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EM:Empfang der deutschen Handballer: Sprechchöre für die Party-Könige

Wie halten die das durch? Die deutschen Handballer werden nach dem Gewinn des EM-Titels von 10 000 Fans bejubelt - und haben immer noch Kraft zum Feiern.

Selbst beim Feiern ausdauernd: In Sachen Party-Marathon macht den deutschen Handballern so schnell keiner etwas vor. Am Sonntagabend schnappte sich die junge Truppe den EM-Titel in Krakau, zelebriert wurde das nach dem Kabinengehüpfe bei einem Italiener in der Krakauer Innenstadt. Montagmittag ging es dann mit einer Sondermaschine zurück nach Deutschland - und selbst im Flieger wurde noch weitergefeiert. Um 14.22 Uhr landet das Team auf dem Flughafen Tegel, natürlich mit Fahne im Gepäck. Auch als Flugzeug-Deko.

Die Flughafen-Feuerwehr begrüßt das Team mit Wasserfontänen, der erste Spieler auf dem Rollfeld ist dann Carsten Lichtlein: Er streckt die nicht gerade spektakuläre, aber hoch begehrte Schale in die Luft. Und wie das bei diesem Team so ist, steht schon einer dahinter, der ihm zujubelt. In diesem Fall: Abwehr-Held Finn Lemke.

Martin Strobel traf in den wichtigen Partien kluge Entscheidungen, in Berlin präsentiert er seine Goldmedaille. Natürlich immer mit dem Smartphone in der Hand. Unglaubliche Momente müssen schließlich festgehalten werden.

Uwe Gensheimer war vor der EM verletzt ausgefallen, aber dennoch mit dem Team in Polen. Er unterstützte sie nicht nur neben dem Feld, sondern natürlich auch beim Feiern. Wohlgemerkt: Keiner der Spieler versteckte die müden Augen hinter einer Sonnenbrille. Absolute Party-Pimps.

Trainer Dagur Sigurðsson ist auch ein Mann der neuen Medien, am Tag nach dem Titelgewinn setzte er seinen ersten Tweet in diesem Jahr ab: "Frohes neues, gibt[s] was neues?" Schon am Flughafen warf sich der Isländer in die Journalistenmenge, denn es gibt ja was neues: Er hat Deutschland tatsächlich zum 2. EM-Titel gecoacht.

Im Mannschaftsbus geht es durch die Hauptstadt zur Max-Schmeling-Halle, die Sigurðsson, Vize-Präsident Bob Hanning und einigen Spielern ein zweites Zuhause geworden ist: Dort tragen die Füchse Berlin ihre Heimspiele aus. Carsten Lichtlein spielt zwar in Gummersbach, fühlt sich an diesem Montag aber auch in Berlin sichtlich wohl: Wieder wuselt der Torwart (2.v.r.) mit dem goldenen Teller durch die Gegend.

Knapp 10 000 Zuschauer warten dann in der Halle auf die Spieler - und zwar ziemlich gut gelaunt. DJ Ötzi tritt auf, danach hallen immer wieder Sprechchöre durch die Menge: "So sehen Sieger aus." Die Europameister laufen ein, unfallfrei. Heisere Stimmen krächzen durchs ARD-Mikrofon, Jannik Kohlbacher (2.v.l) erträgt die Fragen meisterlich. "Es ist unglaublich, was die Mannschaft für den Handball getan hat", sagt Kapitän Gensheimer. Ohne Heiserkeit.

Beeindruckt von der Kulisse sind die selbsternannten Badboys natürlich schon, doch Finn Lemke überwindet seine Scheu: Er zeigt dem Publikum, wie so eine Kabinenansprache im deutschen Team funktioniert. Ein Motivationsspruch, entschlossenes Gucken und deutliche Gesten gehören dazu. Präziser: "Heute nicht! Heute kann uns niemand schlagen! Heute ist unser Tag!", brüllt Lemke, so wie er es das ganze Turnier über getan hat.

Am Ende flattert noch goldener Konfettiregen auf die Spieler nieder und natürlich, Andreas Wolff taucht noch auf. Der Torwart hatte mit 48 Prozent gehaltener Bälle eine unfassbare Leistung im Finale gezeigt - in Berlin zeigt er nur noch die Schale. Und feiert mit seinen Kollegen immer weiter.

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