Süddeutsche Zeitung

Österreich bei der EM:Best of Bundesliga

Ein Torschütze vom FC Bayern, ein Torschütze von Borussia Mönchengladbach: Österreich fährt nach einem 2:1 gegen Nordmazedonien mit lauter Spielern aus Deutschland zur EM.

Von Johannes Kirchmeier

Die Choreographie war opulent im altehrwürdigen und natürlich ebenfalls opulenten Ernst-Happel-Stadion in Wien. Schließlich war die Erwartung im Land groß, dass dieser Tag ein besonderer für den österreichischen Fußball werden sollte. Weiß auf Rot spannten die Österreicher einige Wörter vor ihre Fankurve: "Land der Berge, Land am Strome, Land der Äcker, Land der Dome!" Es sind die ersten Worte der Nationalhymne. Die Anhänger verzierten ihre Choreo mit Dom und Schiff, und auch mit zwei rot-weiß-roten Traktoren.

Die Bastelarbeit hat sich gelohnt: Österreich gewann sein EM-Qualifikationsspiel 2:1 (1:0) gegen Nordmazedonien und hat sich damit für das kontinentale Zwölf-Länder-EM-Turnier 2020 qualifiziert. Zum dritten Mal überhaupt schafft es das Team damit zur Endrunde einer Europameisterschaft. Nach der Teilnahme bei der Heim-EM 2008 und dem Turnier 2016 in Frankreich gelang die Qualifikation einen Spieltag vor dem Ende als Gruppenzweiter hinter Polen.

Die Qualifikation hatte für Österreich zäh begonnen, mit einem 0:1 gegen Polen und einem 2:4 gegen Israel. Und das ist ja gerade nicht irgendein Israel, sondern das Israel von Andi Herzog, dem einstigen Spielgestalter und sogenannten "Alpen-Maradona", den die Österreicher nach der Karriere dann nie zum Bundestrainer beriefen, und der stattdessen Nationaltrainer in Israel wurde. In einer Gruppe mit dem Herzog-Andi scheitern? Das wäre schon arg.

Nach der Niederlage in Israel hat das Team dann allerdings in sieben Spielen nur noch drei Gegentore kassiert, dabei sechsmal gewonnen und in Polen ein Remis geschafft. Und so ging es auch gegen Nordmazedonien weiter. Rechtsverteidiger Stefan Lainer vom Bundesliga-Tabellenführer Borussia Mönchengladbach schickte David Alaba - für Österreich als Linksaußen statt als Verteidiger wie beim FC Bayern unterwegs - mit einem Steilpass in den Strafraum. Alaba tanzte mit dem Ball um den Torwart herum und traf (7. Minute).

La Olas im Ernst-Happel-Stadion

Lainer und Alaba sind zwei von 31 Österreichern, die derzeit in der deutschen Bundesliga spielen. Am Samstag startete das ÖFB-Team mit sieben aktuellen und zwei ehemaligen Bundesliga-Kickern. Bundestrainer Franco Foda, 53 und ebenfalls Deutscher, gilt nach 20 Jahren als Spieler und Trainer im Alpenland zumindest im Erfolg schon als Österreicher. Seit zwei Jahren ist er Bundestrainer - seine erste Qualifikationsrunde endet nun gleich mit einem Erfolg.

"Jetzt gilt es, das letzte Mosaiksteinchen auf unsere Seite zu bringen", hatte der gebürtige Mainzer vor dem Spiel gesagt. Und sein Team war gewillt, diese Aufgabe zu erfüllen. Der Ex-Bremer Marko Arnautovic, inzwischen in Shanghai angestellt, hatte drei Großchancen vor der Halbzeit, doch erst schoss er zweimal knapp neben das Tor, dann köpfelte er daneben (17./23./34.). Frankfurts Innenverteidiger Martin Hinteregger scheiterte zwischendurch nach einem Doppelpass mit Alaba am nordmazedonischen Torwart (19.).

Direkt nach der Halbzeitpause entschied aber dann Lainer die Partie: Nach einem Eckball von Valentino Lazaro landete der Ball beim Leipziger Marcel Sabitzer, nach dessen Schuss traf Lainer im Nachsetzen (48.). Fortan spielte Österreich deutlich zurückhaltender, die Zeit der Feierei begann nun auf den Tribünen. Die Fans schickten La Olas durchs Happel-Oval - und ließen die letzten gemächlichen Minuten ihrer Kicker freudig über sich ergehen. Da störte auch das 1:2 von Vlatko Stojanovski nicht (90.+3).

Vor vier Jahren in Wien, als die Österreicher ihre erste erfolgreiche EM-Qualifikation schafften, feierten sie das üppig, doch der Jubel war nicht besonders nachhaltig. Beim Turnier 2016 in Frankreich gelang der Mannschaft kein Sieg, und sie verpasste die WM in Russland zwei Jahre später. Vielleicht gab es deshalb nun lediglich eine fast schon zurückhaltende Stadionrunden nach dem Schluspfiff. Gejubelt werden soll später.

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Quelle:
SZ vom 17.11.2019/tbr
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