Elf des Spieltags:Mario Messi? Mario Özil? Super-Mario!

Kasteiung in Köln, ein Schiri-Streit in Hannover und Heldenverehrung in Dortmund: Am ersten Spieltag der neuen Bundesligasaison stolpern zwei junge Torhüter und ein Borusse hebt ab.

Von Carsten Eberts und Sebastian Gierke

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Elf des Spieltags:Mario Götze

Borussia Dortmund v Hamburger SV  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Heldenverehrung in Dortmund, Kasteiung in Köln und ein Schiri-Streit in Hannover: Der erste Spieltag der neuen Bundesligasaison bringt einige Überraschungen. Und ganz am Schluss, da kommt Igor de Camargo.

Özil? Oder Messi? Franz Beckenbauer konnte sich gar nicht entscheiden, mit wem er Mario Götze vergleichen soll. "Er hat die Anlagen wie Lionel Messi", sagte Beckenbauer nach dem Sieg der Dortmunder gegen den Hamburger SV. Und dann: "Mesut Özil und Mario Götze befinden sich auf einem Level." Mario Götze ist schon am ersten Spieltag der neuen Saison wieder ganz oben angekommen. Eigentlich müsste er jetzt mit dem Fußballspielen  aufhören und Experte werden. Es kann nur noch schlechter werden. Obwohl, einen gibt es, der noch nicht von Mario Götze überzeugt ist.  Barcelonas Ballmagnet im Mittelfeld, Xavi, hatte vor kurzem im SZ-Interview erklärt, dass man ihm zwar von Götze schon viel erzählt habe, "aber ich hab' ihn noch nicht richtig sehen können". Zumindest solange, bis das geschehen ist, sollte Götze noch spielen. Vielleicht gelingt bei der Gelegenheit sogar wieder einmal ein Sieg der deutschen Nationalelf gegen Spanien.

Texte: Carsten Eberts und Sebastian Gierke

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Elf des Spieltags:Stale Solbakken

1. FC Köln - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Der 1. FC Köln ist nicht gerade ein selbstkritischer Klub. Das zeigt sich vor daran, dass die Kölner ihren Tabellenplatz niemals nie als angemessen empfinden. Was Trainer Stale Solbakken nach der 0:3-Auftaktpleite gegen den VfL Wolfsburg verkündete, war deshalb äußerst beachtenswert. "Es waren keine individuellen Fehler, die ganze Mannschaft hat schlecht gespielt. Das ist mein Fehler", sagte Solbakken, fügte gar noch hinzu: "Die ganze Mannschaft hat nicht gepasst. Dann ist der Trainer schuld, nicht die Spieler." So viel Demut und Selbstkasteiung haben sie in Köln seit dem Bundesligastart 1963 nicht vernommen, was im Grunde nur zwei Schlussfolgerungen zulässt: Entweder wird der Norweger noch in der kommenden Woche entlassen. Oder er ist genau der richtige Trainer für den 1. FC Köln.

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Elf des Spieltags:Patrick Helmes

1. FC Koeln - VfL Wolfsburg

Quelle: dapd

"Was ist in unserer Zeit schon sicher?" hat Felix Magath auf die Frage geantwortet, ob Patrick Helmes jetzt einen Stammplatz beim VfL Wolfsburg sicher hat. Helmes hatte gerade gegen seinen ehemaligen Verein, den 1. FC Köln, zweimal getroffen. 168 Tage hatte Helmes auf diese Treffer warten müssen, ehe ausgerechnet in seinem alten "Wohnzimmer" der Knoten platzte. Dabei schien die Zeit für Helmes in Wolfsburg längst schon abgelaufen, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. "Vor der Saison war ich abgeschrieben, alle zwei Tage sollte ich verkauft werden. Solange mir aber keiner ins Gesicht sagt, dass ich gehen soll, ist das keine Option für mich", sagte Helmes. Nach zwei Toren hat er wieder eine - wenn auch unsichere - Zukunft. Was ist in unserer Zeit schon sicher?

