Spiele zur EM-Qualifikation:Ottmar drei, Lothar eins

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Sieg für die Schweiz, Aus für Bulgarien: Im deutschen Trainerduell der EM-Qualifikation gewinnt Ottmar Hitzfeld gegen Lothar Matthäus, weil ein kleiner Stürmer dreimal trifft. Berti Vogts gelingt mit Aserbaidschan der zweite Erfolg, während Österreich die EM endgültig verpasst. Dafür sind Spanien und Italien sicher dabei.

Die Qualifikationszeit ist eine schöne Zeit, vor allem weil man sich hierzulande an den zuletzt erfrischenden Auftritten der deutschen Elf erfreuen konnte. Während Bundestrainer Joachim Löw mit seinem Team die Teilnahme an der EM in Polen und der Ukraine nach acht Siegen in acht Spielen bereits sicher hat, kämpfen eine Reihe anderer Nationen noch um die begehrten Tickets für die Europameisterschaft im kommenden Jahr. Nach diesem Großkampftag im europäischen Fußball-Ländervergleich haben auch Titelverteidiger Spanien und Italien ihren EM-Start sicher.

Berti Vogts gewann mit Aserbaidschan gegen Kasachstan mit 3:2 - es war sein zweiter Sieg in dieser Qualifikation.  (Foto: AFP)

Für Berti Vogts verläuft die Vorausscheidung für das EM-Turnier mit ansteigender Freude. Vier Tage nach dem 1:1 gegen Belgien schlug Aserbaidschan nun Kasachstan mit 3:2 (0:1) und gewann so zum zweiten Mal in der deutschen Gruppe A ein Spiel. Rauf Alijew (53. Minute), Mahir Schukurow (62./Elfmeter) und Vagif Jawadow (67.) erzielten in dem Nachbarschaftsduell in Länkäran die Tore für Aserbaidschan, das damit Revanche für die im Hinspiel erlittene 1:2-Niederlage nahm. Die Vogts-Elf belegt mit sieben Zählern weiterhin Rang fünf. Sergej Ostapenko (20.) und Witali Ewstignejew (77.) trafen für die Kasachen (3 Punkte), die die Gruppe wohl als Letzter abschließen werden. Aserbaidschans Verteidiger Afran Ismajlow gab sich überschwänglich: "Das ist mehr als ein sehr wichtiger Sieg für uns - das ist ein historischer Erfolg. Der Gegner war stark, aber wir waren besser und haben verdient gewonnen."

Verdient hätten vielleicht auch die armen Österreicher mehr, aber nach einem erneut enttäuschenden 0:0 gegen die Türkei hat das Team von Trainer Didi Constantini die EM-Teilnahme endgültig verspielt. Mit dem Remis in Wien vergaben die Österreicher auch die theoretische Chance, sich doch noch für das Turnier in Polen und der Ukraine zu qualifizieren. Derzeit haben die Türken (14 Punkte) die beste Ausgangsposition, um die Qualifikationsgruppe A hinter Deutschland auf dem zweiten Rang abzuschließen - noch besser hätte es für die Türken ausgesehen, wenn Arda Turan in der 90. Minute einen Foulelfmeter nicht vergeben hätte. Gruppendritter ist Belgien (12), die jetzt doch noch Chancen haben, die Türkei abzufangen.

In Gruppe B duellierten sich die EM-Kandidaten Russland und Irland, die beide weiterhin gute Chancen auf eine Teilnahme haben - am Ende stand es 0:0. Die Gastgeber verpassten vor allem in der Schlussphase trotz vieler Chancen den Sieg und konnten nicht an ihr gutes Spiel beim 3:2 in Dublin anknüpfen. Der deutsche Schiedsrichter Felix Brych, der das Spiel in Moskau leitete, zeigte Richard Dunne (73.) die vierte Gelbe Karte, sodass der Ire im nächsten Spiel gesperrt ist. Für Giovanni Trappattonis Team ist das torlose Remis ein durchaus brauchbares Resultat auf dem Weg in die Playoffs. Profitieren könnten von der Punkteteilung zwischen dem Tabellenersten Russland und dem Tabellenzweiten Irland noch die Slowakei oder - aufgepasst - Armenien. Im direkten Duell erlebten die Slowaken an diesem Abend zuhause ein peinliches 0:4.

