Elf des Spieltags in der Bundesliga
Otto Rehhagel
Bremens Marko Marin wird von Unrat aus der Hamburger Fankurve getroffen - rächt sich aber auf seine ganz eigene Art. Bei Schalke stiehlt Klaas-Jan Huntelaar Rekordmann Raúl die Show, der Mainzer Nikolce Noveski erfindet die Gurkengrätsche - und Uli Hoeneß verdrückt gegen die Bayern-Krise erstmal eine Wurstsemmel. Die Elf des Spieltags. Er saß in keinem Stadion, er sprach in kein Mikrofon, er tauchte vor keiner Kamera auf. Und dennoch war Otto Rehhagel die Attraktion des Samstags. König Otto kehrt mit 73 Jahren in die Bundesliga zurück, wird Trainer von Hertha BSC Berlin. Die meisten Fußball-Freunde glaubten wohl an einen Faschings-Klamauk. Auf zwölf Partien ist die Rückkehr Rehhagels angesetzt, zwei Relegationsspiele könnten hinzukommen. Für den ehemaligen Bundesliga-Profi Jan-Aage Fjörtoft ist es "das größte Comeback seit Elvis 1968". Und der sang dann immerhin noch acht Jahre lang. (hum)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Kevin Großkreutz
Kevin Großkreutz wird gerne als "Drecksarbeiter" verkannt. Er rennt für zwei und poltert in der Öffentlichkeit gerne für das ganze Team - am liebsten, wenn es gegen Lieblingsfeind Schalke 04 geht. Auch sein Laufstil und seine Frisuren-Wahl sind nicht geeignet für die Kategorie "Schönspieler". Dennoch ist der gebürtige Dortmunder mit dem Vornamen aus der Plattenbau-Parodie ein überaus geschätztes Mitglied des neuen Meisterschaftsfavoriten. Sein wunderhübscher Fallrückzieher zum 1:0 in Berlin lieferte die paradoxe Geschichte des Spieltages: Die Künstler aus Dortmund kämpfen sich durch ein zähes Duell mit der Hertha, das am Ende der Kämpfer Großkreutz kunstvoll entscheidet. (fred)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Heiko Westermann und Slobodan Rajkovic
Einer muss sich auf den anderen verlassen können, heißt es in den Erfolgsbibeln für Fußballmannschaften. Und was versuchen Übungsleiter nicht alles, um ihre Mannschaft eins werden zu lassen: Teambuilding sagt der Erfolgstrainer dazu, wenn er Spielern die Augen verbindet und sie einige Meter blind in die Arme der Mannschaftskollegen fallen lässt. Um Vertrauen geht es. HSV-Trainer Torsten Fink hat in diesem Zusammenhang beste Arbeit geleistet. Seine Abwehrspieler Heiko Westermann und Slobodan Rajkovic vertrauten sich in der 86. Minute des Derbys gegen Bremen so sehr, dass beide dem jeweils anderen den Vorzug lassen wollten bei der Klärung dieses langen Abschlags. "Mach Du es", sagten beide. Am Ende machte es der Bremer Marko Arnautovic: das 3:1. Und Westermann und Rajkovic? Die vertrauten sich immer noch. (fred)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Marko Marin
Und plötzlich kam der Bierbecher geflogen. Marko Marin wollte gerade eine Ecke treten, als der Unrat aus der Hamburger Fankurve angerauscht kam und Marin am Bein traf. Doch was machte der Bremer? Wo sich andere Profis womöglich bis an ihr Karriereende auf dem Rasen gewälzt hätten, genügte sich Marin mit einem kurzen Kniefall, stand wieder auf, trat die Ecke. Marin hatte eine andere Antwort parat: Beim Bremer 3:1-Sieg im Nordderby war er einer der besten Spieler auf dem Platz. Endlich waren seine flinken Drehungen und Dribblings nicht nur schön, sondern auch effektiv. Zudem traf er erstmals in dieser Saison wieder. Marin freut sich, dass er seit drei Wochen verletzungsfrei wirbeln kann. Gut also, dass auch der Bierbecher keinen großen Schaden anrichten konnte. (fred)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Klaas-Jan Huntelaar
Unerhört, dieser Klaas-Jan Huntelaar, stahl er doch glatt dem großen Raúl die Show. Der spanische Señor hatte gegen Wolfsburg sein 400. Tor als Fußballprofi erzielt, eine beeindruckende Marke. Doch was Klaas-Jan Huntelaar gegen den VfL ablieferte, stellte selbst seinen Sturmkumpel in den Schatten: Zwei Treffer erzielte der Holländer, beide in typischer Manier, mit seinen Saisontoren Nummer 17 und 18 schloss Huntelaar sogar in der Törschützenliste zu Mario Gomez auf: Auf seinen dritten Treffer per Elfmeter verzichtete der Niederländer großzügig. Den verschoss er nämlich. (jbe)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Johannes Flum
