EM-Auslosung:Ein Stöhnen in der Elbphilharmonie

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Wer auf den Rängen der Elbphilharmonie in Hamburg sitzt, bekommt in aller Regel akustische Wohltaten geboten - bei der EM-Auslosung gab es allerdings ungewohnte Geräusche. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Während die Losfeen gerade die Vorrundengruppen der EM im kommenden Jahr ziehen, erklingt im Saal die Akustik eines Erotikfilms. Ein britischer Internet-Comedian will für den Streich verantwortlich sein - es ist nicht der erste Vorfall dieser Art.

Von Javier Cáceres, Hamburg

Auslosungen sind üblicherweise ernste und bürokratische Angelegenheiten. Es sei denn, es geschehen Pannen. Oder jemand spielt einen Streich wie bei der EM-Endrundenauslosung vom Samstagabend, als in der Hamburger Elbphilharmonie, schon auch ein Hort der Sinne, die Menschen auf der ans Raumschiff Enterprise gemahnenden Bühne sowie im Auditorium innehielten und sich fragten: Hören wir da wirklich, was wir da hören?

Nun ja: Man hörte, was man da hörte. Nämlich eine wiederkehrende Sequenz, die ganz offenkundig aus einem Erotikfilm stammte und wohl auch mit schwülstiger Musik unterlegt war. Ganz zu klären war das nicht, die Qualität der Akustik in der "Elphi" steht ja bekanntlich seit einem Auftritt des Tenors Jonas Kaufmann ("Der Saal gibt dir keine Hilfe") in der Diskussion. Doch das war nicht das Einzige, was nach Aufklärung im engeren und weiteren Sinne nur so schrie.

Komödiant bekennt sich - Streich soll per Klingelton eingefädelt worden sein

Die Aufklärung gestaltete sich, wie das halt so ist, einigermaßen schwierig. In einem Sozialnetzwerk kursierte zwar sehr rasch das Bekennervideo eines britischen Komödianten, der es irgendwie geschafft haben wollte, die Softporno-Akustik-Attacke zu fahren. Der Internet-Comedian will schon im Januar für eine ähnliche Posse verantwortlich gewesen sein. Seinerzeit wurden die Zuschauer einer BBC-Fußballübertragung mit Sounds intimer Begegnungen behelligt. Doch eine Bestätigung für die Urheberschaft gab es auch am Sonntag nicht.

Ein Gerücht besagte, dass ein Unbekannter in der Nähe eines Mikrofons ein Handy platziert hatte, das Gestöhne einer Frau als Klingelton programmiert und dieses Telefon immer wieder angerufen hatte. Es klang ein wenig aufgesetzt oder overacted, wie man in der Filmsprache sagen würde, und gewiss nicht so überzeugend wie Meg Ryan in der berühmten Katz's-Deli-Szene aus "Harry und Sally". Es gab aber andererseits wenige Frauen im Saal und auch keine Kellner, sodass niemand richtig in die Verlegenheit kam, "genau das, was sie hatte" zu bestellen, wie es die Dame am Nachbartisch von Harry und Sally tat.

Verstört schmunzeln musste, als der Klingelstreich losging, der eine oder andere aber schon. Unter anderem die dänische Losfee Brian Laudrup, ein Europameister von 1992. Just, als er das Los mit dem Namen "Serbia" auseinanderfaltete - es landete in einer Gruppe mit England, Slowenien und Dänemark -, war wieder das Geräusch zu hören. Ein anderer Filmklassiker, "Das Leben des Brian", kreist nicht um das Leben Laudrups, ein Zitat aus dem Drehbuch passte dann aber doch zu den Gedankenwolken, die den Großen Saal der "Elphi" bis unter die Decke füllten. Denn man konnte förmlich in der Luft lesen, dass die Aristokraten der Fußballindustrie geeint waren wie selten zuvor: "Sex! Sex! Sex! Das ist alles, woran sie denken!"

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