Elf des Spieltags:Hey Boss, halt deinen Mund!

Leverkusens Gonzalo Castro macht sich bei seiner Klubführung unbeliebt, weil er mit einem abgemahnten Mitspieler jubelt. Herthas Pierre-Michel Lasogga erlebt ein Kurz-Praktikum als Stadionsprecher, die Kölner Fans bekommen den Preis für die schlechtesten Witze. Und Manuel Neuer kratzt an einer Legende namens Kahn.

Die Elf des Spieltags

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Elf des Spieltags:Khalid Boulahrouz

1. FC Kaiserslautern - VfB Stuttgart

Quelle: dapd

Leverkusens Gonzalo Castro schießt erst ein Tor und macht sich anschließend bei seiner Klubführung unbeliebt. Herthas Pierre-Michel Lasogga darf nicht Stadionsprecher werden, die Kölner Fans bekommen den Preis für die schlechtesten Witze. Und Manuel Neuer? Der lässt Oliver Kahn endgültig vergessen. Die Elf des Spieltags.

Die Kompetenzen eines Spielers wie Khalid Boulahrouz sind normalerweise klar verteilt. Der Holländer kann: köpfen, grätschen, dazwischenhauen, auch Verletzungen simulieren und anschließend zum FC Chelsea wechseln (die HSV-Fans werden sich erinnern). Er kann nicht: Tore schießen. Das Freitagabendspiel beim 1. FC Kaiserslautern war im Leben des Khalid Boulahrouz deshalb ein herausragendes Ereignis: Boulahrouz schoss nämlich ein Tor, sogar das wichtige 2:0 für den VfB Stuttgart, ein eigener Treffer war ihm in 102 Bundesligapartien zuvor erst einmal gelungen. Und Boulahrouz? Der wurde sogleich übermütig, verkündete stolz: "Ich habe vorher gesagt, wenn ich heute kein Tor mache, nehm ich mir ein Taxi und komme nie wieder zurück."

Texte: Carsten Eberts und Jonas Beckenkamp

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Elf des Spieltags:Robert Lewandowski

Borussia Dortmund - FC Augsburg 4:0

Quelle: dpa

Mit gutem Recht hieß es zuletzt, Borussia Dortmund habe ein Problem im Angriff. Weil mit Lucas Barrios der zentrale Spieler noch immer nicht fit ist, weil sich sein Ersatzmann Robert Lewandowski  mit dem eigens auf Barrios zugeschnittenen BVB-Spiel schwer tat. Und dann? Kam der FC Augsburg. Und Lewandowski traf! Gleich dreimal! Noch unter der Woche glaubte man, die Dortmunder Misere sei Ausdruck eines Systemkollapses - gegen Augsburg erzielte der Meister in Person von Lewandowski sogar dann Tore, wenn von einer Torgelegenheit überhaupt nicht die Rede sein konnte. Wann immer der Pole gegen Augsburg an den Ball kam, fiel meist ein Treffer. Dortmund hat ein Sturmproblem? Papperlapapp!

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Elf des Spieltags:Eren Derdiyok

Bayer Leverkusen - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

In Gedanken war man sofort bei Olaf Marschall. In der Saison 1998/99 hatte der Lauterer das "Tor des Jahres" erzielt - weil er einen Ball im Strafraum angenommen, ihn sich selbst hoch gelegt und das Spielgerät über die eigene Schulter per Fallrückzieher verwertet hatte. Das sah toll aus, Marschall jubelte jedoch kaum, weil es schließlich erst das 2:3 gegen Hertha BSC Berlin war (auch wenn Lautern noch 4:3 gewinnen sollte). Derdiyok hingegen wollte alle Welt sofort sehen lassen, was für ein toller Kerl er ist: Arme ausbreiten, Trikot vom Leib reißen, in die Kameras strahlen. Die trefflichste Einordnung des Tages übernahm anschließend Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler, der sagte: "Das sind die schönen Tore, die er macht. Und die er machen muss, macht er oft nicht." Über Marschall, den alten Wuselkönig, hätte das früher garantiert niemand gesagt.