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Elf des Spieltags:Sascha Mölders

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Quelle: AFP

Es hatte wenig darauf hingedeutet, dass dies noch der Tag von Sascha Mölders werden würde. Schwache Augsburger hatten sich mit schwachen Freiburgern duelliert, der FCA wählte dabei zunächst die schweren, unhandlichen Waffen: lange Bälle in den Strafraum, außerdem noch lange Bälle in den Strafraum. Dort stand Mölders - und wusste damit überhaupt nichts anzufangen. Hätte Augsburgs Trainer Jos Luhukay noch einen guten Stürmer auf der Bank gehabt (den er nach der Demission von Michael Thurk nicht mehr hatte), wäre Mölders zur Pause sicher ausgetauscht worden. So durfte er bleiben, wuchtete wenig später zwei Kopfbälle ins Tor, in einer gelungenen Mischung aus Kalle Riedle (weil technisch gut) und Oliver Bierhoff (weil äußerst präzise). "Meine Tochter hat gesagt, dass sie so gerne die Torhymne hören will. Also musste ich ein Tor schießen", erklärte Mölders nach dem Spiel. Es wurden gleich zwei - und der FCA holte tatsächlich seinen ersten Bundesligapunkt.

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Elf des Spieltags:Jan Schlaudraff

Hannover 96 - TSG 1899 Hoffenheim

Quelle: dapd

"Es ist ja schön, wenn der Schiedsrichter mit Herrn Schlaudraff ein Pläuschchen führt, wie er die Mauer haben möchte." Holger Stanislawski, Trainer-Neuling in Hoffenheim, flüchtete sich in die Ironie, nachdem er gehört hatte, was Jan Schlaudraff zu seinem Freistoßtreffer für Hannover gesagt hatte: "Der Schiedsrichter fragte, ob er die Mauer stellen soll. Ich sagte, 'nein , wir schießen direkt', auch weil der Torwart die Mauer noch gestellt hat. Dann hat er den Ball freigegeben". Schlaudraff hat ihn ins Tor gelupft und damit in seinem 100. Bundesligaspiel den vorläufigen Schlusspunkt unter eine spektakuläre Wandlung gesetzt. Vom Abzocker zum Schlitzohr, vom Hass-Objekt zum Publikumsliebling - innerhalb eines Jahres wandelte sich das Image von Jan Schlaudraff bei Hannover 96 komplett. Wo soll das noch hinführen? Etwa zu einer Nominierung bei Joachim Löw?

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Elf des Spieltags:Markus Merk

Streit um Schlaudraff-Tor: Kinhöfer contra Merk

Quelle: dpa

Der  zweimalige Weltschiedsrichter Markus Merk ist seit dieser Saison Experte beim TV-Sender Sky  - und hat in dieser Funktion gleich am ersten Spieltag ordentlich hingelangt. Dabei betonte Merk, er wolle seine Kollegen keineswegs in die Pfanne hauen. Nach dem umstrittenen Freistoßtor von Jan Schlaudraff in Hannover (siehe Jan Schlaudraff)  kritisierte er Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer: "Wenn er den Ball blockiert und dem Spieler die Pfeife zeigt, dann muss er den Freistoß auch anpfeifen. Es war eine Fehlentscheidung". Kinhöfer konterte: "Man muss nicht alles glauben, was die sogenannten Experten sagen" und klang dabei wie Ex-Bayern-Trainer Louis van Gaal. Doch Merk ließ nicht locker: Er sei sich sicher, dass Kinhöfer seine Meinung nach einem Tag der Besinnung revidieren werde. Am Sonntag war von Kinhöfer allerdings nichts zu hören.

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Elf des Spieltags:Fabian Giefer

FSV Mainz 05 - Bayer Leverkusen 2:0

Quelle: dpa

Um es kurz festzuhalten: Fabian Giefer hatte keine Eile. Überhaupt nicht. Er hätte diesen Ball stoppen können, den Fuß draufstellen, womöglich noch jonglieren und den leichten Pass zu einem seiner Abwehrkollegen spielen können. Doch Giefer tat es nicht, weil er das Spiel forcieren wollte - und forcierte damit vor allem Leverkusens Fehlstart zum Saisonbeginn. Seinen fehlgeleiteten Ball erhaschte nämlich der Mainzer Sami Allagui, es stand plötzlich 0:1, am Ende gar 0:2. Für Giefer kam es noch schlimmer: Bei einem Zusammenprall kurz vor Schluss zog er sich eine Gehirnerschütterung zu, wurde nach dem Spiel ins Krankenhaus gebracht. Dort erfuhr er vermutlich auch von den Aussagen seines Klubbosses Wolfgang Holzhäuser, der im Fernsehen laut über eine Verpflichtung des Stuttgarter Keepers Bernd Leno spekulierte. Um es zusammenzufassen: Ein richtig bescheidener Tag!

