Elf des Spieltags:Überall zwickt's und kneift's

Referee Michael Weiner macht trotz Achillessehnenrisses als vierter Offizieller weiter, Bayerns Stürmer Claudio Pizarro freut sich, obwohl ihm sein alternder Körper wehtut, und Augsburgs Keeper Marwin Hitz geht nach einem Volltreffer ins Gesicht fast k. o.

Die Elf des Bundesliga-Spieltags

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Elf des Spieltags:Sebastian Prödl

Hannover 96 v Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Referee Michael Weiner macht trotz Achillessehnenrisses noch als vierter Offizieller weiter, Bayerns Stürmer Claudio Pizarro freut sich, obwohl ihm sein alternder Körper wehtut, und Augsburgs Keeper Marwin Hitz geht nach einem Volltreffer ins Gesicht fast k. o.

Die Elf des Spieltags.

Sebastian Prödl: Werder-Verteidiger Sebastian Prödl wusste genau, was er getan hatte. Nach seinem Kopfballtreffer in der 90. Minute gegen Nordrivale Hannover 96 begab er sich zu den mitgereisten Fans, stellte sich auf die Werbebande und breitete seine Arme aus. Seht her, ich bin derjenige, der euch den Derbysieg geschenkt hat! Wichtig war dieser Erfolg nicht nur für die Fanseele, sondern auch für die Erstliga-Existenz der Bremer. Prödl umarmte sogar die Vorstandsmitglieder seines Arbeitgebers. Werder hat durch das 2:1 nun acht Punkte zwischen sich und Relegationsplatz 16 gebracht. "Dieses Gefühl werde ich nie vergessen. Es ist unglaublich. Es ist so schön, so spät ein Tor zu machen", sagte Prödl. Trotz des überwältigenden Gefühls beim Tor vergaß er nicht, sein Trikot erst nach dem Spiel auszuziehen. So sparte er sich seine vierte gelbe Karte.

(mane)

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Elf des Spieltags:Michael Weiner

SR Michael Weiner verlaesst verletzt den Platz Fussball 1 Bundesliga Spieltag 28 VfB Stuttgart

Quelle: imago sportfotodienst

Michael Weiner: In der 75. Minute stand im Ländle am Samstag die fünfte Auswechslung an. Doch weder ein Spieler des VfB Stuttgart noch einer von Borussia Dortmund stand an der Seitenlinie. Michael Weiner wechselte sich selbst aus. Als der Schiedsrichter sich wenige Sekunden vorher unter einem Ball wegducken wollte, kam er so unglücklich auf, dass er sich am Fuß verletzte. Assistent Norbert Grudzinski übernahm die Leitung des Spiels. Der 45-jährige Weiner durfte allerdings noch nicht ins Krankenhaus, er musste als Vierter Offizieller weitermachen. Nach dem Spiel dann die schreckliche Diagnose: Achillessehnenriss. "So was", sagte Mats Hummels, "habe ich noch nie erlebt, nicht mal bei den Junioren."

(sonn)

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Elf des Spieltags:Sven Ulreich

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Quelle: AFP

Sven Ulreich: Fußballprofis haben mitunter seltsame Erklärungen, wenn es nicht läuft. Jürgen Wegmann sagte einst: "Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu." Wenn Stuttgarts Torwart Sven Ulreich nicht Gefahr laufen will, den für einen Fußballer wenig schmeichelhaften Beinamen "Hobbyphilosoph" angehängt zu bekommen, sollte ihm eine bessere Erklärung für die 2:3-Niederlage gegen den BVB einfallen. Er tat den verschenkten Sieg mit den Worten ab: "Das Schicksal möchte nicht, dass wir Spiele gewinnen." Die Aussage hat noch eine zweite problematische Dimension: Sollte das Schicksal tatsächlich existieren, und hätte es den VfB tatsächlich als Absteiger auserkoren, würde alle Gegenwehr nichts nutzen. Die Schwaben könnten sich sozusagen in ihre Fügung ergeben. Die Fans dürften sich mit dem Begriff "Abstiegskampf" eher anfreunden. Der deutet nämlich an, dass Ulreich und seine Mannschaft den Klassenerhalt durchaus aus eigener Kraft schaffen können - zumal noch sechs Partien zu spielen sind. Die letzte allerdings beim FC Bayern - den Münchnern kann selbst das Schicksal den Titel nicht mehr nehmen.

