Elf des Spieltags:Vom Pech, ein Bayern-Verteidiger zu sein

Jérôme Boateng weiß nun, dass Bayern-Verteidiger keine Fehler machen dürfen, Mario Götze hingegen ist der gedankenschnellste Typ der Liga. Michael Ballack und Klaas-Jan Huntelaar spielen mit Gesichtsmaske besser als ohne - und Marco Reus nervt nur noch mit seinen formidablen Leistungen.

Die Elf des Spieltags

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Elf des Spieltags:Marco Reus

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Quelle: AFP

Jérôme Boateng weiß nun, dass Bayern-Verteidiger keine Fehler machen dürfen, Mario Götze hingegen ist der gedankenschnellste Typ der Liga. Michael Ballack und Klaas-Jan Huntelaar spielen mit Gesichtsmaske besser als ohne - und Marco Reus nervt nur noch mit seinen formidablen Leistungen. Die Elf des Spieltags.

Texte: Jonas Beckenkamp, Carsten Eberts und Michael König

Wie langweilig ist das denn? Natürlich spielte Marco Reus auch an diesem Wochenende formidabel, was ihm am 13. Spieltag seine gefühlt 17. Nominierung für die "Elf des Tages" einbrachte. Beim 5:0 gegen Werder Bremen hatte er drei Treffer selbst erzielt, war an zwei weiteren beteiligt, Marco Reus gelang bei der Gladbacher Gala einfach alles. Wahrscheinlich hätte der Nationalspieler in dieser Partie auch ins Tor getroffen, wenn er zuvor rückwärts in Tangoschritten durchs Mittelfeld stolziert wäre. Besonders sein Slalomlauf zum 2:0 unterstreicht diese These: Bremens Abwehrspieler torkelten nur noch hinterher. Wer solche Großtaten vollbringt, muss doch etwas zu erzählen haben - nicht so Reus: "Was soll ich sagen. Ich sag immer dasselbe, der Trainer sagt immer dasselbe, jeder sagt immer dasselbe." Dabei beließ es der 22-Jährige - vielleicht auch, um davon abzulenken, dass Bayern München nun noch offensiver mit ihm flirtet.

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Elf des Spieltags:Tim Wiese

Borussia Moenchengladbach - Werder Bremen

Quelle: dapd

Bremens Torhüter Tim Wiese erlebte gegen Borussia Mönchengladbach einen Tag der Marke "hundsmiserabel". Ständig flogen ihm Bälle um die Ohren oder sausten ungehindert irgendwelche Gladbacher auf ihn zu - echte Abwehrchancen besaß der Nationalkeeper dabei nicht. Solche Spiele mögen Torsteher bekanntlich so gerne wie verstauchte Finger, tückische Aufsetzer oder fiese Beinschüsse. Dass Wieses Laune nach der Partie eher bescheiden war, ist also verständlich - und doch sorgte er mit einer Bemerkung für ein paar Schmunzler. Angesprochen auf die Vorstellung seines DFB-Kollegen Marco Reus erklärte Wiese: "Das wusste ich gar nicht, dass er drei Tore geschossen hat." Es hätten auch zwei Treffer sein können. Oder fünf. Wiese hatte es einfach verdrängt. 

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Elf des Spieltags:Lucien Favre

Borussia Mönchengladbach - SV Werder Bremen

Quelle: dpa

Als Trainer einer Spitzenmannschaft nimmt Lucien Favre auch Termine wahr, die dem scheuen Schweizer eigentlich zuwider sind. Die Frankfurter Rundschau empfing der Gladbacher Coach unlängst in seinem Haus am Niederrhein und bereitete Heißgetränke zu. Womit der Kerninhalt der aus dem Besuch resultierenden Homestory schon wiedergegeben wäre. Favre pries sein Lieblingsgetränk an, einen Energy-Tee: "Der ist gut. Der beruhigt und macht trotzdem munter. Trinken Sie!"

Einige Wochen später hat die Borussia den SV Werder mit 5:0 abgefertigt und steht in der Tabelle auf Platz drei, obwohl der Kader seit dem Beinahe-Abstieg der Vorsaison kaum verstärkt wurde. Selbst Experten wie der frühere Trainer Hans Meyer stoßen mit ihren Erklärungsversuchen an Grenzen: Der Dreifach-Torschütze Marco Reus sei wichtig, aber die ganze Mannschaft habe ihren Anteil, und das Management, und der Trainer natürlich auch. Aber zu einer echten Spitzenmannschaft fehle eben noch einiges. Das war - grob verkürzt - Meyers Antwort bei der Plauderrunde "Doppelpass" auf Sport1. Genauso gut hätte er sagen können: "Abwarten und Tee trinken." Favre hätte es bestimmt gefallen.

