EM-Aus für Lewandowski:"Mamma Mia, immer dasselbe!"

EM-Aus für Lewandowski: Konnte die Last nicht alleine schultern: Auch drei Treffer von Robert Lewandowski reichen nicht für das Achtelfinale.

Konnte die Last nicht alleine schultern: Auch drei Treffer von Robert Lewandowski reichen nicht für das Achtelfinale.

(Foto: Kirill Kudryavtsev/AFP)

Er hat Bälle angeschleppt, drei Tore erzielt, seine ganze Mannschaft Huckepack genommen: Für Robert Lewandowski und die Polen ist das EM-Turnier trotzdem vorbei - nicht ganz leicht zu verdauen.

Von Sebastian Fischer

Die Saison, die vielleicht die erfolgreichste seiner Karriere war, endete mit einer Enttäuschung, doch eine große Überraschung war das nicht mehr. Robert Lewandowski, der Weltfußballer vom FC Bayern, hat auch bei dieser EM seine große Klasse gezeigt, drei Tore geschossen, drei von vier der polnischen Nationalmannschaft, so viele wie noch nie in seiner Karriere bei einem Turnier. Doch das Vorrunden-Aus konnte er damit nicht verhindern.

"Er trug die Mannschaft geradezu auf dem Rücken. Aber all seine Mühen konnten die Fehler der Kollegen nicht ausgleichen", schrieb am Tag nach dem 2:3 gegen Schweden, das Polens letzten Platz in der Gruppe besiegelte, die Tageszeitung Rzeczpospolita. Lewandowski sei eine "Ein-Mann-Belagerungsmaschine" gewesen, bemerkte die Gazeta Wyborcza: "Aber man kann Fußball nicht in ein Individualspiel verwandeln."

Schon zum Turnierstart waren die Chancen des Teams in Polen skeptisch bewertet worden, anders als bei der Viertelfinalteilnahme 2016 stehen dem Kapitän im Kader zu wenige Mitspieler von internationalem Format zur Seite. Dreimal ist er nun mit dem Nationalteam bei Turnieren in der Vorrunde ausgeschieden. "Mamma Mia, immer dasselbe!", schrieb die Przeglad Sportowy.

Nach dem 1:1 gegen Spanien, als Lewandowski mit einem Kopfball getroffen hatte, waren noch mal Hoffnungen aufgekommen, zum Weiterkommen hätte es einen Sieg gegen Schweden benötigt. Doch das Spiel ähnelte dann eher dem enttäuschenden 1:2 zum Auftakt gegen die Slowakei. Wieder führte ein grotesker Fehler zum Rückstand, Kamil Jozwiak trat über den Ball. Der Unterschied war eine überragende Leistung Lewandowskis. Sein Schlenzer zum 1:2 habe "wie ein Schluck frisches Wasser in der Wüste" gewirkt, schrieb die Rzeczpospolita.

Egal wieviel er rennt: Auch Lewandowski kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein

Lewandowski feuerte seine Kollegen an, das war im Nationalteam auch schon anders. Er arbeitete, wich auf die Flügel aus, holte sich Bälle selbst, traf auch noch zum 2:2. Er hatte Pech, als er beim Stand von 0:1 zweimal hintereinander die Latte traf und Schwedens Torwart Robin Olsen die Chance zum 3:2 vereitelte, einen aufsetzenden Flankenball. Es war eine symptomatische Szene, im Anschluss ergab sich in der Mitte die nächste Kopfballgelegenheit für Polen. Doch Lewandowski konnte ja nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.

In Polen geht es nun in den Fußballdebatten um die Zukunft des kritisch beäugten, erst seit Anfang des Jahres amtierenden Trainers Paulo Sousa. In einer erstaunlich positiven Analyse sprach er vor allem über die taktischen Fortschritte des Teams. Er würde gerne weitermachen.

Und Lewandowski? Er wird ja bald 33, die Gazeta Wyborcza fragte also, "ob ihm schon der Gedanke durch den Kopf gegangen ist, dass die Chance seines Lebens auf einen Erfolg mit Polens Nationalmannschaft schon hinter ihm liegt?" Doch er selbst hat darüber noch nicht gesprochen. "Das muss man erst mal verdauen, und das wird nicht leicht", sagte er zum Ausscheiden. "Manchmal, wenn man sich ein paar Stunden zu Hause oder im Hotel hinsetzt, dann kommt das erst bei einem an." Und das seien dann "die schlimmsten Momente im Leben eines Fußballers."

Auch wenn er diese Niederlagen von den Turnieren alle zwei Jahre inzwischen kennt: Es würde Robert Lewandowski kaum ähnlich sehen, würden sie ihn nicht trotzdem weiterhin ärgern und anspornen.

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