Süddeutsche Zeitung

Schwedens Sieg:Elfmeter zur Frustbewältigung

Schweden tut sich auch gegen die Slowakei vor dem Tor schwer - dann trifft Emil Forsberg spät zum 1:0. Nun ist das Achtelfinale nah.

Von Sebastian Fischer, Sankt Petersburg

Aus elf Metern, ungestört, war die Chance dann zu groß, um sie auch noch zu vergeben. Emil Forsberg lief an, zielte in die rechte Ecke und traf per Elfmeter zum 1:0 (0:0) für Schweden gegen die Slowakei. Sein Jubel, ein Tritt gegen die Bande, sah mehr nach Frustbewältigung aus. So nervig war dieses Spiel für ihn bis dahin gewesen.

Forsberg, 29, der Mittelfeldspieler aus Leipzig, sicherte Schweden damit den ersten Sieg und vier Punkte bei dieser EM. Nach einem 0:0 zum Auftakt gegen Spanien ist das Achtelfinale nun nah. Und er verhinderte vorerst die Diskussion der Frage, wie es den Skandinaviern in Zukunft gelingen soll, ein Tor zu schießen.

Trainer Janne Andersson hatte seine Aufstellung im Vergleich zum Auftaktspiel nicht geändert, bloß seinen "taktischen Ansatz". Das hatte er vorher angekündigt: Mehr eigene Initiative in der Offensive als gegen Spanien, als die Schweden bloß 25 Prozent Ballbesitz hatten. Gegen die Slowakei, tags zuvor durch die Nachricht eines Positivtests von Ergänzungsspieler Denis Vavrov geschwächt, sollte das anders aussehen.

Alexander Isak spielt eine starke zweite Halbzeit

Tatsächlich waren die Schweden etwas dominanter, allerdings klappte in der ersten Hälfte in ihrem Offensivspiel so gut wie nichts. Forsberg versuchte auf dem Flügel immer mal wieder, Angriffe zu initiieren. Aber wenn ihm etwas gelang, spielte er danach oft den Pass zu ungenau. Es waren beispielhafte Szenen für Schwedens Bemühungen.

Es gehört zu den ewigen Reflexen, Offensivkräfte der Skandinavier an den Fähigkeiten des am Knie verletzten, 39 Jahre alten Zlatan Ibrahimovic zu messen. Das ist natürlich unfair für Angreifer wie Alexander Isak oder Marcus Berg, die am Freitag begannen. Doch nimmt man die erste Hälfte gegen die Slowakei zum Maßstab, dann kann man durchaus verstehen, dass sie Ibrahimovic immer noch einsetzen würden, wäre er fit.

Weil die Slowaken lieber tief verteidigten und konterten, als die Initiative zu übernehmen, wie sie das auch schon bei ihrem überraschenden 2:1-Auftaktsieg gegen die Polen erfolgreich gemacht hatten, war die Partie lange sehr zäh. Es musste der Außenverteidiger Ludwig Augustinsson von Werder Bremen mit nach vorne kommen, um nach einer Stunde Spielzeit per Kopfball die erste echte Torchance zu haben, Torwart Martin Dubravka hielt.

Die schwedischen Fans im Stadion wollten einen frischen Offensivspieler sehen: "Kulu, Kulu-Kulu, Kulu-Kulusevski", sangen sie, doch Dejan Kulusevski, 21, blieb auf der Bank. Das Talent von Juventus Turin war vor der EM einer von zwei Spielern mit positiven Coronatests im schwedischen Team gewesen. Stattdessen brachte Trainer Andersson Robin Quaison von Mainz 05 für Berg.

Isak, der andere Angreifer, wurde dagegen immer besser. Und er schien zu verzweifeln, als er in der 71. Minute fast die Hälfte der Slowaken allein ausdribbelte, aus dem Mittelfeld bis in den Strafraum vordrang und mit seinem Schuss erst an Dubravka scheiterte. Kurz zuvor hatte er bereits eine Kopfballchance vergeben. Nach Luft schnappend schüttelte er den Kopf.

Aber es war dann Isak, der einen schönen Pass auf Quaison spielte, und der Mainzer wurde von Dubravka gefoult. "Es war eine großartige Aktion, den Elfmeter so herauszuholen. Ich musste ihn nur noch reinmachen", lobte Forsberg seinen Kollegen.

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