(mane)

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Elf des Spieltags:Marco Reus

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Quelle: AFP

Marco Reus: Besser kann es nicht laufen: Marco Reus schoss alle drei Tore gegen den VfB Stuttgart, er drehte damit einen 0:2-Rückstand und verteidigte mit dem BVB Tabellenplatz zwei vor Rivale Schalke. Die direkte Qualifikation für die Champions League ist den Schwarz-Gelben fast nicht mehr zu nehmen. Doch der 24-Jährige war auch abseits seines Dreierpacks wertvoll für seine Mannschaft. Reus legte von allen Dortmunder Offensivspielern die größte Distanz zurück, gewann die meisten Zweikämpfe und schoss sieben Mal aufs Tor des unglücklichen Sven Ulreich. Werte, die seinen Trainer Jürgen Klopp ins Schwärmen brachten: "Fußball-Deutschland darf sich freuen", sagte er auch im Hinblick auf die WM im Sommer. Keine Spur mehr zu sehen von den muskulären Problemen, mit denen Reus in den vergangenen Wochen zu kämpfen hatte. Sollte Reus sich im Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid ebenso gut in Szene setzen, könnte er sich damit zwei weitere Bewerbungsspiele auf höchstem europäischen Niveau erkämpfen - für einen Stammplatz in Brasilien.

(mane)

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Elf des Spieltags:Filip Daems

Borussia Moenchengladbach v Hamburger SV - Bundesliga

Quelle: Dennis Grombkowski/Getty Images

Filip Daems: Der Gladbacher Kapitän Filip Daems ist nicht das, was man im klassischen Sinne als torgefährlichen Spieler bezeichnet. Dennoch hat er in der Bundesliga zwölf Mal getroffen. Allerdings immer per Elfmeter. Das sollte sich im Spiel gegen den Hamburger SV nun ändern. Nicht, weil der Abwehrspieler nach einer Ecke per Kopf traf. Nicht, weil er per Dribbling die ganze HSV-Hintermannschaft ausspielte und formschön vollendete. Und auch nicht, weil er einen direkten Freistoß ins Kreuzeck schlenzte. Nein: Daems legte sich den Ball zum 13. Mal auf den Elferpunkt, lief an und schoss René Adler an die Beine. Daems' Nachschuss war drin, aber eben kein Strafstoß mehr.

(mane)

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Elf des Spieltags:Marwin Hitz

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Quelle: AFP

Marwin Hitz: Die schlimmsten Szenarien, die ein Torwart erleidet, sehen so aus: 1. Ein Tor kassieren. 2. Ein Tor kassieren und dabei unglücklich aussehen. 3. Ein Eigentor kassieren. 4. Ein Eigentor kassieren und dabei unglücklich aussehen. Marwin Hitz vom FC Augsburg wiederfuhr Letzteres im Spiel gegen den FSV Mainz, woran er selbst unschuldig war, was noch eine Steigerung des Unglücks darstellt. Nachdem der Ball an die Latte geprallt und zurück ins Feld gesprungen war, folgte ein Getümmel zwei Meter vor der Torlinie. Mitspieler Matthias Ostrzolek wollte klären, wuchtete den Ball seinem Keeper aber mitten auf die Nase. Von dort prallte die Kugel über die Linie ins Netz, 2:0 für Mainz. "Das war das dämlichste Gegentor, das ich je bekommen habe", sagte Ostrzolek später. Und Marwin Hitz trug einen sauberen Ballabdruck im Gesicht davon.

(ska)

(Archivbild)

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Elf des Spieltags:Ken Reichel

Bayer 04 Leverkusen - Eintracht Braunschweig

Quelle: dpa

Ken Reichel: Im Fußball gibt es reichlich Möglichkeiten, sich mit speziellen Fähigkeiten von anderen Spielern abzuheben. Braunschweigs Ken Reichel (re.) zeichnet sich dadurch aus, in der Bundesliga der flinkste Flitzer auf dem Rasen zu sein. Da das zwar von Vorteil ist, aber nicht zwingend einen guten Fußballer ausmacht, probierte sich Reichel gegen Bayer Leverkusen in einer anderen Disziplin: Tore schießen. Und zwar gleich in schönster Ausführung. Nach 47 Minuten hämmerte er den Ball aus spitzem Winkel aus der Luft ins Tor, van-Basten-like - es war das 1:0 für den Tabellenletzten. "Ich hatte nicht so viele andere Möglichkeiten, also habe ich versucht, den Ball volley zu nehmen. Das wird sicherlich nicht jedes Mal so klappen. Diesmal aber schon", erklärte Reichel anschließend trocken.

(ska)

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Elf des Spieltags:Gertjan Verbeek

SC Freiburg v 1. FC Nuernberg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Gertjan Verbeek: Vor 25 Jahren befanden sich Christoph Daum und Trainerkollege Jupp Heynckes in tiefem Streit, der seinen Höhepunkt im Aktuellen Sportstudio fand. Die Dialoge sind legendär. Ähnlich heftig sind nun Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeek und Freiburgs Christian Streich aneinandergeraten. Nach der 2:3-Niederlage seines vom Abstieg bedrohten Teams polterte Verbeek: "Das habe ich noch nie mitgemacht. Ich gehe auch nicht zur Pressekonferenz und setze mich neben diesen Mann, das ist ein Kollege von mir, das ist brutal, das gibt's doch gar nicht! Wie ein Verrückter hat er agiert." Streich ließ die Anschuldigungen, er habe sein Gegenüber beschimpft, nicht auf sich sitzen. "Das ist völliger Wahnsinn, so was zu sagen", konterte er. Ob es jemals wieder zur Versöhnung kommt? Als am Freitag Verbeeks Auto in der Nürnberger Altstadt abgeschleppt worden war, hatte der Trainer noch gelassener reagiert. "Das nächste Mal nehme ich das Fahrrad", sagte er. Vielleicht wäre eine Versöhnungs-Radtour mit Streich angebracht.

