Elf des Spieltags in der Bundesliga
Patrick Helmes
Otto Rehhagel gestikuliert wie die britische Monarchin, verliert aber trotzdem. Die Bender-Zwillinge erleben ein höchst gegensätzliches Wochenende, Franck Ribéry stellt die Gemüter beim FC Bayern auf die Probe. Und Mohamed Zidan? Der will eine Hose kaufen - und kommt mit einem neuen Auto zurück. Die Elf des Spieltags. Patrick Helmes Ziemlich verdattert blickte Patrick Helmes drein, als er nach dem Spiel gegen Hoffenheim vor den Kameras stand. "Ich habe hier viel mitgemacht", erklärte der Wolfsburger Stürmer. Das sah man ihm an. Wie ein besessener Wissenschaftler auf der Suche nach der Weltformel hatte Felix Magath seine Mannschaft vor der Partie in Hoffenheim durcheinandergewirbelt. Das Ergebnis: Patrick Helmes, der längst Aussortierte, stand plötzlich in der Startelf. Anstelle von Mario Mandzukic, den bislang erfolgreichsten Torschützen des VfL. "Ehrlich gesagt, hätte ich das vor zwei Monaten nicht mehr gedacht", sagte der 27-Jährige nach dem Spiel. Den Elfmeter zum zwischenzeitlichen 1:1 verwandelte Helmes souverän. Ob er nächste Woche wieder spielen darf? Das weiß vermutlich nicht einmal Magath selbst. (bero)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Lars Bender
Lars Bender Bescheidenheit ist vielleicht die größte Tugend von Lars Bender. Der Leverkusener Teil der berühmten Bundesliga-Zwillinge gab sich auch nach seinem allerersten Doppelpack im Derby gegen Köln zurückhaltend. "Es ist wichtig, dass wir zu null und mit Leidenschaft gespielt haben", bemühte der 22-Jährige eine Floskel aus dem Interview-Lehrbuch für Talente, die lieber unbehelligt bleiben wollen. Den Personen, die für seinen beruflichen Werdegang entscheidend sind, fällt er glücklicherweise aber trotzdem auf. Bayers Sportdirektor Rudi Völler kürte ihn zu "einem der besten Spieler der Saison". Und auch für Bundestrainer Joachim Löw ist Bender längst kein Geheimtipp mehr. (bero)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Sven Bender
Sven Bender Eindeutig schlechter verlief das Wochenende für Lars Benders Bruder Sven, der sein Geld bekanntlich bei Borussia Dortmund verdient. Ganze acht Minuten waren gespielt, als Hannovers Stürmer Stürmer Mame Diouf ihn mit dem Fuß im Gesicht traf. Bender blutete stark, das Auge schwoll zu, er wurde mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ins Krankenhaus gebracht, was sich jedoch nicht bestätigte: Bender erlitt lediglich heftige Prellungen. Ob er am kommenden Mittwochabend für die deutsche Nationalelf in Bremen gegen Frankreich auflaufen kann, ist allerdings noch ungewiss. (ebc)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Otto Rehhagel
Otto Rehhagel Mit 73 Jahren ist Otto Rehhagel in die Bundesliga zurückgekehrt. Auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz von 1182 Spielen als Trainer blickt er zurück - sein Debüt auf der Bank von Hertha BSC ging jedoch gründlich schief: Mit 0:3 verloren die Berliner in Augsburg. Es sei klar, dass seine Mannschaft nicht spielen könne wie der FC Barcelona, besänftigte Rehhagel anschließend. Und ließ ganz viel Milde walten: Am Sonntag durften seine Spieler gemütlich auslaufen, für den Montag gab er sogar trainingsfrei. "Die Jungs müssen sich seelisch erholen, sie sind alle wahnsinnig enttäuscht. Sie sollen zu ihren Familien gehen, und am Dienstag werden wir wieder mit ihnen arbeiten", sagte Rehhagel. Eindeutiger Fall von Altersmilde. (bero)
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Torsten Oehrl
Torsten Oehrl Als Majestätsbeleidigung bezeichnet man den vorsätzlichen Affront gegenüber einem regierenden Monarchen. Muss Torsten Oehrls Doppelpack gegen Hertha BSC als solche bewertet werden? Vorsätzlich hat der Augsburger allemal gehandelt: Innerhalb von zwei Minuten entschied er das Spiel gegen Rehhagels Berliner - und verhagelte "König Otto" damit seine Rückkehr in die Bundesliga. Und wie steht es mit dem Monarchenstatus des 73-Jährigen? Wahrhaft königlich wurde Rehhagel in Augsburg empfangen: Eine Absperrung war eigens für ihn vor der Berliner Bank errichtet worden, um die Horde von Fotografen auf Distanz zu halten. Von dort richtete sich Otto mit einer Geste an die Menge, die an den royalen Gruß der britischen Queen erinnerte. Glück für Oehrl: In den DFL-Statuten ist das Strafmaß für Majestätsbeleidigung nicht festgeschrieben. (bero)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Franck Ribéry
