Elf des Spieltags:Freie Fahrt für Malanda

Neulich aus zwei Metern, diesmal aus einem: Wolfsburgs Junior Malanda erstaunt erneut mit einer vergebenen Jahrhundertchance, Xabi Alonso glänzt bei den Bayern sofort als Mann für alles und Schalkes Stadionsprecher überzeugt mit Ruhrpott-Idiom. Die Elf des 2. Spieltags.

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Marco Reus

FC Augsburg v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ladebalken auf Fußballtrikots, das wäre eine wahre Freude. So ließe sich vielleicht leichter interpretieren, welchen Fitnessstand der Träger momentan erreicht hat. Lässt man Jürgen Klopp darüber philosophieren, klingt das bisweilen noch ein bisschen kryptisch. Gegen den FC Augsburg sei Marco Reus "bei den 100 Prozent gewesen, die heute möglich waren", sagte der BVB-Trainer. Aha. Auf dem Platz machte Reus einen ziemlich fitten Eindruck und ließ durchblicken, was mit ihm und der Mittelfeldoffensive um ihn herum in dieser Saison noch möglich ist. Das Tor zum 1:0 machte er selbst, das 2:0 legte er per Eckstoß vor - und auch sonst setzte er sich und seine Kollegen mit frechem Auftreten in Szene. "Von den Jungs ist noch keiner bei 100 Prozent", meinte Klopp noch. Ladebalken wären wirklich eine Hilfe.

(ska)

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Augsburger Kampfgeist

Tim Matavz,Sokratis

Quelle: AP

Der FC Augsburg hatte am Freitag jede Menge Zeit, um aufzugeben. Nach elf Minuten stand es schon 1:0 für den BVB, drei Minuten später 2:0. Reus, Mkhitaryan und Co. wirbelten auch fortan durch den Strafraum der Gastgeber, dass diesen fast schwindelig wurde. Als Adrian Ramos in der 78. Minute auch noch das 3:0 erzielte, schien die Demontage perfekt zu sein. Doch auch 80 Minuten absolute Unterlegenheit trübten den Glauben der Augsburger nicht: Da geht vielleicht noch was! Und so sorgten sie in den letzten zehn Minuten noch für zwei Tore und jede Menge Spannung. "Wir hoffen, dass wir aus den letzten zehn Minuten Mut für die kommenden Aufgaben ziehen können", kommentierte Manager Stefan Reuter. Das Exempel für Kampfgeist wird wohl noch länger in den Köpfen erhalten bleiben.

(ska)

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Artjoms Rudnevs

Hamburger SV v SC Paderborn 07 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

In der 37. Spielminute wurde Artjoms Rudnevs am Samstagnachmittag eingewechselt. Mit ihm und dem Hamburger SV ist das so eine Geschichte. Der Jubel war recht leise, als bekannt wurde, dass die Leihe bei Hannover 96 endet und der Lette zum HSV zurückkehrt. Rudnevs ist zwar ein schussgewaltiger junger Mann, jedoch mitunter zu ungelenk, um an Kombinationsspiel jeglicher Art teilzunehmen. Das bewies er dann auch gegen Paderborn: Sein machbarer Pass zu Pierre-Michael Lasogga fand sein Ziel nicht, stattdessen luchste Paderborns Vrancic ihm den Ball ab, Sekunden später lag das Spielgerät im Tor. "Es ist ein Wahnsinn, was wir für Gegentore bekommen", sagte Dennis Diekmeier, ohne Rudnevs beim Namen zu nennen. Der Lette wird - da legen wir uns fest - keine allzu große Zukunft beim HSV haben.