In Freiburg erzählen sie sich immer noch die Geschichte von Uwe Wassmer - jenem Mann, dem im November 1993 alle drei Tore beim Freiburger 3:1 gegen den großen FC Bayern gelangen. Etwas mehr als 18 Jahre später kamen die Bayern wieder nach Freiburg - und der SC hatte wieder einen Spieler, der den Rekordmeister mächtig ärgerte: Johannes Flum. In der ersten Halbzeit organisierte der 21-Jährige im defensiven Mittelfeld ein Netz, das den Weltklasse-Spielern aus München alle Kreativität raubte. Gleichzeitig dribbelte er sich durch die bayerischen Abwehrmaschen, als wären diese von einem Bastelanfänger geknüpft worden. Ein Tor schoss Flum nicht - die Partie endete 0:0. Ganz kurz werden die Freiburger trotzdem an Uwe Wassmer gedacht haben. (fred)
Wenig Erbauliches lieferte die Leistung des FC Bayern den mächtigen Männern im Verein - allen voran Präsident Uli Hoeneß. Der litt während der Partie, wie nur Uli Hoeneß leiden kann, verbog sein Gesicht, verbat sich nach dem Spiel jeden öffentlichen Kommentar ("Ich möchte nichts sagen"). Jeden Kommentar? Wohl kaum, schließlich wurde Hoeneß nach dem Schlusspfiff gesichtet, wie er in die Bayern-Kabine stapfte, einige Minuten drin blieb, dann sichtlich gelöster wieder herauskam. Und erstmal eine Wurstsemmel verdrückte. Wurstsemmeln gegen die Krise? Den von der Tabellenspitze verdrängten Bayern wäre momentan wohl jedes Mittel Recht. (ebc)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Juan Arango
Um es zwei Spieltage in Serie in die Elf des Spieltags zu schaffen, muss man wirklich Außergewöhnliches leisten. Das hat Juan Arango getan. Wem das komplizierte Freistoßtor des Gladbachers am vergangenen Spieltag gefallen hat, dem müssten bei Betrachtung des neuerlichen Geniestreichs spontane Liebesbekundungen auf Spanisch über die Lippen gekommen sein (Arango ist Venezolaner). Nach einem gewohnt präzisen Zuspiel von Marco Reus schlenzte Arango den Ball mit dem Außenrist vom linken Strafraumeck vorbei an Lauterns Torwart Kevin Trapp ins rechte Toreck. Dabei verzichtete er sogar noch darauf, das Spielgerät vorher zu stoppen. Es ist nur schwer vorstellbar, wie Arango das am nächsten Wochenende gegen Hamburg noch toppen könnte. Wie wäre es mit einem dreifachen Rittberger mit anschließendem Flugkopfball? (bero)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Alexander Esswein
Alexander Esswein (Nummer 33) hat ein paar harte Wochen hinter sich. Von der Nürnberger Presse verspottet, vom Trainer auf die Bank gesetzt, sah es nicht gut aus für das große Talent. Dann kam der 22. Spieltag, das Abstiegsduell gegen Köln und man sieht: Ach, wie schnelllebig ist diese Fußballwelt. Wenn man so will, sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Mit 97 Stundenkilometern rammte der Stürmer den Ball von der Strafraumkante zwischen unzähligen Abwehrbeinen hindurch ins Tor. Es ist sogar zu vermuten, dass sich der Gewaltschuss sowieso von nichts hätte aufhalten lassen. (fred)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Nikolce Noveski
Etwa jedes 28. Spiel ist es soweit: Nikolce Noveski schießt ein Tor. Für einen Abwehrspieler ist das ein durchschnittlicher Wert. Doch auf seine sechs Treffer in 173 Bundesliga-Spielen schaut eigentlich niemand. Denn der Mainzer ist seit Freitagabend für eine andere Sechs berühmt: In der neunten Minute lenkte er einen Schuss des Hoffenheimers Boris Vukcevic ins eigene Tor und ist mit nun mehr sechs Eigentoren Rekord-Eigentorschütze der Bundesliga. Sechs Eigentore hat auch Manfred Kaltz in seiner Karriere geschafft. Das geht aber unter, da die HSV-Legende nebenbei auch die Bananenflanke erfunden hat. Noveski sollte sich also etwas ganz Besonders ausdenken: Gurkengrätschen vielleicht. (fred)
Elf des Spieltags in der Bundesliga
Ralf Rangnick
Er fühle sich soweit, zu sagen: "Okay, ich kann wieder eine Mannschaft übernehmen." Ein genaues Datum habe er nicht im Auge, erklärt Ralf Rangnick, der sich am Samstag im Aktuellen Sportstudio fünf Monate nach seinem Rückzug aufgrund eines Erschöpfungssyndroms erstmals der Öffentlichkeit präsentierte. Eine Ahnung hat der Fußballlehrer jedoch: "Ich gehe davon aus, dass es im Sommer zur neuen Saison der Fall sein wird." Der Raum für Spekulationen ist nun so offen wie die Abwehr einiger Abstiegskandidaten, die sich einen wie Rangnick eher früher als später zurückgewünscht hätten. (fred)