Franck Ribéry Alles wieder gut beim FC Bayern? Nicht so ganz, glaubt man den Signalen beim 2:0 gegen Schalke. Mit einem wunderbaren Trick hatte Frank Ribéry soeben das 1:0 gegen Schalke erzielt - eigentlich Zeit, die zuletzt so geschundene Harmonie beim Rekordmeister zu beschwören. Doch Ribéry wollte gar nicht mit seinen Kollegen feiern: Trainer Jupp Heynckes klatschte er kurz ab, dann rannte er an allen Mitspielern vorbei, um mit seinen Freunden auf der Tribüne zu jubilieren. Der nächste Ego-Trip des selbstverliebten Franzosen? Ribéry tat dann doch noch etwas für die Bayern-Harmonie: Er schoss noch ein Tor. Und jubelte anschließend auch ganz artig mit dem Kollegen. Glück gehabt! (ebc)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Timo Hildebrand
Timo Hildebrand Schon nach wenigen Minuten ballte Timo Hildebrand beide Fäuste, schüttelte sie, schrie voller Emotion umher. Gerade hatte Schalkes Torwart eine Münchner Doppelchance vereitelt - erst mit tollem Reflex gegen Mario Gomez, dann gegen Arjen Robben. Es machte ihm richtig Spaß, endlich wieder von Spielbeginn an in einem Bundesligator stehen zu dürfen. Und nicht als zweiter oder dritter Mann auf der Ersatzbank oder gar auf der Tribüne sitzen zu müssen. Um es vorwegzunehmen: Hildebrand blieb der beste Schalker des Tages, hatte bei den Gegentoren kaum etwas zu verhindern, verhinderte viel mehr ein Schalker Debakel. Wenn er so weiter hält, muss die Frage erlaubt sein: Warum sollte Hildebrand wieder auf die Bank zurückweichen, wenn die Kollegen Fährmann und Unnerstall wieder gesund sind? (ebc)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Mohamed Zidan
Mohamed Zidan Man müsse Mohamed Zidan nicht extra motivieren, sagt der Mainzer Trainer Thomas Tuchel, der brenne ganz von alleine. Hummeln habe der Ägypter im Hintern. "Von der Vorstellung, dass er ruhig auf der Couch liegt, habe ich mich schon verabschiedet", ergänzt Tuchel. Auf dem Platz bringt der Stürmer den 05ern auch mehr: Bei seinem vierten Einsatz erzielte der Winterzugang schon sein viertes Tor, was nebenbei ein Bundesliga-Rekord ist. Manager Christian Heidel gesteht allerdings, dass er Zidan nicht nur wegen seiner fußballerischen Fähigkeiten geholt hat: "Genau so einen Vogel wollten wir haben. Der will sich eine Hose kaufen und kommt mit einem neuen Auto zurück." (bero)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Marco Kurz
Marco Kurz Mit viel Verständnis reagierte Marco Kurz auf die desaströse 0:4-Derbypleite des 1. FC Kaiserslautern in Mainz. Der Trainer der akut abstiegsbedrohten Pfälzer gab sich nachsichtig, er war niemandem böse. Zwar sprach er vom "Tiefpunkt" seiner Zeit beim FCK, die Mannschaft nahm er jedoch in Schutz. Auch den aufgebrachten Fans nahm er die Schmähungen während und nach dem Spiel nicht krumm. "Wenn man keine Leistung bringt, darf man sich auch mal beschimpfen lassen", erklärte der 42-Jährige. Nur mit sich selbst geht Kurz hart ins Gericht. Er habe einen schlechten Job gemacht und trage die absolute Verantwortung. Das sieht Stefan Kuntz anders: "Mit dem, was wir ihm zur Verfügung stellen, ist es keine Überraschung, dass wir im Tabellenkeller stehen." Auch im FCK-Vorstand hat man also Verständnis. (bero)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Tolgay Arslan
Tolgay Arslan Seit Juni 2009 steht Tolgay Arslan beim Hamburger SV unter Vertrag. Zwischendurch war er für ein Jahr nach Aachen ausgeliehen. Dennoch: Arslan ist seit fast drei Jahren Hamburger. Eigentlich. In diesen drei Jahren hat er nämlich nur achtmal für den HSV gespielt. Ganze 272 Minuten von 1.576.800 Minuten, die er Hansestädter war, stand er für seinen Verein auf dem Platz. Stets haben den 21-Jährigen Verletzungen zurückgeworfen, immer wieder hat er sich zurückgekämpft, bevor wieder etwas dazwischen kam. Bis zu dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach. "Mir hätte nichts Schöneres passieren können. Da sind die Emotionen hochgekommen", jubelte Arslan. Mit seinem ersten Bundesligatreffer hatte er seinem Team einen Punkt gerettet. Und sagt: "Jetzt bin ich endlich beim HSV angekommen." (segi)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Michael Rensing
Michael Rensing Er habe eigentlich keine Lust mehr, immer dasselbe zu sagen, erklärte Kölns Torhüter Michael Rensing nach der schmerzhaften Derbypleite gegen Bayer Leverkusen. Der Trend spreche für sich. Das tut er tatsächlich: Der FC hat fünf der letzten sechs Spiele verloren, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nur noch vier Punkte. Trotz spürbarer Unlust wollte der FC-Torwart dann aber doch noch etwas loswerden: "Wir laufen nur hinterher, gehen nicht drauf, verlieren die Zweikämpfe und lassen den Gegner einfach spielen. Da sieht man, was bei uns los ist." Auf die Frage, wie er denn die Chancen auf den Klassenerhalt einschätze, mochte Rensing dann nicht mehr antworten. "Ich gehe jetzt mal in die Kabine", sagte er. Und verschwand. (bero)