Süddeutsche Zeitung

Polen bei der EM 2021:Lewandowski trifft die Latte einmal zu oft

Zwei Tore des erneut starken Robert Lewandowski reichen nicht: Polen scheidet nach einem 2:3 gegen Schweden schon früh aus. Auch Leipzigs Emil Forsberg trifft doppelt.

Von Sebastian Fischer, Sankt Petersburg

Robert Lewandowski ist es gewohnt, dass die Menschen entzückt sind, wenn er in den Strafräumen dieser Erde auftaucht, so ist das als Stürmer und Weltfußballer. Diesmal war es anders als sonst. Es lief die 17. Minute des Spiels der polnischen Nationalmannschaft gegen Schweden in Sankt Petersburg, und die Zuschauer raunten sogar noch mal, als die Szene, die sich vor ihren Augen abgespielt hatte, auf den Videoleinwänden wiederholt wurde. Sie raunten dreimal: als Lewandowski einen Kopfball an die Latte setzte, als er im zweiten Versuch mit dem nächsten Kopfball wieder die Latte traf - und als der Ball dann zurück durch seine Beine sprang, während der Angreifer vom FC Bayern ihn im gegnerischen Fünfmeterraum erwartete. Danach fiel er, also Lewandowski, ins Tornetz. Der Ball blieb draußen.

Lewandowski, 32, hat am Mittwoch auch noch einmal seine herausragende Klasse bewiesen. Nach einer Stunde schoss er ein wunderbares Tor, ein Schuss in den Winkel aus der Ecke des Strafraums, und kurz vor Schluss traf er erneut, aus Strafraumstürmerposition. Es waren seine Turniertore Nummer zwei und drei, mehr hatte er noch nie. Doch für den Sieg, den die Polen gebraucht hätten, reichte es nicht mehr, 2:3 (0:1) verloren sie am Ende. Während Schweden als Gruppenerster im Achtelfinale steht, mit vier Toren, von denen drei der Leipziger Emil Forsberg schoss, ist der Weltfußballer mit seiner Mannschaft als Gruppenletzter ausgeschieden.

Die Schweden machen vor allem das, was sie am besten können: verteidigen

Gegen Spanien hatten die Polen mit einem Tor von Lewandowski noch überraschend einen Punkt gewonnen und die Hoffnungen aufs Weiterkommen aufrechterhalten. Doch die dritte Partie erinnerte mehr an die erste, die sie gegen die Slowakei 1:2 verloren hatten. Jedenfalls begann sie erneut mit einem Abwehrfehler, schon in der zweiten Minute: Außenverteidiger Kamil Jozwiak trat am Ball vorbei, Forsberg wurschtelte sich durch den Strafraum in Schussposition und erzielte das Führungstor.

Die Schweden hatten schon vor dem Anpfiff als Achtelfinalteilnehmer festgestanden, sie machten deshalb nach dem Tor nicht viel mehr als nötig und vor allem das, was sie am besten können: verteidigen. Kein Gegentor hatten sie zuvor kassiert. Die Polen waren zwar häufiger in Ballbesitz, aber bis auf jene kuriose Szene mit zwei Lattentreffern kam Lewandowski kaum in Position. Gerade bei hohen Bällen hatte er es zwischen Schwedens Innenverteidigern Lindelöf und Danielson schwer.

Nach dem 1:1 gegen Spanien war Lewandowski von Trainer Paulo Sousa gelobt worden, nicht nur ein Tor geschossen, sondern auch gekämpft und geflankt zu haben und überall auf dem Feld aufgetaucht zu sein. Am Mittwoch sah es ähnlich aus. Aber die Schwächen seiner Mannschaft, insbesondere im Spielaufbau und über die Flügel, konnte er trotzdem nicht kaschieren. Und wenn es die Polen einmal anders versuchten als über ihren vordersten Spieler, etwa mit Distanzschüssen wie von Piotr Zielinski kurz vor der Halbzeit oder Grzegorz Krychowiak kurz danach, war Torhüter Robin Olsen zur Stelle.

Die Schweden erhöhten zunächst mit einem Konter in der 59. Minute zum 2:0, der eingewechselte Dejan Kulusevski bereitete Forsbergs Schuss vom Strafraumrand mit einem Sprint über den Flügel herausragend vor. Doch dann starteten die Polen noch mal eine Aufholjagd, an deren Ende es beinahe, natürlich, wieder Lewandowski war, der mit einem als Flanke gedachten Schlenzer Olsen herausforderte.

Zum Schluss, wenigstens bevor die Schweden in der Nachspielzeit zum 3:2 durch Viktor Claesson trafen, raunten die Zuschauer immerhin wieder ob seiner Klasse.

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