Süddeutsche Zeitung

Elias Harris spielt in Bamberg:Üben für die NBA

Die Konkurrenz aus München und Berlin blickt neidisch nach Franken: Die Brose Basket Bamberg verpflichten den NBA-Abenteurer Elias Harris. Der 24-jährige Deutsche will Spielpraxis sammeln, um seinen Traum zu erfüllen: eines Tages in die NBA zurückzukehren.

Von Matthias Schmid

Die Nachricht, dass die kaputten Schuhe von Michael Jordan bei einer Versteigerung 76.000 Euro eingebracht haben, bekam Elias Harris, 24, noch in Los Angeles mit. Mit den "Air Jordan XII" hatte der legendäre Spieler der Chicago Bulls 1997 im Finale trotz hohen Fiebers 38 Punkte gegen Utah Jazz erzielt. Dass die Treter des deutschen Nationalspielers Harris nach seinem Karriereende auch mal eine Wertsteigerung erfahren, ist schwer vorherzusagen.

Nach zwei Kurzeinsätzen in der stärksten Basketballliga des Planeten für die Los Angeles Lakers ist sein NBA-Abenteuer vorerst beendet, Harris kehrt nach Deutschland zurück. Nach Franken genauer, wo er nun beim deutschen Meister Brose Basket Bamberg einen Vertrag bis zum Sommer 2015 unterschrieben hat.

In der deutschen Basketball-Bundesliga BBL wird der Transfer aufmerksam registriert worden sein - besonders von den Konkurrenten um die Meisterschaft FC Bayern und Alba Berlin. Nachdem die Lakers den Zweijahresvertrag mit Harris fristgerecht Ende November gekündigt hatten, war er von mehreren Klubs umworben worden.

"Dass er sich für uns entschieden hat, ist natürlich ein Glücksfall", sagt Brose-Manager Wolfgang Heyder der Süddeutschen Zeitung. Die große Flügelposition war nach der Knieoperation von Sharrod Ford kurzfristig vakant geworden, Ford fällt mindestens acht Wochen lang aus. Aber das ist nicht allein der Grund, warum die Bamberger Harris unbedingt verpflichten wollten. Bereits im Sommer hatte sich das Trainerteam um Chris Fleming für ihn entschieden, doch gegen das Angebot der Los Angeles Lakers war es natürlich chancenlos. Den Kontakt haben die Bamberger Verantwortlichen trotzdem gehalten. Diese besondere Nähe hat sich nun bezahlt gemacht.

An diesem Samstag wird Elias Harris in Bamberg eintreffen. Am Sonntag steht dann der Medizincheck an. Wenn alles gut geht, wovon alle ausgehen, wird er am 22. Dezember gegen Hagen erstmals in einem Spiel das Bamberger Trikot überstreifen.

"Er ist ein extrem interessanter Spieler für uns", sagt Heyder. Nicht nur, weil er als deutscher Nationalspieler der deutschen Quote guttut. Die Bamberger gehen davon aus, dass Harris der Mannschaft weiterhelfen kann, weil er genügend Spielpraxis erhalten wird und seine Leistungen wohl noch weiter steigern kann.

So ganz hat der 2,03 Meter große Harris, der vier Jahre für Gonzaga University in Spokane spielte, den Traum von der NBA noch nicht aufgegeben. Würde im Sommer 2014 ein amerikanischer Klub Elias verpflichten wollen, dürfte er gehen. Das sieht eine Klausel in seinem Vertrag vor.

In seiner kurzen Zeit bei den Lakers hat der 24-Jährige zwar nur elf Minuten spielen dürfen, aber er hat im Training gezeigt, dass er alles mitbringt, um dort doch auf mehr als nur zwei Spiele zu kommen. "Ich denke, er hat eine Zukunft in dieser Liga", sagte Lakers-Coach Mike D'Antoni: "Er hat die Möglichkeiten, ein guter Spieler zu werden. Nicht dieses Jahr, es wird noch ein wenig dauern - aber wenn er sich weiter entwickelt, dann gehört er zu denen, die wir im Augen behalten sollten."

In Bamberg will Harris nun daran arbeiten, dass sich D'Antonis Prophezeiungen bewahrheiten. "Ich bin dankbar für die Erfahrung", hatte Harris nach der Vertragsauflösung getwittert und sich anschließend selbst Mut gemacht: "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker - ich komme wieder!"

Den Zeitpunkt für eine Rückkehr in die NBA kann Harris nur selbst mitbestimmen mit guten Darbietungen für die Bamberger. Deshalb hofft er auch, dass es sein neuer Verein in die Runde der besten 16 der Euroleague schafft. An diesem Freitag treten die Baskets in Mailand an. Harris wäre nach seinem Wechsel dann in der Zwischenrunde spielberechtigt.

Der beste europäische Wettbewerb hatte schon anderen Spielern eine gute Plattform geboten, um sich einem Klub in der NBA anschließen zu können. Vielleicht klappt es dann auch mal mit einer Begegnung mit Kobe Bryant. Der fünfmalige Champion der Lakers war verletzt, als Harris dort mittrainieren durfte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1842884
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/schma/sonn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.