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Elf des Spieltags:Hasan Salihamidzic

VfL Wolfsburg - Hannover 96

Quelle: dpa

Als Hasan Salihamidzic gegen Hannover in der 64. Minute ausgewechselt wurde, erhob sich auch der letzte Wolfsburger Fan von seinem Sitz. Stehend und anerkennend klatschend verabschiedeten die Zuschauer ihren "Brazzo", der mit seinem ersten Doppelpack seit 2001 endlich wieder zeigte, dass er früher mal Stürmer war. Ganz früher, damals beim HSV. "Hoffentlich dauert es nicht wieder zehn Jahre", sagte der 34-Jährige nach dem Spiel, in dem er in einer ungewohnt offensiven Rolle im Mittelfeld eingesetzt wurde. Irgendwie wusste der Bosnier gar nicht, was da gerade passiert war. Sein letzter Bundesligatreffer datiert aus dem Mai 2007. Damals stand Salihamidzic noch in Diensten Bayern Münchens - und sein jetziger Coach Felix Magath war gerade beim Rekordmeister entlassen worden.

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Elf des Spieltags:Stefan Reisinger

SC Freiburg - Hertha BSC

Quelle: dapd

Das Toreschießen ist in Freiburg eigentlich Kern-Fachgebiet von Papiss Demba Cissé, was seit zwei Jahren zu der einfach Formel führt: Trifft Cissé nicht, verliert der SC. Doch spätestens seit diesem Spieltag könnte die bekannte Gleichung um eine Variable erweitert werden. Stefan Reisinger rettete den Breisgauern mit seinen beiden Treffern gegen Hertha BSC ein 2:2, an das nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand wohl nur noch die kühnsten Träumer geglaubt hätten.

Und fast wären es für den eingewechselten Stürmer sogar drei Tore geworden, hätte ihm nicht Schiedsrichter Markus Wingenbach in der 80. Minute einen klaren Treffer aberkannt, weil ein Freiburger Eckball zu früh ausgeführt worden war. Seinen Ärger hatte Reisinger nach dem Spiel aber wieder vergessen: "Ich war selbst mal Schiri. Ich weiß, wie schwer das ist," sagte er und freute sich, dass Freiburg auch punkten kann, wenn Cissé nicht trifft. 

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Elf des Spieltags:Michael Ballack

1. FC Kaiserslautern v Bayer 04 Leverkusen  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ein bisschen sah Michael Ballack beim Freitagsspiel in Kaiserslautern aus wie ein Karnevalist aus Venedig - dabei ist der ehemalige DFB-Capitano doch ein waschechter Sachse. Mit einer mysteriös anmutenden Gesichtsmaske war der Leverkusener auf dem Betzenberg angetreten und dann entscheidend daran beteiligt, dass Bayer locker in Kaiserslautern gewann.

Überhaupt, Kaiserslautern? Ballack? Richtig, vor vielen Jahren begann der junge Görlitzer seine Bundesliga-Karriere beim FCK, wo er prompt Weltmeister Andreas Brehme verdrängte und deutscher Meister wurde. Jetzt kehrte er zurück und brachte seine Leverkusener mit einem (durchaus haltbaren) Linksschuss in Führung. Bayer gewann die Partie mit 2:0, Ballack zeigte eines der stärksten Spiele seit Wochen. Ob das wohl an seiner Maske lag?

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Elf des Spieltags:Klaas-Jan Huntelaar

Klaas-Jan Huntelaar

Quelle: AP

Auch in Schalke spielt derzeit ein Maskenmann groß auf. Der Holländer Klaas-Jan Huntelaar traf beim 4:0 gegen Nürnberg erneut doppelt und kommt bereits auf zwölf Saisontore - und plötzlich fühlte man sich wieder an ein Attribut erinnert, dass dem Stürmer vergangene Saison sein Landsmann Louis van Gaal verpasste: Der sagte, Huntelaar sei der beste Strafraumspieler der Welt. Tatsächlich demonstriert der 28-Jährige seit Wochen in beeindruckender Manier seine Fähigkeit, im Sechzehner zur richtigen Zeit die richtigen Dinge zu tun. Oder wie es sein Mitspieler Lewis Holtby ausdrückte: "Normalerweise sagt man ja, die Holländer haben einen Riecher für Käse - er hat einen für Tore. Er ist ein Phänomen."

