Marko Arnautovic:Neunzig Minuten Bedenkzeit

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"Bedauerliche Äußerungen von beiden Seiten": Marko Arnautovic (Mitte) zeigt sich reuig und hat sich bei Gegenspieler Alioski entschuldigt.

(Foto: Christian Walgram/GEPA pictures/Imago)

Die Uefa sperrt den Österreicher Arnautovic wegen beleidigender Äußerungen gegen Nordmazedonien für ein Spiel - was die Euphorie im Team merklich dämpft.

Von Felix Haselsteiner

Allzu gerne hätte sich das österreichische Nationalteam nach dem 3:1-Sieg gegen Nordmazedonien mal der Ruhe hingegeben, die man so bei einem EM-Turnier ja noch nie hatte: 2008, bei der Heim-EM, war die Nervosität des Underdogs spürbar, 2016 der Druck des Geheimfavoriten. Diesmal war wenigstens der Start ins Turnier gelungen, zumindest bis zur 89. Minute des ersten Spiels, als Marko Arnautovic das 3:1 erzielte - und zu einem Jubel ansetzte, der erst ruhestörende, nun sportrechtliche und womöglich bald auch sportliche Folgen haben wird.

Die von der Uefa eingesetzte Disziplinarkommission hat am Mittwochnachmittag entschieden, den österreichischen Stürmer für ein Spiel zu sperren - die Mindeststrafe, sobald die Schuld erwiesen ist. Arnautovic hatte nach seinem Tor lautstark in Richtung des nordmazedonischen Verteidigers Ezgjan Alioski gerufen, die genaue Wortwahl ist weiterhin nicht öffentlich bekannt. Fest steht allerdings, dass die Uefa Arnautovic nicht aufgrund von rassistischen Äußerungen verurteilte, sondern wegen Beleidigung.

Arnautovic entschuldigt sich - und zahlt 25 000 Euro

"Ich habe mein Fehlverhalten beim Torjubel aus eigener Initiative, noch bevor ein Verfahren eingeleitet wurde, öffentlich eingestanden und mich dafür entschuldigt", sagte Arnautovic in einem Statement des ÖFB. Es habe im Spiel "bedauerliche Äußerungen von beiden Seiten" gegeben, diese würden allerdings nicht sein Fehlverhalten rechtfertigen, sagte der 32-Jährige. Er wolle zudem 25 000 Euro in sein Integrationsprojekt investieren. "Die betroffenen Spieler haben sich ausgesprochen und die Hand gereicht", sagte Nationaltrainer Franco Foda.

Der wiederum steht vor der Partie gegen die Niederlande am Donnerstag (21 Uhr) vor der schwierigen Aufgabe, Arnautovic zu ersetzen, der zwar gegen Nordmazedonien erst als Einwechselspieler aufs Feld kam, allerdings einen markanten Einfluss auf das österreichische Spiel hat. Sasa Kalajdzic vom VfB Stuttgart rückt damit noch mehr in den Fokus, der Stürmer tat sich allerdings zuletzt noch schwer mit seiner Rolle als vorderste Spitze.

Mögliche Alternativen wären Michael Gregoritsch, der Torschütze zum 2:1 im ersten Spiel, und Alessandro Schöpf. Wie sehr Arnautovics Ausfall schmerzen wird, lässt sich auch aus den Aussagen des niederländischen Coaches Frank de Boer ablesen. "Es ist schade für Österreich, er ist ein sehr guter Spieler", sagte de Boer: "Österreich wird ihn vermissen. Für uns ist das natürlich ein Vorteil, klar."

Die Euphorie, die nach dem historischen 3:1 mal für ein paar Stunden um die österreichische Nationalmannschaft herum zu spüren war, ist durch den Fall Arnautovic wieder merklich gebremst worden. Vielleicht ist das neben den sportlichen Folgen die schlechteste Nachricht dieser Woche.

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