Aufsteiger in die 2. Bundesliga:Es wird eng im Stadion an der Kaiserlinde

Aufsteiger in die 2. Bundesliga: Der Trainer fliegt: Elversbergs Spieler lassen Horst Steffen hochleben.

Der Trainer fliegt: Elversbergs Spieler lassen Horst Steffen hochleben.

(Foto: Harald Tittel/dpa)

Die SV Elversberg feiert den direkten Durchmarsch von der Regionalliga in die Zweitklassigkeit. Die Saarländer lösen Absteiger Sandhausen als kleinsten Standort des Unterhauses ab - und messen sich künftig auch mit Hertha BSC.

Von Ulrich Hartmann

Im Stadion regnete es Goldglitter, einige Spieler weinten vor Glück, die Fans besangen ihre "Legenden" - und der Trainer Horst Steffen wurde von seiner Mannschaft mehrmals in die Luft geworfen. Die Spielvereinigung Elversberg feierte nach einem 1:1-Unentschieden im Spitzenspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden überschwänglich den erstmaligen Aufstieg in die zweite Bundesliga. Dann wurde Steffen von TV-Reportern gefragt, ob man denn überhaupt bereits gratulieren dürfe. "Irgendwie wahrscheinlich schon", antwortete der 54-Jährige verschmitzt. Aber restlos überzeugt klang er da noch nicht.

Als die Partie am Samstag abgepfiffen wurde, war der Elversberger Aufstieg rechnerisch tatsächlich noch nicht perfekt, nur äußerst wahrscheinlich, zu 99,9 Prozent. "Wenn man sich umschaut, dann ist die Gefühlslage klar", sagte der 1:0-Torschütze Marcel Correia, "die Faktenlage hingegen spricht davon, dass wir es praktisch geschafft haben, aber theoretisch eben noch nicht." Erst 24 Stunden später war die Sache dann höchstoffiziell. Weil der Lokalrivale 1. FC Saarbrücken am Sonntag nicht über ein 2:2 beim MSV Duisburg hinauskam, durften die Elversberger endgültig erleichtert jubeln.

Erstmals seit dem Zweitliga-Abstieg des 1. FC Saarbrücken vor 17 Jahren gelingt mit Elversberg wieder einem Klub aus dem Saarland der Sprung ins Unterhaus. Und mehr noch: Als erst vierter Verein nach RB Leipzig (2014), den Würzburger Kickers (2016) und Jahn Regensburg (2017) hat Elversberg den direkten Durchmarsch von der vierten in die zweite Liga geschafft. "Dabei wollten wir doch eigentlich nur drin bleiben", stammelte sichtlich vergnügt inmitten der Feierlichkeiten der SVE-Flügelflitzer Manuel Feil.

Die Arena soll auf 15 000 Plätze ausgebaut werden - vorerst könnte es eine Sondergenehmigung geben

Der Ort Spiesen-Elversberg mit seinen etwa 12 700 Einwohnern ist die kleinste Gemeinde, die seit dem FSV Salmrohr (Salmtal, 2400 Einwohner) vor 37 Jahren in die zweite Liga hochgeht. Als aktuell kleinster Standort löst Elversberg Sandhausen (15300 Einwohner) ab, das auf der Gegenfahrbahn in die dritte Liga absteigt. In der kommenden Saison duellieren sich in der zweiten Liga also der aktuell kleinste und der größte deutsche Profifußball-Standort: Elversberg und Hertha BSC.

Wenn Berlin anreist, dann wird es eng werden im putzigen "Stadion an der Kaiserlinde". Auch wenn Fortuna Düsseldorf oder der 1. FC Kaiserslautern vorbeischauen, wird diese 10 000-Zuschauer-Arena arg strapaziert. Sie soll mittelfristig auf 15 000 Plätze ausgebaut werden und könnte bis dahin eine Zweitliga-Sondergenehmigung erhalten.

Der große Traum der kleinen Spielvereinigung basiert vor allem auf den Zuwendungen des Unternehmers Frank Holzer, dessen Saarbrücker Firma Ursapharm auch als Sponsor beim FC Bayern agiert. Mit seinem Geld haben Elversbergs Sportdirektor Nils-Ole Book und der Trainer Steffen viel mehr als erwartet herausgeholt aus Spielern wie Luca Schnellbacher, Jannik Rochelt, Nick Woltemade, Thore Jacobsen oder Marcel Correia. Horst Steffen haben die Drittliga-Trainer soeben zum "Trainer des Jahres" gewählt. Er hat seinen Vertrag kürzlich verlängert. Book indes gilt nicht nur beim FC Schalke 04 als Kandidat.

7253 Menschen haben am Samstag das bisher bedeutendste Spiel der Vereinsgeschichte gesehen. 5200 sind in dieser Saison im Schnitt gekommen. Das bedeutet im Publikumsranking der dritten Liga bloß Platz zwölf. In der zweiten Liga wird Elversberg die Aschenputtel-Rolle vom SV Sandhausen (Zuschauerschnitt: 5700) übernehmen. Die mehr als 100 Jahre alte Kaiserlinde übrigens, die dem Stadion den Namen gab, wurde 2015 von einem Orkan entwurzelt. 2021 wurde eine neue Linde eingepflanzt. Ein symbolträchtiger Neuanfang.

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