EM-Ticker:Del Bosque empfiehlt Löw für Barça

Lob vom Konkurrenten: Spaniens Coach Vicente del Bosque hält Joachim Löw für gut genug für die besten Klubs der Welt. Der tschechische Stürmer Milan Baros verkündet noch in der Kabine seinen Rücktritt. Russlands Kapitän Andrej Arschawin wird in der Heimat für seine Kommentare über Fans geächtet.

in Kürze

bosque löw em

Lob vom Weltmeistertrainer: Was Joachim Löw (r.) tut, gefällt dem spanischen Nationaltrainer Vincente del Bosque. Im WM-Halbfinale 2010 trafen die Teams der beiden aufeinander.

(Foto: imago sportfotodienst)

Del Bosque, Löw: Spaniens Coach Vicente del Bosque hat Bundestrainer Joachim Löw für das Traineramt bei Real Madrid oder dem FC Barcelona empfohlen. "Er hat sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft Tolles geleistet. Real und Barça wären sicher nicht zu groß für ihn", sagte del Bosque der Bild-Zeitung. Der spanische Weltmeister-Trainer, selbst einst erfolgreich als Spieler und Coach bei Real Madrid, nahm auch eine Stilkritik vor. Er lobte Löw als eleganten Mann, "der sowohl im Moment des Sieges als auch der Niederlage die Fassung behält. Er vertritt sein Land außerordentlich gut." Auch vor der DFB-Auswahl zeigte del Bosque Hochachtung. "Schwächen fallen mir nicht ein", sagte der 61-Jährige. Das deutsche Team spiele seit Jahren Spitzenfußball und besitze einen einzigartigen Kampfgeist. "Eine fantastische Mannschaft", sagte del Bosque. Vor dem EM-Viertelfinale des Titelverteidigers gegen Frankreich am Samstag habe er sich jedoch nicht mit einem erneuten Finalduell gegen das Löw-Team beschäftigt: "Alles andere wäre eine Respektlosigkeit gegenüber den großartigen Franzosen."

Tschechien, Baros: Stürmer Milan Baros beendet nach der 0:1-Niederlage im Viertelfinale gegen Portugal seine Karriere in der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft, teilte Teamsprecher Jaroslav Kolar mit. Baros habe seine Entscheidung nach dem Spiel in der Kabine verkündet, seine Teamkollegen hätten ihn mit lang anhaltendem Applaus verabschiedet. Der 30-Jährige, der in 93 Länderspielen insgesamt 41 Tore erzielt hat, kündigte für Freitag eine Erklärung an. Auch Tschechiens Kapitän Tomas Rosicky denkt über eine Fortsetzung seiner Karriere in der Nationalmannschaft nach. "Ich hatte einige Probleme mit meiner Gesundheit. Ich liebe mein Land, aber ich brauche ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken, was für mich das Beste ist", sagte der 31-Jährige. Der Ex-Dortmunder konnte wegen Achillessehnenproblemen gegen Portugal nicht auflaufen.

Fußball-EM, Schiedsrichter: Fußball-Schiedsrichter Viktor Kassai hat seinen gravierenden Fehler im letzten Vorrundenspiel der Gruppe D zwischen England und der Ukraine (1:0) am Dienstag eingestanden. Der Unparteiische hatte einem regulären Treffer der Gastgeber die Anerkennung verweigert, obwohl der Ball die Torlinie vollständig überschritten hatte. "Nach dem Spiel haben wir die Situation nochmals angeschaut und analysiert. Wir haben da erkannt, dass wir einen Fehler gemacht haben", sagte Kassai auf der Homepage des ungarischen Fußballverbandes MLSZ. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte Kassai am Mittwoch - wie auch Wolfgang Stark (Ergolding) - vorzeitig nach Hause geschickt.

