Der FC Bayern bei der EM:Viertelfinale dahoam

Der FC Bayern bei der EM: EM-Mission jäh beendet: Die französischen FC-Bayern-Profis Lucas Hernandez, Corentin Tolisso und Benjamin Pavard (von links).

EM-Mission jäh beendet: Die französischen FC-Bayern-Profis Lucas Hernandez, Corentin Tolisso und Benjamin Pavard (von links).

(Foto: Franck Fife/AFP)

Trotz eines Großaufgebots bei der EM sind alle Turnierspieler des FC Bayern bereits ausgeschieden. Das ist zwar gut für die neue Saison, aber schlecht fürs Image. Vorstandschef Oliver Kahn kann das zum Amtsantritt nicht wirklich gefallen.

Kommentar von Philipp Selldorf

Der ewige Wettstreit zwischen England und Deutschland geht nach dem jüngsten Treffen in Wembley in eine Pause von ungewisser Dauer, nun kann sich das hiesige Publikum wieder dem anderen endlosen Epos zuwenden. Und hier sind bereits die Termine für die nächsten Begegnungen verabredet: Am 17. August empfängt Borussia Dortmund den FC Bayern im heimischen Stadion zum Zweikampf um den Supercup, am 4. Dezember steht das erste Rendezvous der beiden in der Bundesliga an.

Laut einer alten Faustregel sind in Jahren, die mit einer gerade Zahl enden, die Chancen für einen Angriff auf den FC Bayern deutlich besser als in Jahren mit ungerader Zahl. Denn üblicherweise finden in den "geraden" Jahren Europa- und Weltmeisterschaften statt, und erfahrungsgemäß sind die Bayern-Spieler dann länger im Sondereinsatz als ihre Kollegen aus Dortmund oder aus anderen ambitionierten Standorten der Liga. Der Theorie zufolge kommen diese Spieler anschließend schwieriger in die Klubsaison, weil sie später in Urlaub gehen und die umfassende Vorbereitung verpassen - oder weil sie womöglich immer noch siegestrunken und durcheinander sind, während längst der nächste Wettbewerb läuft.

Neuerdings ist aber wieder mal alles ganz anders: 2021 ist kein Jahr, das mit einer geraden Zahl endet, trotzdem findet eine EM statt. Und die Chancen für einen Dortmunder Meister-Angriff auf die Münchner sind aufgrund des Turnierverlaufs nicht besser, sondern schlechter geworden, denn die EM findet seit Deutschlands Aus am Dienstagabend ohne Bayern-Spieler statt - während sieben Profis des BVB noch mitten im Nationalmannschaftsbetrieb stecken. Die DFB-Bayern, die vier französischen Bayern, der polnische Bayer Lewandowski und der lange Zeit österreichische Bayer Alaba - alle sind bereits gescheitert und heimgeschickt worden. Und das ist mindestens bemerkenswert.

Julian Nagelsmann mag sich freuen - aber kein Münchner holte sich Selbstbewusstsein bei der EM

Für den Forever-Number-One-Propheten Oliver Kahn, der ab sofort den Vorstandsvorsitz an der Säbener Straße innehat (Amtsantritt: 1.7.), lässt sich ein EM-Viertelfinale ohne FC-Bayern-Beteiligung aus zweierlei Richtungen betrachten: Für das Renommee des Vereins ist das schlecht. Für die sportliche Perspektive ist es gut.

Die Spieler konnten bereits in Urlaub gehen und stehen dem neuen Trainer Julian Nagelsmann entsprechend zeitig wieder zur Verfügung. Ein paar Bedenken scheinen nach diesem Turnier aus Sicht des Münchner Großklubs aber schon geboten zu sein - seine Spieler sind nicht bloß aus dem Wettbewerb geschieden, sie sind auch kaum durch große Taten aufgefallen. Selbst wenn die aktuelle EM-Scorerliste eine willkürliche Instanz darstellt: Dass dort auf den hinteren Plätzen aus den Münchner Reihen nur Lewandowski vorkommt, ist schon ein gewisses Indiz.

Die neue Saison hat bei den paneuropäischen Spielen gewissermaßen schon begonnen. Der BVB ist im Turnier unter anderem mit seinem belgischen Trio (Hazard, Meunier, Witsel) noch prominent vertreten, den englischen EM-Touristen Jadon Sancho hat Dortmund soeben für sehr viel Geld verkauft. Dafür könnten sich die Borussen mit dem holländischen EM-Protagonisten Donyell Malen entschädigen. Die Bayern hingegen haben ihre Transferaktivitäten schon weitgehend abgeschlossen: Der Erwerb des Verteidigers Dayot Upamecano hat das Einkaufsbudget strapaziert. Upamecano immerhin wird besonders ausgeruht den Dienst beginnen - für eine EM-Berufung ins gescheiterte französische Team hatte es nicht gereicht.

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