Ellenbogenschläge im Fußball:Positive Grenzen

TSV 1860 Muenchen - SC Paderborn 07

Benjamin Lauth: vier Spiele Sperre.

(Foto: dapd)

Dem Urteil gegen Benjamin Lauth kommt demonstrativer Charakter zu, weil es sich nicht nur an Profis richtet: Trägt die Bundesliga rosa Schuhe, trägt die Kreisklasse rosa Schuhe. Treten die oben beim Jubeln Eckfahnen um, treten auch die unten Eckfahnen um. Die Strafe macht Hoffnung, dass es hinab in die Kreisklasse positiv abstrahlt.

Ein Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Seit zwei, drei Jahren erfolgt zum Start der Bundesliga aus der Zunft der Schiedsrichter stets eine ähnliche Ansage: Vorrangiges Ziel sei es, die Ellbogenschläge aus dem Spiel zu pfeifen. Schließlich sei man immer noch beim Fußball, nicht bei Ultimate Fighting, einer Kampfsportart, bei der nach unten gerichtete Schläge mit der Spitze des Ellbogens allerdings auch als Foul gewertet werden.

Dass eine Ahndung durch die Schiedsrichter pädagogische Effekte erzielen kann, hat sich gezeigt bei der Ächtung der Grätsche von hinten, volkstümlich als "Blutgrätsche" bekannt. Zumindest im professionellen Fernsehfußball ist sie zu einer Rarität geworden, die niemand vermisst.

Was beweist, dass Profis sich wie das Chamäleon anpassen können an die Regeln, die die Umwelt setzt. Und so wundert es, dass trotz all der guten Vorsätze der Schiedsrichter der spitze Ellbogen weiterhin in Mode zu sein scheint.

Mit der Folge, dass Sebastian Kehl, der Dortmunder Kapitän, jüngst mit Maske spielte, sein Kollege Sven Bender, der im Jahr 2012 ohnehin fast nur aus Beulen bestand, trotz Nasenbeinbruchs nicht pausierte, und Bastian Schweinsteiger nach einem Gesichtstreffer im Bayern-Derby mit dem 1. FC Nürnberg meinte, der Gegner habe "nur auf den Körper gespielt".

Insofern kommt dem Urteil gegen einen sonst eher besser beleumundeten Spieler wie Benjamin Lauth demonstrativer Charakter zu. Jeder Profi muss dazu angehalten werden, sich Bewegungsmuster anzutrainieren, die nicht akut gesundheitsgefährdend sind. Vorsatz oder nicht, das ist nicht die Frage. Denn jeder halbwegs gut geschulte Profi weiß ziemlich genau - und das bestätigen viele auch im Hintergrundgespräch -, wo gerade der Kopf des Kollegen ist.

Der Fußball hat durch die Ächtung der Grätsche nichts an Rasanz verloren, im Gegenteil. Und dass ein solider Kopfball auch ohne ultimatives Einschüchterungsverhalten möglich ist, haben Experten wie Seeler, Hrubesch, Dieter Hoeneß oder Riedle einst in hoher Luft bewiesen.

Trägt die Bundesliga plötzlich rosa Schuhe, trägt auch die Kreisklasse rosa Schuhe. Treten die da oben beim Jubeln die Eckfahnen um, treten auch die da unten Eckfahnen um. Insofern ist da die Hoffnung, dass es hinab in die Kreisklasse positiv abstrahlt, wenn die da oben sich aus der Ellbogengesellschaft lösen.

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