Elf des Spieltags:Listig wie niemand zuvor

Hakan Çalhanoğlu gelingt das erste direkte Freistoßtor gegen Bayern-Torwart Manuel Neuer. Sebastian Kehl wirft Pep Guardiola das weiße Handtuch zu. Und in Wolfsburg fällt das mutigste Tor des Abstiegskampfes. Die Elf des Bundesliga-Spieltags.

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Elkin Soto

1. FSV Mainz 05 v Hamburger SV - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Am Sonntagabend sah es so aus, als ginge mit einem hässlichen Wort die Bundesliga-Karriere von Elkin Soto zu Ende. Der 34-jährige Kolumbianer vom FSV Mainz 05 hatte sich im Spiel gegen Hamburg in einem Zweikampf mit Rafael van der Vaart so schwer am Knie verletzt, dass er mit einer Trage vom Platz gebracht werden musste. "Komplettschaden" lautete die erste Diagnose - Kreuzband, Innenband und Meniskus sind betroffen. Eine traurige Nachricht für Soto, den Mainzer Publikumsliebling, der seine letzte Saison beim FSV absolvierte. Zum Saisonende läuft sein Vertrag aus. Doch dann war da ein Moment der Menschlichkeit, als Manager Christian Heidel keine zwei Stunden nach dem Spiel sagte: "Er kann noch einen Vertrag unterschreiben. Mainz lässt Spieler in einer solchen Lage nicht hängen." Für Soto wäre es Glück im Unglück.

(fued)

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Salif Sané

Hanover 96's Sane scores during the German first division Bundesliga soccer match against VfL Wolfsburg in Wolfsburg

Quelle: REUTERS

Normalerweise wäre Salif Sané schon kein Hannoveraner mehr. Loswerden wollte man den Senegalesen noch im Winter, die Gründe: Unpünktlichkeit und fehlende Disziplin. Mal das Training verschlafen, mal den Mannschaftsbus verpasst - seine Laissez-faire-Attitüde brachte die Niedersachsen regelmäßig auf die Palme. Doch dass Gemütlichkeit auch Tore schießen kann, zeigt Sané nun immer wieder: Gegen den VfL Wolfsburg traf er so wunderhübsch, wie es sich Abstiegskandidaten nur selten trauen. Nach einer Ecke packte er einfach mal den Fallrückzieher im Strafraum aus und ließ die Kugel über alle Köpfe ins Tor plumpsen - der Ausgleich zum 2:2, Sané rettete seinem Team einen wichtigen Punkt. Mannschaftsdienlich eben, die Querelen der Hinrunde sind Vergangenheit.

(ska)

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Rico Strieder

Bayer Leverkusen's Hilbert tackles Bayern Munich's Strieder during their German first division Bundesliga soccer match in Leverkusen

Quelle: REUTERS

Bloß keine weiteren Verletzten! So lautete Pep Guardiolas Devise vor der Partie gegen Bayer Leverkusen. Weil Doktor Müller-Wohlfahrt getürmt und Hermann Gerland in den vergangenen Monaten doch etwas außer Form geraten ist, ließ der Bayern-Coach am Samstagabend Rico Strieder spielen. Rico - wer? Strieder ist 22 Jahre alt, geboren in Dachau, Mittelfeldspieler in der Regionalliga Bayern. Sieben Monate musste er wegen einer Hüftverletzung pausieren, nun feierte er überraschend sein Bundesliga-Debüt. Strieder spielte gegen Leverkusen ordentlich, er ließ sich zwar gelegentlich austricksen und wirkte mitunter aufgeregt, war aber definitiv nicht der schlechteste Münchner an diesem Abend. Seine erste Auslandsreise wird er nun aber trotzdem nicht antreten. Statt Barcelona wartet auf ihn: der FC Memmingen.