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Elf des Spieltags:Gonzalo Castro

Gonzalo Castro Bayer Leverkusen

Quelle: imago sportfotodienst

Renato Augusto musste in der vergangenen Woche einiges aushalten. Er sei nichts weiter als ein "Alibi-Fußballer", wurde Augusto nach der Champions-League-Partie gegen Genk von Bayer-Boss Wolfgang Holzhäuser gemaßregelt. Das sind harsche Worte, die die Mannschaft nicht unbedingt teilt, wie Gonzalo Castro (im Bild) am Samstag verdeutlichte. Nach seinem Führungstor gegen Wolfsburg rannte er demonstrativ zum auf die Bank verbannten Augusto, herzte ihn ausdrücklich, legte verbal nach: "Ich wollte die Kritik, die er bekommen hat, ein bisschen von ihm abwenden", sagte Castro: "Wir müssen ihm als Mannschaft zeigen, dass wir für ihn da sind. Renato ist der Letzte, der als Alibi-Fußballer bezeichnet werden kann." Das war nichts weiter als ein wohlplatzierter Tritt in den Hintern seines Chefs - dem sich andere Bayer-Profis anschlossen: auch sie jubelten mit Augusto. Holzhäuser sagte diesmal übrigens: nichts.

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Elf des Spieltags:Kölner Fans

Hannover 96 v 1. FC Koeln - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Die Bundesliga ist ein solch bierernstes Geschäft, dass sich Namenswitze automatisch verbieten. Mit einer Ausnahme: Die Witze müssen richtig, richtig mies sein! Diesbezüglich taten sich die Fans des 1. FC Köln am Samstagnachmittag hervor: Beim Auswärtsspiel ihres Klubs bei Hertha BSC überklebten sie zunächst ein Schild der U-Bahn-Station Podbielskiallee durch den Schriftzug "Podolskiallee" und bekannten sich anschließend schuldig - mit einem "McKenna-Schreiben". In dem Schriftstück hieß es: "Hiermit mckennt sich das pazifistische Kommando 'Lilian Laslandes' im Rahmen des kölschen Spätsommers zur Umbenennung der Podbielskiallee in Berlin-Dahlem." Da war gewiss viel Alkohol im Spiel, dem 1. FC Köln nützte es übrigens gar nichts: Lukas Podolski und Kevin McKenna standen bei der 0:3-Pleite zwar in der Anfangsformation - jedoch nur mit mäßigem Erfolg.

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Elf des Spieltags:Pierre-Michel Lasogga

Hertha BSC - 1. FC Koeln

Quelle: dapd

Pierre-Michel Lasogga hatte etwas vor. Nach seinem 1:0-Treffer für Hertha BSC gegen Köln schlug der Stürmer einen ungewöhnlichen Jubelweg ein: Er rannte nicht etwa zu seinen Mitspielern, seinem Trainer oder seiner Großmutter, sondern zum Stadionsprecher, schnappte sich das Mikrofon und wollte schon ansetzen - bis er es sich anders überlegte. "Er hat vor dem Spiel zu mir gesagt, wenn du heute ein Tor schießt, dann kommst du zu mir und sagst dein Tor selbst an", erklärte Lasogga später und fügte traurig an: "Das Tor ist eingetroffen, die Ansage aber nicht. Die Zeit war einfach zu kurz und da musste ich schnell wieder auf den Platz." Lasogga kann sich trösten: Hertha gewann das Spiel 3:0, Lasogga traf doppelt - die missglückte Ansage war seine einzige Niederlage an diesem Tag.

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Elf des Spieltags:Manuel Neuer

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Quelle: AFP

Es war ein schöner Samstagnachmittag in Sinsheim, zumindest für Manuel Neuer. Während seine Kollegen ausnahmsweise Schwierigkeiten hatten, ihr gewohntes Sieger-Programm abzurufen, stand der Bayern-Keeper in seinem Tor und genoss das Kribbeln der warmen Herbstsonne. Und ganz nebenbei wird er sich auch gefreut haben, das er eeeeendlich das tun konnte, wofür ihn die Münchner in diesem Sommer geholt hatten: Bälle fangen und Bälle wegfausten, ein ganz normaler Torwart sein. Zuletzt musste die nationale Nummer eins wegen akuter Beschäftigungslosigkeit befürchten, dass er mit zunehmender Kälte im Winter irgendwann einmal Frostschutzmittel mit auf den Platz nehmen muss, um seine Handschuhe vor dem Vereisen zu schützen. 1018 lange Minuten erlebte Neuer jetzt schon nicht mehr, wie es sich anfühlt, wenn ein Ball hinter ihm die Linie überquert.  Wer war eigentlich nochmal dieser Olli Kahn?