(ebc)

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Tin Jedvaj

Bayer Leverkusen - Hertha BSC

Quelle: dpa

Vom Frischling zum Pechvogel zum Glückspilz - was andere in einer Saison erleben, hat Tin Jedvaj in 50 Minuten absolviert. Der 18-jährige Kroate ist neu im Kader der Leverkusener, gegen Hertha BSC durfte er seine zweite Bundesliga-Partie bestreiten. Nach 24 Minuten netzte er ein - allerdings ins eigene Tor. Der Teenager verweilte bedröppelt auf dem Rasen, berappelte sich aber zügig. Denn in der 50. Minute schoss er Treffer Nummer zwei, dieses Mal flog der Ball ins Tor der Berliner. Gut möglich, dass die Spiele der Werkself in den kommenden Monaten recht unterhaltsam werden.

(ska)

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Junior Malanda

VfL Wolfsburg v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

So langsam wird es Zeit für etwas Ursachenforschung, um die Misere von Junior Malanda aufzuklären. Wie kann einer zweimal in hintereinander so dermaßen eklatant am Toreschießen scheitern? Am ersten Spieltag in München schoss der Wolfsburger aus zwei Metern neben das leere Tor - und diesmal gegen Frankfurt aus einem. Es ist fragwürdig, ob die Fußballwelt überhaupt schon einmal ein solches Unglück gesehen hat. Also, Erklärungen: Malanda ist in Wahrheit gar kein Fußballer, sondern ein schüchterner Pralinenverkäufer aus Brüssel. Oder: Malanda hat seine Fußballschuhe mit Frittenöl gewachst, weshalb ihm ständig der Ball über den Schlappen flutscht. Oder: Malanda verdingt sich in der Bundesliga als Testperson der Volkshochschulgruppe "Voodoo für Anfänger" - er kann also gar nichts dafür, sondern wird schlichtweg fremdgesteuert. Es hilft nur eins, eine Initiative muss her: Freie Fahrt für Malanda! Lasst den armen Mann endlich einmal treffen.

(jbe)

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Xabi Alonso

Fotoshooting FC Bayern München

Quelle: Andreas Gebert/dpa

Das Prinzip "Mannschaftssportart" muss nochmal überdacht werden. Vor einer Woche war Xabi Alonso noch Nationalspieler Spaniens, Angestellter bei Real Madrid und wohnhaft auf dem spanischen Festland - nun hat er sein Leben gehörig umgekrempelt. München statt Madrid, Bundesliga statt Primera Division. Und statt erstmal ins Team hineinzuwachsen und sich zu beschnuppern, legte Alonso gleich einen überzeugenden Kaltstart hin. Seine neuen Teamkollegen lernte er beim Anschwitzen auf Schalke kennen, die 20 Minuten reichten ihm, um auf dem Rasen zu überzeugen: Als Mittelfeldstratege, Anspielstation, Passgeber, Abwehrorganisator. Alonso passt so gut zum FC Bayern, dass er mit der Mannschaft sofort harmoniert - Zusammenwachsen im Highspeed-Modus. Die kommende Woche wird er "ordentlich trainieren", kündigte Alonso an. Dafür hat er in der Länderspielpause nun viel Zeit.

(ska)

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Stadionsprecher auf Schalke

FC Schalke 04 - FC Bayern München

Quelle: dpa

Dirk Oberschulte-Beckmann ist Stadionsprecher von Schalke 04, und ein lustiger Geselle. Er hat schon mal einen Rüffel von der Uefa erhalten, als er einen Schalker Treffer in der Champions League gegen Inter Mailand mit einem italienischen "Grazie" statt des deutschen "Danke" abfeierte - eine Provokation, sagte die Uefa. Am Samstag gegen die Bayern war Oberschulte-Beckmann abermals in Fahrt. Erst traute sich die Stadionregie sekundenlang nicht, das Ergebnis nach Höwedes' Tor auf 1:1 zu korrigieren. Höwedes war der Ball an die Hand gesprungen, die Verwirrung im Stadion groß. Als klar war, dass das Schiedsrichterteam den Treffer anerkennt, rief Oberschulte-Beckmann freudig: "Da könnt ihr diskutieren, wie ihr wollt - dat Ding zählt." Das ging insbesondere in Richtung von Manuel Neuer, dem Ex-Schalker im Bayern-Tor, der sich lautstark echauffierte. Einen Rüffel vom DFB wird sich Oberschulte-Beckmann jedoch nicht anhören müssen. Dort haben sie zumindest etwas mehr Humor als bei der Uefa.