Dank eines späten Treffers von Giampaolo Pazzini (85.) hat sich Italien als zweites Team nach Deutschland für die Endrunde in Polen und der Ukraine qualifiziert. Die Mannschaft von Trainer Cesare Prandelli gewann mit 1:0 (0:0) in Florenz gegen Slowenien. Der Weltmeister von 2006 liegt nach acht Spieltagen mit 22 Punkten uneinholbar an erster Stelle in der Qualifikationsgruppe C, gefolgt von Serbien (14 Punkte), das in Belgrad einen zähen 3:1 (2:1)-Erfolg gegen die Färöer feierte. Zoran Tosic (6.), Milan Jovanovic (23.) und der Stuttgarter Zdravko Kuzmanovic (69.) trafen für die Gastgeber, den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer für die Färöer hatte Frodi Benjaminsen (37.) erzielt. Die Serben haben nun die besten Chancen auf den zweiten Platz. Sie liegen einen Punkt vor Estland, das allerdings schon ein Spiel mehr absolviert hat.

Ein wenig zittern müssen Franck Ribery und seine Franzosen. Der Bundesliga-Profi des FC Bayern kam mit seiner Equipe in Gruppe D nicht über ein 0:0 in Rumänien hinaus. Verfolger Bosnien-Herzegowina setzte sich gegen Weißrussland mit 1:0 (0:0) durch und kam bis auf einen Punkt an Frankreich heran. heran. Die Mannschaft von Trainer Laurent Blanc hat als Tabellenführer aber weiter die besten Chancen. Die Entscheidung über die direkte Qualifikation wird wohl am 11. Oktober fallen, wenn Frankreich und Bosnien im direkten Duell aufeinandertreffen. In Bukarest bestimmten die Franzosen zwar über weite Strecken das Spiel, die besseren Torchancen hatten aber die konterstarken Rumänen mit dem Schalker Ciprian Marica. Für die Bosnier war der ehemalige Wolfsburger Zvjezdan Misimovic mit seinem Tor in der 87. Minute der Matchwinner gegen das Team von Trainer Bernd Stange.

EM-Qualifikation
:Aus für Austria

Zwar hält Torwart Pascal Grünwald in letzter Minute einen Elfmeter, dennoch sind die Österreicher in der EM-Qualifikation ausgeschieden. Trainer Didi Constantini muss sich wohl einen neuen Job suchen. Der Fehlschuss von Arda Turan und das 0:0 tut aber auch den Türken sehr weh.

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Den Niederländern ist in Gruppe E der Platz für die Europameisterschaft nach einem 2:0-Erfolg gegen Finnland indessen kaum mehr zu nehmen. Für den Titelträger von 1988 trafen in Helsinki Kevin Strootman in der 29. Minute und Luuk de Jong in der Nachspielzeit. Der Treffer von Strootman fiel auf sehenswerte Weise: Der Mittelfelspieler vom PSV Eindhoven nahm eine Flanke aus dem Halbfeld von Wesley Sneijder mit dem Außenrist und traf in bester Marco-van-Basten-Manier volley ins Tor. Finnlands Perparim Hetemaj wurde nach einer Stunde vom deutschen Schiedsrichter Manuel Gräfe mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Für die Mannschaft von Trainer Bert van Marwijk, die in der Gruppe souverän an der Spitze steht und jetzt nur noch theoretisch von Schweden (5:0 in San Marino) oder Ungarn (2:0 gegen Moldawien) überholt werden kann, war es der achte Sieg im achten Qualifikationsspiel - eine solch gute Bilanz hat sonst nur Deutschland vorzuweisen.

EM-Qualifikation
:Aus für Austria

Zwar hält Torwart Pascal Grünwald in letzter Minute einen Elfmeter, dennoch sind die Österreicher in der EM-Qualifikation ausgeschieden. Trainer Didi Constantini muss sich wohl einen neuen Job suchen. Der Fehlschuss von Arda Turan und das 0:0 tut aber auch den Türken sehr weh.

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In Gruppe F sieht alles nach einer klaren Sache für Kroatien aus. Beim 3:1 (0:1) gegen Israel hatte die Mannschaft von Slaven Bilic nur in der ersten Halbzeit Probleme. Die Israelis konnten beim Spiel in Zagreb zunächst gut mithalten und gingen nicht unverdient durch Tomer Hemad (44.) in Führung. Doch nach dem Seitenwechsel erzielte Luka Modric (47.) rasch den Ausgleich. Nachdem Israels Tal Ben-Haim (51.) vom Platz gestellt worden war, sorgte Eduardo (55., 57.) mit einem Doppelschlag für die Entscheidung. Die Kroaten (19 Punkte) haben damit mindestens Platz zwei sicher und können nach dem Sieg im direkten Duell nicht mehr von Israel (13) eingeholt werden - die Playoffs haben die Männer vom Balkan damit sicher. Um den Gruppensieg müssen sie sich aber noch mit Griechenland streiten, die an diesem Abend ein 1:1 (0:1) in Lettland erreichten und damit bis auf einen Punkt an den Kroaten dran sind.