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Elf des Spieltags:Manuel Neuer

Bayern München - Borussia Mönchengladbach 0:1

Quelle: dpa

Wahrscheinlich ist auch Manuel Neuer ein wenig Schuld an Giefers Querschläger. Denn seit Neuer von vielen Experten zum besten Torhüter der Welt erklärt wurde, ist es quasi für jeden Torhüter Pflicht, das Spiel wann immer möglich zu forcieren. Neuer hatte gegen Gladbach lange keine Möglichkeit dazu. Es dauerte fast 42 Minuten, bis Deutschlands "Fußballer des Jahres 2011" zum ersten Mal andeuten durfte, warum ihn der FC Bayern für seine kostbarste Erwerbung hält. Neuer patschte ein Schüsschen über die Latte. Nach 62 Minuten patschte er dann allerdings am Ball vorbei, ausgerechnet beim Versuch, das Spiel zu forcieren, beim mutigen offensiven Mitspielen hinter der Abwehrkette - und schenkte Gladbach den Sieg. Um es zusammenzufassen: Ein wirklich bescheidener Tag für Torhüter.

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Elf des Spieltags:Igor de Camargo

FC Bayern Muenchen v Borussia Moenchengladbach  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Seit 16 Jahren hatte Borussia Mönchengladbach nicht mehr gewonnen in München. Dann kam Igor de Camargo. Der FC Bayern hat seit zehn Jahren kein Bundesliga-Auftaktspiel mehr verloren. Dann kam Igor de Camargo. Manuel Neuer ist Deutschlands "Fußballer des Jahres 2011". Dann kam Igor de Camargo. Die Bayern waren der Titelfavorit. Dann kam Igor de Carm... nein, stopp. Dann kam Borussia Dortmund. Trotzdem: Als Torschütze zum 1:0 hat De Camargo einen Platz in dieser Elf des Spieltages ganz sicher verdient.

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Elf des Spieltags:Shinji Okazaki

VfB Stuttgart v FC Schalke 04  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Fußball, daran hat auch der Sommer 2011 nichts geändert, ist geprägt von archaisch anmutenden Männlichkeitsritualen. Auch deshalb glaubte man lange, Japaner hätten aufgrund ihrer Mentalität im europäischen Profibetrieb einen schweren Stand. Zurückhaltung und Bescheidenheit müssten erst überwunden werden, um sich gegen die über die Plätze marodierenden Aggressiv-Leader im defensiven Mittelfeld durchzusetzen. Das Tor zum 3:0 im Spiel des VfB Stuttgart gegen Schalke 04 zu verhindern, das wäre wohl die Aufgabe eines defensiven Mittelfeldspielers gewesen. Der Japaner Shinji Okazaki hatte den Ball an der rechten Strafraumseite elegant angenommen, ihn sich vom rechten und auf den linken Fuß gelegt und dann ins lange Eck gejagt.  Der Schalker Aggressiv-Haudrauf Jermaine Jones? Nicht zu sehen. Als das Tor wenige Minuten später noch einmal auf der Videowand im gezeigt wurde, legte Okazaki jede Bescheidenheit ab. Der 25-Jährige ließ sich ein zweites Mal von den VfB-Fans feiern und versprach anschließend, in dieser Saison "mehr als zehn Tore zu schießen." Zurückhaltung? Keine Spur!

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Elf des Spieltags:Kuno Klötzer

Kuno Klötzer im Alter von 89 Jahren verstorben

Quelle: dpa

Für große Trainer fand sich in der Bundesliga noch immer ein Spitzname. Helmut Kronsbein, einst bei Hannover 96 und Hertha BSC, wurde nur "Fiffi" genannt, auch die Legenden von "König" Otto Rehhagel und Hans-Jürgen "Doofmann" Dörner sind bestens bekannt. Klötzer wurde stets nur "Ritter Kuno" genannt. Beim Hamburger SV liebten sie ihn nicht nur, weil er den Klub 1977 zum Europapokalsieg führte, sondern auch wegen seiner knorrigen Art und seines rundum ehrlichen Auftritts. Am Samstag ist Klötzer verstorben, im Alter von 89 Jahren, nach schwerer Krankheit. "Wir haben einen unserer erfolgreichsten Trainer und einen stets gradlinigen Menschen verloren, der auch nach seiner aktiven Zeit dem Verein stets engverbunden geblieben ist", sagte HSV-Boss Carl Edgar Jarchow traurig. Der HSV trauert - sueddeutsche.de schließt sich an.

© sueddeutsche.de/ebc/segi
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