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Elf des Spieltags:Mario Götze

FC Bayern München - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Mario Götze ist der vielleicht gedankenschnellste Typ der Bundesliga; wer dies noch nicht wusste, dem wurde am Samstag Anschauungsunterricht erteilt. Nach einem Doppelpass mit Shinji Kagawa kam Götze im Münchner Strafraum an den Ball - und eigentlich hätte Bayern-Verteidiger Jérôme Boateng die Situation recht einfach klären können. Götze jedoch bemerkte, wie Boateng kurzzeitig die Orientierung verlor, schaltete blitzschnell und schoss den Ball ins Tor.

"Es war sehr dubios", erklärte Götze später, "aus dem Getümmel heraus ist der Ball glücklicherweise zu mir gefallen. Und dann war er drin." Den Bayern tat dieser Treffer besonders weh - und sofort stellten sich die üblichen Reflexe ein. "Dass wir solche Spieler beobachten, ist klar", erklärte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, schränkte jedoch ein, das Thema hätte "überhaupt keine Aktualität". Zumindest bis Götze den Bayern die nächste Niederlage zufügt.

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Elf des Spieltags:Jérôme Boateng

FC Bayern Muenchen - Borussia Dortmund

Quelle: dapd

Nun weiß also auch Jérôme Boateng, was ein Arbeitsplatz in der Bayern-Defensive bedeutet. Torwart Manuel Neuer hat in dieser Saison bereits erfahren, dass die 89 Minuten, in denen er nichts zu tun bekommt, herzlich egal sind. Es kommt auf jene eine Situation an, in der er zur Stelle sein muss, da wird er bewertet. Im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund hatte Boateng eigentlich ein gutes Spiel gemacht: Er verteidigte flink, klärte einige schwierige Bälle, vermied sogar seine Chaosgrätschen, auf die Schiedsrichter mittlerweile besonders gerne schauen.

In der 65. Minute jedoch verlor Boateng kurz die Konzentration, als er die Orientierung wieder fand, führte Dortmund 1:0. "Wahrscheinlich hat er nicht gesehen, wo der Ball ist", mutmaßte Karl-Heinz Rummenigge bezüglich Boatengs kurzfristiger Tölpelei. Für einen Bayern-Verteidiger war das kein gutes Urteil - auch wenn er in den anderen 89 Minuten ein ziemlich ordentliches Spiel gezeigt hatte.

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Elf des Spieltags:Martin Harnik

VfB Stuttgart v FC Augsburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ein sehr ordentliches Spiel sahen die Zuschauer in Stuttgart auch von VfB-Stürmer Martin Harnik - auch wenn es ihm die Augsburger bei seinen beiden Toren außerordentlich leicht machten: Erst landete die Kugel nach einer doppelten Slapstick-Nummer zweier FCA-Verteidiger genau auf dem schussbereiten Fuß des Österreichers, dann traten die Schwaben aus Bayern kollektiv zur Seite, als Harnik mit einem Sololauf in die Mitte zog und zum 2:1 traf. Es waren die Saisontreffer Nummer fünf und sechs des Angreifers - wenn er so weiter spielt, könnten durchaus noch einige hinzu kommen. Und ehrlich gesagt: Wer aus dem ansonsten recht harmlosen Stuttgarter Sturm sollte denn sonst die Tore machen?

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Elf des Spieltags:Marcell Jansen

Hamburger SV - TSG 1899 Hoffenheim

Quelle: dapd

Man muss sich in Erinnerung rufen: Marcell Jansen war einst ein vielversprechender Mann für die linke Seite - erst in Gladbach, dann bei den Bayern und schließlich in der Nationalelf. Dann wechselte der mittlerweile 26-Jährige zum HSV und irgendwie scheint er seither nicht so recht voranzukommen. Verletzungen, Formschwankungen und das Hamburger Trainer-Chaos trugen gewiss ebenso dazu bei, wie Jansens mitunter zurückhaltende Art auf dem Platz.

Dass er es immer noch kann, demonstrierte er im Spiel gegen Hoffenheim: Es stand 1:0 für die Hamburger, als Jansen einfach loszog und Richtung Tor spurtete. Die Abwehr der TSG schien seinen Vorstoß nicht so recht ernst zu nehmen und so schoss der Hamburger aufs Tor. Nicht unbedingt hart, dafür aber ohne großes Geplänkel. Sein Versuch saß - und Marcel Jansen durfte endlich mal wieder beherzt jubeln.

© sueddeutsche.de/jbe/mikö/ebc/lala
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