Ohne Probleme bewegen sich unterdessen die Engländer durch die Qualifikation in Gruppe G. Die "Three Lions" entschieden in London das Insel-Duell mit Wales mit 1:0 (1:0) für sich, obwohl sie dabei nicht allzu sehr glänzen konnten. Mit nunmehr 17 Punkten aus sieben Partien führt das Team von Trainer Fabio Capello die Gruppe G klar vor Montenegro (11 Punkte aus sechs Partien) an. Das Siegtor erzielte Ashley Young (35. Minute). In der zweiten Partie der Gruppe ging es weitaus aufregender zu: Ottmar Hitzfeld und seine Schweizer schlugen die von Lothar Matthäus trainierten Bulgaren mit 3:1 (1:1) und erhielten sich damit ihre Chancen auf die Relegationsspiele. Die frühe Führung Bulgariens durch Ivan Ivanov (9.) glich Xherdan Shaqiri vom FC Basel nach Vorarbeit des Leverkuseners Eren Derdiyok in der Schlussminute der ersten Hälfte aus. In der 63. Minute war es erneut Shaqiri, der den Führungstreffer markierte. Anschließend traf er auch noch zum 3:1-Endstand (90.) und rettete die Schweiz damit vor dem vorzeitigen Aus. Bulgarien hingegen hat nun auch theoretisch keine Chance mehr auf die Teilnahme an der EM.

Stürmer Nicklas Bendtner vom englischen Klub FC Sunderland hielt derweil Dänemarks Traum von der EM-Teilnahme mit zwei wichtigen Treffern (24./44.) am Leben. Im Kopenhagen setzte sich das Team von Trainer Morten Olsen im Skandinavien-Derby gegen Norwegen mit 2:0 (2:0) durch. Dänemark rückte durch den Sieg mit 13 Zählern auf den zweiten Platz vor und verdrängte die punktgleichen Norweger auf Rang drei. Angeführt wird die Gruppe H weiter von den am Dienstag spielfreien Portugiesen, die ebenfalls 13 Punkte auf dem Konto haben. Bei den Dänen standen in der Innenverteidigung neben William Kvist vom VfB Stuttgart auch Simon Kjaer, der vom VfL Wolfsburg an den AS Rom ausgeliehen wurde, in der Startelf. Hannovers Angreifer Mohammed Abdellaoue spielte 90 Minuten für die Gäste - ohne jedoch gefährlich zu werden.

Erwähnt sei an dieser Stelle noch der Mann mit dem schönsten Namen des EM-Qualifikationsabends: Weil Kolbeinn Sigthorsson gegen Zypern traf, gewann Island zum ersten Mal in dieser Qualifikation. Sein 1:0 in der 5. Minute war das Siegtor - Chancen auf die EM hatten die Isländer aber schon lange nicht mehr.

Spanien qualifizierte sich am späten Abend als drittes Team nach Deutschland und Italien für die EM 2012. In Logrono feierte der Welt- und Europameister in Gruppe I einen erwarteten 6:0 (3:0)-Sieg gegen Liechtenstein. Allerdings brauchte der Favorit gut eine halbe Stunde, ehe Alvaro Negredo mit einem Doppelschlag (33., 37. Minute) den Torreigen eröffnete. Xavi (44.), Sergio Ramos (52.) und David Villa (60., 79.) machten mit ihren Treffern den Klassenunterschied zwischen beiden Teams deutlich. Damit kann der Titelverteidiger mit nunmehr 18 Punkten und 8 Punkten Vorsprung nicht mehr vom ersten Platz verdrängt werden. Schottland wahrte die Chance auf Platz zwei durch einen 1:0 (0:0)-Sieg gegen Litauen. Das entscheidende Tor in Glasgow markierte Steven Naismith (50.). Bei zwei noch ausstehenden Spielen haben die Schotten (8) nun zwei Punkte Rückstand auf Tschechien (10).

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