Fußball-EM:Deutschland zittert sich ins Achtelfinale

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Erlöser von München: Leon Goretzka (vorne). (Foto: Getty Images)

Dank eines späten Treffers des eingewechselten Leon Goretzka schafft die DFB-Auswahl noch ein 2:2 gegen den Außenseiter Ungarn. Damit zieht sie als Zweiter in die Runde der letzten 16 ein.

Leon Goretzka hat die deutsche Nationalmannschaft in einem Zitterspiel doch noch ins EM-Achtelfinale geführt. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw erkämpfte bei widrigstem Fritz-Walter-Wetter in München gegen Ungarn nach zweimaligem Rückstand ein 2:2 (0:1), das mit Ach und Krach für den zweiten Platz und den Sprung in die K.o.-Runde reichte. Nun geht es am Dienstag in Wembley ins Kracherduell der alten Rivalen gegen England.

Eine Halbzeit brauchte die sehr uninspirierte deutsche Mannschaft, um den Schock des 0:1 durch Adam Szalai (11.) zu verdauen. Es drohte ein Desaster wie bei der WM 2018 und ein peinlicher Abschied für Löw nach 15 Amtsjahren - doch dann die Erlösung: Kai Havertz (66.) und Goretzka (84.) trafen fürs DFB-Team. Andras Schäfer (68.) hatte nur 15 Sekunden nach dem 1:1 wieder für Ungarn getroffen - und Deutschland damit an den Abgrund geschoben. Hilfreich beim Sprung auf Platz zwei war freilich auch, dass gleichzeitig Portugal trotz zweier Treffer von Cristiano Ronaldo nur unentschieden gegen Frankreich spielte (2:2).

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Der Regen prasselte schon lange unaufhörlich hernieder, als das erste Pflichtspiel-Duell beider Nationen seit dem legendären WM-Finale von Bern 1954 (3:2) angepfiffen wurde. Thomas Müller fehlte zunächst angeschlagen, und zwar sehr schmerzlich, wie sich herausstellen sollte, dafür warf Löw erstmals von Beginn an Leroy Sané ins Spiel.

Hummels köpft an die Latte

"Er brennt auf diese Chance. Er hat in der Offensive alle Qualitäten - wenn er die abruft, ist es Weltklasse", sagte der Bundestrainer. Es war die einzige Änderung im Vergleich zur Startelf gegen Frankreich (0:1) und Portugal (4:2). Somit spielte Deutschland wieder im 3-5-2 mit den hohen Außenverteidigern Robin Gosens (links) und Joshua Kimmich (rechts), die auch gleich Richtung ungarischer Grundlinie strebten. Kimmich hatte die erste Großchance (4.), Sané tat sich schwer. Ungarn bot weit weniger Räume als Portugal an. Standards, die im Verlauf des Turniers noch wenig Gefahr gebracht hatten, sollten helfen: Antonio Rüdiger verpasste die erste gute Freistoßflanke, später köpfte Hummels nach Eckball von rechts an die Latte (21.).

Löw feuerte seine Mannschaft in weißer Regenjacke an, sah dann aber entsetzt, wie eine perfekte Hereingabe des Gegners den dritten Rückstand im dritten Spiel verursachte: Ungarns Kapitän Szalai von Mainz 05 hatte zwischen Mats Hummels und Matthias Ginter gelauert, dem zuvor ein Ball aus dem Halbfeld verunglückt war. Der meist rechtslastige Weg in den ungarischen Strafraum blieb steinig. Ginter wurde immer wieder zugestellt, Kai Havertz trat mal in die Tiefe an, was Gosens, Held des Portugal-Spiels, nicht zu nutzen wusste (16.). Gegen Ginter klärte dann Ungarns Leipziger Torhüter Peter Gulacsi (22.) - die DFB-Elf war virtuell Tabellenletzter der Gruppe F.

Gulacsi verschätzt sich

Der Regen wurde noch schlimmer, erdrückende Dominanz? Fehlanzeige. Auf den Außenpositionen hatte Löw das durchaus so erwartet, doch auch von den Halbpositionen kam viel zu wenig. Ungarn wirkte bissiger, nahm die extrem widrigen Bedingungen deutlich besser an. Löw stand mit Handtuch über dem Arm im Regen, sein Plan A scheiterte. Nach Havertz' Fehlschuss gab es sogar erste Pfiffe: Deutschland kam nicht in die gefährlichen Räume.

Löw zögerte mit Wechseln und Umstellungen, dann brachte er Wucht für Eleganz: Leon Goretzka übernahm im Mittelfeld den Platz von Ilkay Gündogan, Kimmich rückte ins Zentrum in eine Dreierreihe, Sané verteidigte hinten rechts. Aus Budapest kam gute Kunde, Frankreich drehte sein Spiel gegen Portugal nach Rückstand - in München hingegen das bekannte Bild: Vorne passierte außer halbgaren Flanken wenig, bis Gulacsi sich verschätzte und Havertz zur Stelle war. Der Schock kam nur 15 Sekunden später, als Sané sich auf unbekannter Position düpieren ließ. Das Anrennen auf den Ausgleich begann von vorn.

Rund ums Spiel war es nach den erhitzen Diskussionen im Vorfeld recht ruhig. Ein Flitzer mit DFB-Trikot und Regenbogenfahne versuchte, die ungarische Nationalhymne zu stören - ansonsten blieb es laut Polizei-Auskunft von wenigen Festnahmen abgesehen friedlich.

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