(sonn)

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Elf des Spieltags:Claudio Pizarro

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Quelle: Guenter Schiffmann/AFP

Claudio Pizarro: Spätestens nach 80 Minuten waren sämtliche Reserven verbraucht, die Akkus leer. "Am Ende hatte ich Krämpfe überall", gestand Claudio Pizarro. Zuvor hatte Bayerns 35 Jahre alter Teilzeit-Angreifer beim 3:3 gegen Hoffenheim seine gesamte Berufserfahrung ausgespielt. Vor dem 1:1 verwickelte er seinen Gegenspieler im Strafraum in einen kurzen Ringkampf, Pizarro gewann, verlängerte die Flanke per Kopf ins Eck. Shaqiris 2:1 bereitete er per Querpass am gegnerischen Fünfmeterraum vor, mit einer Berührung. Und das 3:1 war ein Konter der klassischen Stürmerschule: Pizarro nahm einen Ball aus dem Mittelfeld entgegen, leitete ihn an Ribéry auf dem linken Flügel weiter, sprintete in den Strafraum, vorbei an Freund und Feind, stocherte die Flanke aus circa 1,50 Metern Entfernung ins Tor. Es war Treffer 171 im 365. Ligaspiel, ein weiterer kam zunächst nicht hinzu - die Krämpfe. Immerhin: Bis zu seinem nächsten Einsatz wird Pizarro wohl ausreichend regenerieren dürfen.

(jkn)

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Elf des Spieltags:Thiago

Thiago Alcantara

Quelle: dpa

Thiago: Entschlossen und mit jeder Menge Pläne im Gepäck hatte sich Pep Guardiola im Sommer 2013 auf nach München gemacht. Ein neuer Lebensabschnitt startete für den Katalanen, aus seiner Heimat Barcelona brachte er Thiago mit. Der Mittelfeldspieler war so was wie das Kuschelbärchen des Trainers, eine Erinnerung an den FC Barcelona, das Altbekannte und Vertraute. Nun fällt der Stratege der Münchner vermutlich bis zum Saisonende aus, ein Innenbandanriss im rechten Knie macht ihn unpässlich für die wichtigen Partien in Champions League und DFB-Pokal. "Das ist extrem bitter und kommt zu einem katastrophalen Zeitpunkt. Genau vor den wichtigen Spielen", bemerkte Teamkollege Thomas Müller. Für seinen Trainer wird es eine harte Zeit: "Wir werden ihn sehr vermissen", sagte Guardiola, "ohne ihn ist die Mannschaft schwächer." Tatsächlich ist der Ballverteiler im Spiel der Münchner so wichtig geworden, dass sich das Team nun erst einmal umstellen muss. Sein Ausfall trifft den Rekordmeister, der zuletzt unverletzbar erschien. Guardiola muss es wohl ein paar Wochen ohne seinen Kuschelbären aushalten.

(ska)

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Elf des Spieltags:Kevin Volland

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Quelle: AFP

Kevin Volland: Joachim Löw hat es derzeit nicht leicht. Wird der Bundestrainer darauf vertrauen, dass seine maladen Stürmer bis zur Fußball-Weltmeisterschaft wieder genesen? Fraglich. Soll er seine Technik-Feinschmecker im Mittelfeld umschulen, sie zu mehr Geradlinigkeit erziehen? Schwierig. Soll er mit unerfahrenem, aber talentiertem Offensivpersonal wie Kevin Volland improvisieren? Warum nicht? Gegen die Bayern legte Hoffenheims Volland wieder einmal eine aussagekräftige Bewerbung für die WM in rund drei Monaten vor. Im ersten Durchgang entblößte der ehemalige Spieler des TSV 1860 München die aufgerückte Viererkette der Bayern mit einem Steilpass, Modeste verwertete zum 1:0. Wenn die Hoffenheimer ihr Pressing aufzogen, teilweise bis in den gegnerischen Strafraum hinein, war Volland einer der zuverlässigsten Störfaktoren. Und bei eigenem Ballbesitz behauptete er robust den Ball, leitete immer wieder gefährliche Aktionen ein. Bleibt aus Sicht des Bundestrainers nur eines zu hoffen: Dass Volland gesund bleibt.

(jkn)

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