(sonn)

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Hakan Çalhanoğlu

Bayer Leverkusen's Calhanoglu scores a goal on freekick against Bayern Munich during their German first division Bundesliga soccer match in Leverkusen

Quelle: REUTERS

Manuel Neuer hat in seiner Zeit beim FC Bayern nicht viele Tore kassiert, einige waren aber doch dabei. Er ließ Kopfballtreffer zu, sah nach Ecken gelegentlich unglücklich aus, ließ sich ausdribbeln und parierte längst nicht alle Elfmeter. Aber einen direkten Freistoß ließ Neuer in der Bundesliga nie in seinen Kasten - bis zum 2. Mai 2015. In der 55. Minute legte sich Hakan Çalhanoğlu den Ball zurecht - und schoss aus 25 Metern ins linke Eck. Neuer hechtete vergebens hinterher. "Jetzt weiß ich, dass ich auch gegen solche Torhüter treffen kann", sagte der Leverkusener danach zufrieden. Und alle anderen Spieler wissen: Sogar solche Torhüter lassen auch mal einen direkten Freistoß durch.

(sonn)

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Javier Martínez

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Quelle: AFP

"Wir sind sehr zufrieden", sagte Bayern-Trainer Pep Guardiola. Er meinte nach der 0:2-Klatsche gegen Leverkusen allerdings nicht die Leistung seines Teams, sondern nur die eines Spielers: Javier Martínez. Fast neun Monate nach seinem Kreuzbandriss spielte der Spanier erstmals wieder. Manchmal bewegte er sich so geschmeidig, dass klar wurde, weshalb Jupp Heynckes ihn einst für 40 Millionen nach München lotste. Oft war er jedoch einen Schritt zu langsam, nicht entschlossen genug. Nach 62 Minuten wechselte Guardiola ihn aus, allerdings nicht, um ihn für Mittwoch zu schonen. Da zieht Guardiola dem Rekonvaleszenten wohl Jérôme Boateng, Medhi Benatia und Dante in der Innenverteidigung vor. Martínez macht dann noch einmal das, was er neun Monate lang gemacht hat: zuschauen.

(sonn)

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Kevin-Prince Boateng

FC Schalke 04 - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Manchmal kann es helfen, einfach nur zuzuschauen und die Dinge auf sich wirken zu lassen. Zu gucken, wie der Ball übers Spielfeld zischt, hier ein Fuß, da ein Bein, und auch einmal ein Kopf. Kevin-Prince Boateng hat die vergangenen vier Wochen jene Szenarien von der Bank aus wunderbar im Blick gehabt, selbst spielen durfte er schließlich nicht. Und siehe da: Gegen den VfB Stuttgart kehrte der Schalker mit allerlei Erkenntnissen zurück, bereitete nach seiner Einwechslung den Ausgleich zum 2:2 durch Huntelaar vor und feuerte den Ball in der 89. Minute (mit Hilfe des Stuttgarters Konstantin Klein) zum Sieg ins Netz - sein erster Saisontreffer. Dumm nur: Wenn er jetzt wieder vier Wochen für derlei Wonnetaten braucht, ist die Saison leider schon vorbei.

(ska)

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Sebastian Kehl

1899 Hoffenheim v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ein weißes Handtuch flog durch die Ringecke, Sebastian Kehl musste einsehen: Es geht nicht mehr weiter. Noch vor wenigen Tagen hatte der Dortmunder einen beherzten "Uppercut" Richtung FC Bayern geschickt, als er nach dem Pokalsieg gegen die Münchner tönte: "Wenn sie kein Elfmeterschießen können, dann sollen sie es üben." Kein einziges Tor war den Bayern da gelungen, für die Niederlage nahmen sie aber auch den Schiedsrichter in die Verantwortung - das wurmte Kehl. Doch den Treffer des BVB-Mannes steckte Pep Guardiola gekonnt weg und teilte umgehend einen "Jab" als Konter aus: "Wenn du 35 Punkte Rückstand hast, ist es besser zu schweigen." Kehl ging damit k.o., also sagte der Dortmunder nun: "Pep Guardiola hat ja recht. Wir haben so einen großen Rückstand auf die Bayern." Dieser Kampf ist erstmal Geschichte.

