EM-Finale:Stoische Spanier

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(Foto: Jonathan Nackstrand/AFP)

Kroatiens Handballer scheitern im Finale knapp am Titelverteidiger.

Domagoj Duvnjaks Traum vom ersten EM-Titel mit Kroatien bleibt unerfüllt. Der Spielmacher vom deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel verlor am Sonntag nach großem Kampf das EM-Finale gegen Titelverteidiger Spanien mit 20:22 (11:12) Toren. Vor 17 800 Zuschauern in Stockholm reichten auch fünf Treffer von Duvnjak nicht zum ersehnten Triumph. "Wir haben noch nie die Europameisterschaft gewonnen. Es wäre für die ganze Nation schön, wenn uns das gelingt", hatte Duvnjak vor dem Finale gesagt. Selbst Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarović war kurzfristig in die schwedische Hauptstadt gereist und drückte im Trikot auf der Tribüne die Daumen.

Ohnehin war die Tele2-Arena fest in der Hand der kroatischen Fans, die ihre Mannschaft wie im Halbfinale gegen Norwegen beim dramatischen 29:28-Sieg nach zweimaliger Verlängerung frenetisch unterstützten. Vor allem Kapitän Duvnjak wurde immer wieder gefeiert. Der 31 Jahre alte Rückraumspieler, der schon 2008 und 2010 in den verlorenen EM-Endspielen dabei war, nahm das Zepter zu Beginn in die Hand und zeigte vor allem vom Siebenmeterpunkt Nervenstärke. "Er ist ein Topspieler, eine große Persönlichkeit mit einem großen Herz. Er ist unser Held und Anführer", hatte Kreisläufer Zeljko Musa vom SC Magdeburg schon nach dem Halbfinal-Thriller gelobt. Vor dem Anpfiff des Finales wurde Duvnjak dann tatsächlich auch als wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet.

Die Spanier, für die es bereits das sechste EM-Endspiel war, ließen sich jedoch weder von der hitzigen Atmosphäre auf den Rängen noch von der individuellen Klasse der Kroaten beeindrucken und blieben bis zum 6:6 auf Augenhöhe. Selbst als Kroatien in der 19. Minute beim 10:7 erstmals auf drei Tore weg zog, blieben sie cool. Mit stoischer Gelassenheit spielte der Champion von 2018 seine Angriffe erfolgreich aus, und in der Abwehr lief der zum besten EM-Torwart gekürte Gonzalo Perez de Vargas zur Hochform auf. Nach einem 4:0-Lauf ging Spanien erstmals in Führung und nahm diese auch mit in die Halbzeit.

Nach dem Wechsel blieb das Momentum erst einmal bei den Spaniern. Während die Kroaten schwere Beine bekamen, nutzte der Titelverteidiger jede sich bietende Chance und schuf sich beim 16:12 ein Polster. Doch die Kroaten, Weltmeister von 2003 und Olympiasieger von 2004, bewiesen erneut ihr großes Kämpferherz. Das Team von Trainerfuchs Lino Cervar, der schon bei den früheren Erfolgen an der Seitenlinie stand, war Mitte der zweiten Halbzeit beim 15:16 wieder dran und ging sechs Minuten vor dem Ende sogar in Führung. Doch in der Schlussphase schlugen die Spanier zurück und bejubelten den Sieg. Zugleich sicherten sie sich damit auch die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio.

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