Rußland, Arschawin: Rußlands Kapitän Andrej Arschawin hat Ärger, weil er sich herablassend über die eigenen Fans geäußert hat. Vertreter des Eigners und Hauptsponsors von Arschawins Klub Zenit St. Petersburg, des Energieriesen Gazprom, werfen Arschawin mangelnden Patriotismus vor. Ein Sprecher des Unternehmens schloss aus, dass Arschawin in naher Zukunft für Werbeaktionen eingesetzt wird. Gazprom-Chef Alexej Miller, iener der mächtigsten Männer Russlands, sagte, man werde ein mögliches Angebot zur Weiterverpflichtung Arschawins in der kommenden Saison prüfen. Der 31-Jährige ist von Arsenal London an Zenit verliehen. Einen Vertrag für die kommende Saison in Russland besitzt aber Arschawin nicht. Auslöser der Debatte ist ein Handy-Video. Es zeigt, wie Arschawin kurz nach dem EM-Aus der Russen gelangweilt in der Lobby des Warschauer Team-Hotels sitzt und russische Hotelgäste mehrfach fragt: "Für was sollen wir uns denn bitte entschuldigen?" Auf den Vorwurf, die Mannschaft habe die Erwartungen von Millionen Fans enttäuscht, antwortete Arschawin: "Wessen Erwartungen waren das? Eure oder unsere? Wenn wir eure Erwartungen nicht erfüllt haben, dann ist das euer Problem." Später hat Arschawin mehrfach betont, dass das Aus auch ihn und seine Teamkollegen enttäuscht habe. Seine Kritiker kontne er damit bisher nicht beruhigen.

Beckenbauer, Blatter: Ein Rücktritt von Franz Beckenbauer aus der Fußball-Kommission des Weltverbandes FIFA dürfte nicht mehr zur Debatte stehen. "Er und ich stehen auf derselben Seite", twitterte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter nach einem Treffen mit Beckenbauer in Zürich und nannte drei Themen als Beleg: "Einführung der Torlinientechnik, Abschaffung der Dreifachbestrafung und Vereinheitlichung der Kriterien für WM- und EM-Endrunden." Am 5. Juli tagen die Regelhüter der FIFA in Zürich und beratschlagen über die Torlinien-Technik. "Ich bin zuversichtlich, dass die Zeichen der Zeit erkannt werden", twitterte Blatter. Nachdem EM-Gastgeber Ukraine ein reguläres Tor gegen England (0:1) verweigert wurde, hatte der FIFA-Boss erklärt: "Nach dem Spiel letzte Nacht ist Torlinientechnik keine Alternative mehr, sondern eine Notwendigkeit." Einheitliche Regeln sollen künftig in der Gruppenphase bei Punktgleichheit herrschen. Bislang gilt bei FIFA-Turnieren die Tordifferenz, bei der EURO der Europäischen Fußball-Union (UEFA) in Polen und der Ukraine beispielsweise aber der direkte Vergleich. Die FIFA-Fußball-Kommission hat sich auch für die Abschaffung der Dreifach-Bestrafung (Rote Karte, Sperre und Elfmeter) bei harmlosen Strafraumfouls ausgesprochen.

Deutschland, Niersbach: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat der Fußball-Europameisterschaft ein glänzendes Zwischenzeugnis ausgestellt. "Unser Fazit: Total positiv", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes am Freitag im ARD-Morgenmagazin. Niersbach lobte vor allem die EM-Gastgeber Polen und Ukraine: "Die Organisation und die Stadien sind klasse." Auch die Gastfreundschaft sei in beiden Ländern "überwältigend". Danzig, in den Wochen der EM Quartier der DFB-Auswahl, sei bereits "so ein Stück Heimat geworden", sagte Niersbach vor dem Viertelfinale der deutschen Mannschaft gegen Griechenland. Ein Kompliment verteilte der DFB-Chef auch an die Europäische Fußball-Union Uefa: "Ich finde, dass diese erste Großveranstaltung in Osteuropa im Fußball ein Erfolg ist."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: