, bevor er ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort wurde ein Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie sowie eine Außenbandzerrung diagnostiziert.

Ärger für Schweden: Zwei Tage vor dem Auftaktspiel gegen die Ukraine in Kiew am Montag (20.45 Uhr/ZDF) tobt im Lager der Tre Kronor ein Streit um Sturmspitze Johan Elmander. Weil der 31-Jährige gerade erst von einer Verletzung am rechten Fuß genesen ist, will ihm sein Klub, der türkische Meister Galatasaray Istanbul, einen Einsatz gegen die Ukraine verbieten. "Unsere Ärzte sind nach wie vor der Meinung, dass er mindestens sechs Wochen warten muss, bis er spielen kann. Selbst wenn wir uns inmitten der Liga-Saison befänden, würden wir so lange warten", sagte Gala-Teammanager Cenk Ergün der schwedischen Tageszeitung "Aftonbladet". Elmander, der im schwedischen Angriff den Stoßstürmer vor Kapitän Zlatan Ibrahimovic geben soll, hatte sich zum Abschluss der Meisterrunde in der Süper Lig am 12. Mai gegen Lokalrivale Fenerbahce (0:0) eine Fraktur im rechten Fuß zugezogen - also vor vier Wochen.

Nach dem Sieg der russischen Nationalmannschaft im EM-Vorrundenspiel gegen Tschechien (4:1) ist es am Freitagabend am Rande der Fanzone von Lwiw zu einer Schlägerei mit anschließenden Festnahmen gekommen. Beim Verlassen des Public-Viewing-Geländes in der ukrainischen Stadt skandierten rund 20 Fans der "Sbornaja" nationalistische Parolen. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur "Interfax" provozierten die Männer mit Rufen wie "Russland vorwärts, Russland vereint euch" und "Sieg den Russen, Ukraine ist eine Schande". Davon fühlte sich eine Gruppe junger Männer in Trikots der Ukraine herausgefordert, es kam zu einer mehrminütigen Schlägerei. Mitglieder einer Spezialeinheit der Polizei griffen ein und verhafteten mehrere der Männer und führten sie in Handschellen ab.

Ein seit fast einem Monat vermisster Fußball-Fan aus Spanien ist am Samstag in der Ukraine ermordet aufgefunden worden. Der 46-Jährige, der vor der EM-Endrunde bereits Urlaub im Land des Co-Gastgebers gemacht hatte, war von Hotelangestellten in Makejewka in der Nähe des EM-Spielorts Donezk als vermisst gemeldet worden. Die Polizei hat bereits drei Tatverdächtige festgenommen. Titelverteidiger Spanien steigt am Sonntag in Danzig (18.00 Uhr/ZDF) mit dem Spiel der letzten beiden Weltmeister gegen Italien in das Turnier ein.

Der DFB wird unter Umständen doch den Hut für eine Ausrichtung der EM 2020 in den Ring werfen. "Nach jetzigem Stand gehen wir für 2020 nicht ins Rennen. Allerdings: Die Uefa denkt darüber nach, die EM neu auszuschreiben, falls Istanbul den Zuschlag für Olympia bekommt. Diese Entscheidung fällt im September 2013. EM und Olympia in einem Jahr wird es nicht geben. Für diesen Fall würden wir eventuell neu nachdenken", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach im "Bild"-Interview (Samstag-Ausgabe). Am 27. April hatte der DFB eigentlich seinen Verzicht auf eine EM-Kandidatur 2020 verkündet. Die Türkei, die bei der Vergabe der EM 2016 knapp an Frankreich gescheitert war, gilt als Favorit auf den Zuschlag 2020.

Die EM erweist sich wie erwartet als Quotengarant. Den Auftakt am Freitag übertrug das Erste: Den 4:1-Sieg von Russland gegen Tschechien sahen ab 20.45 Uhr 10,78 Millionen Zuschauer an den heimischen Fernsehgeräten, wie der Sender am Samstag mitteilte. Der Marktanteil lag bei 36,9 Prozent. 46,6 Prozent waren es sogar beim EM-Auftaktspiel Polen - Griechenland mit dem 1:1-Ergebnis ab 18.00 Uhr. Durchschnittlich verfolgten die Partie 9,96 Millionen Zuschauer. Bei der Eröffnungsfeier ab 17.00 Uhr waren im Schnitt 5,23 Millionen Zuschauer (Marktanteil 34,0 Prozent) dabei.

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