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Elf des Spieltags:Philipp Lahm

FC Bayern Muenchen besucht das Oktoberfest

Quelle: Bongarts/Getty Images

Die Münchner Farbenlehre ist eigentlich eindeutig. Rot ist gut, blau ist böse, so sagen es zumindest jene, die es mit dem FC Bayern halten. Nun hatte Bayern-Kapitän Philipp Lahm beim 0:0 in Hoffenheim ein bestenfalls unauffälliges Spiel geliefert, da dachte er sich wohl: Falle ich wenigstens beim Oktoberfest auf. Als die gesamte Mannschaft am Sonntagmittag in den gewohnten rot-weißen Hemden auftrat, wählte Lahm eine blau-weiße Kluft. Als wäre dies nicht genug, trug er auch noch einen Seppelhut von eher fragwürdiger Schönheit. Die Bayern-Bosse schmunzelten lediglich: Schwamm drüber! Soll er machen! Hauptsache, er schreibt keine Bücher mehr!

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Elf des Spieltags:Mickael Poté

1860 Muenchen v Dynamo Dresden - 2. Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Die Chancen in einer "Elf des Tages" zu landen, stehen für Mickael Poté normalerweise eher schlecht. Poté spielt in der zweiten Liga für Dynamo Dresden, was ihn nicht unbedingt in den Fokus des bundesweiten Fan-Interesses geraten lässt. Am Sonntagmittag jedoch hatte der Nationalspieler aus Benin in München seinen großen Auftritt: Vor nicht weniger als 14.000 mitgereisten Fans, die ihre Mannschaft zum Oktoberfest-Auftritt bei 1860 München begleitet hatten, traf Poté gleich drei Mal - erst per Kopf, dann per Flachschuss, schließlich per Abstauber, als sich die 1860-Abwehr an Tölpelhaftigkeit mal wieder übertraf. Damit hatte Poté den Sechzigern das Wiesn-Fest zwar gehörig versaut, der Münchner Polizei jedoch einen großen Gefallen getan: Dank Poté strömten die Dresdner Fans bestens gelaunt auf die Wiesn. Ausschreitungen? Freudenfest!

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Elf des Spieltags:Mohammed Abdellauoe

Hannover 96 - SV Werder Bremen

Quelle: dpa

Mohammed Abdellauoe jubelte nicht mal. Ohne große Geste hatte er den Ball ins Bremer Tor geschossen und drehte gelangweilt ab - alle Welt rechnete schließlich mit einem Abseitspfiff, weil Abdellaoue ziemlich alleine vor Bremens Keeper Sebastian Mielitz stand. Doch der Linienrichter ließ die Fahne unten, als einziger hatte er erkannt, dass Bremens Philipp Bargfrede nahe der Seitenauslinie noch näher zum Tor stand. Mit etwas Verspätung ließ sich Abdellaoue für seinen Treffer zum 3:1 feiern, der Jubel fiel sogar ungewöhnlich heftig aus: Es war nämlich bereits sein dritter Treffer an diesem Tag. "Drei Tore sind fantastisch, es war ein fantastischer Abend", sagte der Stürmer später. Fantastisch war an diesem Abend vor allem einer: Mohammed Abdellauoe.

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Elf des Spieltags:Klaas-Jan Huntelaar

Hamburger SV v FC Schalke 04  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Der Sonntag war der Tag der treffsicheren Stürmer. In Hannover traf Abdellaoue dreifach, beim Schalker Sieg in Hamburg Klaas-Jan Huntelaar immerhin doppelt. "Wir hatten heute einen Stürmer, der zwei Tore geschossen hat", erklärte sein neuer Trainer Huub Stevens lapidar, wie Schalke den HSV diesmal bezwingen konnte, was natürlich als Lob für Huntelaar zu verstehen war: 15 Pflichtspieltreffer hat Huntelaar in dieser Saison bereits erzielt - fünf in der Liga, vier in der Europa League, vier im DFB-Pokal. Nun hat er auch noch einen Übungsleiter, mit dem er sich gut versteht, der seine Sprache spricht, der unmissverständlich auf Huntelaar setzt - wo soll das also hinführen? Auch der Stürmer hält offenbar viel von Stevens. "Wir hatten zwei Spiele und wir haben beide gewonnen", erklärte Huntelaar. Klingt nach einer neuen Schalker Liebesbeziehung.

© sueddeutsche.de/ebc/hum/mikö
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