(ska)

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Nullnummernkönige aus Köln

FC Augsburg - 1. FC Köln 0:0

Quelle: dpa

Es folgt eine nützliche Information für Anhänger des 1. FC Köln: Fast jedes dritte Spiel könnt Ihr euch getrost schenken und die Zeit in andere Aktivitäten investieren. Neun von 31 Spielen haben die Kölner nun mit folgendem Ergebnis beendet: 0:0. 90 Minuten und keine Tore, das kann keinem Fußballliebhaber gefallen. "Es ist nicht gerade sexy, wenn man zu unseren Spielen kommt und keine Tore fallen", sagte am Wochenende auch Dominic Maroh. Bis ein Spektakeleingreiftrupp zum Helfen vorbeikommt, begnügt man sich in Köln mit folgender Erkenntnis: Zum Klassenverbleib reicht es wohl trotzdem. Nullnummern hin oder her.

(ska)

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Lukas Rupp

SC Freiburg v SC Paderborn 07 - Bundesliga

Quelle: Michael Kienzler/Getty

28 Spiele hat Lukas Rupp in dieser Saison für den SC Paderborn bestritten, sein bis dato wichtigstes fand am Wochenende in Freiburg statt. Als der Mittelfeldspieler in der 64. Minute eingewechselt wurde, lag Paderborn mit 0:1 zurück. Es dauerte 14 Minuten, bis Rupp das Spiel gedreht hatte. Zwei Schüsse aus dem Rücken der Abwehr neben den Pfosten ins Tor - und Paderborn jubelte. Der Aufsteiger kletterte auf den 15. Platz der Tabelle, das feierten die Spieler nach der Partie mit ihren Fans. Nur Rupp zögerte. "Tanzen ist nicht mein Ding, das muss ich noch lernen", sagte der Paderborner des Tages. Also schleppten ihn seine Teamkameraden an Händen und Füßen in die Kurve. Rupp hüpfte tatsächlich im Rhythmus der Jubellieder.

(fued)

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Thomas Schaaf

Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

Quelle: Carmen Jaspersen/dpa

Am Ende hatten alle Mitleid mit Thomas Schaaf. Der Ur-Bremer, 41 Jahre als Spieler und Trainer an der Weser aktiv, war als Coach von Eintracht Frankfurt in seine alte Heimat zurückgekehrt - und wurde mit 1:0 besiegt. Dass die Bremer Zuschauer ihm applaudiert und zugejubelt hatten, war zwar schön für Schaaf ("Es ist außergewöhnlich, so herzlich, so warm empfangen zu werden"), er sagte aber auch: "Ich war hier, weil ich mit der Eintracht gewinnen wollte." Das hat nun nicht geklappt, weil die Bremer unter dem Trainer-Gespann Viktor Skripnik und Thorsten Frings inzwischen wieder einen ansehnlichen und erfolgreichen Fußball spielen. Ein Trost für Schaaf: Sein Erbe liegt in guten Händen.

(fued)

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Ibrahima Traoré

Hertha BSC - Borussia Mönchengladbach

Quelle: dpa

Mit 27 Jahren ist man kein junger Bursche mehr, aber Ibrahima Traoré macht sein Fußballer-Alter mit Erfahrung wett. Der Guineaner ist schon viel rumgekommen und hat zum Beispiel in der Bundesliga für Hertha BSC, Augsburg und Stuttgart die Stiefel geschnürt. Inzwischen spielt er in Gladbach. Und weil im Sonntagabendspiel in Berlin Patrick Herrmann die gewohnten Ermüdungserscheinungen zeigte, winkte Trainer Lucien Favre eben Traoré zu sich an die Seitenlinie. Es stand 1:1, Traoré kam in der 73. Minute aufs Feld. Und dann schoss er den Siegtreffer. Nur zwölf Minuten später. Es war sein erstes Tor im Trikot von Borussia Mönchengladbach - und was für ein wichtiges.

(fued)

© SZ.de/fued/ska/sonn/rus
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