(ebc)

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Dominic Maroh

VfB Stuttgart - 1. FC Köln

Quelle: dpa

Im Gesicht von Dominic Maroh sprießen neuerdings die Haare, er trägt einen richtig schmucken Holzfällerbart der Marke "kanadischer Waldmensch". Wer so aussieht, hat vor gar nichts Angst. Nicht vor Stuttgarts Stürmer Vedad Ibisevic, den der Kölner einfach kernig umgrätschte, nicht vor Grizzlybären und auch nicht vor dem Verlieren. Erst wenn das nämlich eintritt, soll bei Maroh der Busch wieder ab. Dass es in Köln zu Beginn dieser Saison so gut läuft, liegt auch an Typen wie ihm. "Uns läuft keiner weg, uns dribbelt keiner aus und schwindelig hat uns auch noch keiner gespielt," sagte Maroh nach dem 2:0 beim VfB. Wenn es so weiter geht, darf der Bart noch ein ganzes Weilchen gedeihen.

(jbe)

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Armin Veh

VfB Stuttgart - 1. FC Köln

Quelle: dpa

Armin Veh musste wieder einmal einiges aushalten an diesem 2. Spieltag, seine Stuttgarter gingen ihm gehörig auf die Nerven. Gegen Köln zeigte der VfB genau die Art von Fußball, welchen man im Ländle am liebsten abgehakt sehen würde: Kein Mumm, keine Spielidee, kaum Farbtupfer. Alles wirkte irgendwie uninspiriert und grau - und draußen an der Linie stand Veh mit noch graueren Haaren. "Ich kann nicht sagen, ihr müsst eine Mannschaft sein. Ich kann mir nur wünschen, dass wir ein Team werden," sagte der neue, alte VfB-Coach beinahe resigniert. Mannschaft oder Team - besteht da überhaupt ein Unterschied? Zumindest wusste Veh, was die Elf noch braucht: Einen Chef auf dem Platz: "Es soll keine Drecksau sein, sondern ein Leader," so der 53-Jährige. Ob den Schwaben noch heimlich so einer unter der Tür durchgeschoben wird? Kaum denkbar.

(jbe)

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Shinji Kagawa

Shinji Kagawa

Quelle: dpa

Wer in den vergangenen Jahren genau hinhörte, den überrascht diese Personalie nicht mehr allzu sehr. Shinji Kagawa und der BVB - das war stets eine sehr enge Geschichte. Der Japaner gewann mit der Borussia Titel, er prägte die Jahre des großen Erfolgs. Im Gegenzug hatten sie ihn in Dortmund immer gern. Selbst als er nach Manchester ging, kühlte die Beziehung nie ab. Er wolle "eines Tages zurück," ließ der Mittelfeldmann wissen. Es sei "zum Heulen, dass einer der besten Zehner der Welt" in England auf der Bank "versauere", erklärte Trainer Jürgen Klopp. Jetzt ist man endlich wieder beisammen und Kevin Großkreutz hat seinen alten Zimmerkameraden zurück. Auch der Weltmeister hatte nämlich große Sehnsucht. Ach Fußball, die wunderschöne Seifenoper!

(jbe)

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Admir Mehmedi

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Quelle: AFP

Wer am Sonntag Bundesliga kucken wollte, brauchte starke Nerven. Zwei Spiele, vier Teams - und so viel Spektakel wie beim Bingo-Abend im Seniorenheim. Immerhin, in Freiburg schien beim grauenhaften 0:0 gegen Gladbach die Sonne. Und ein Breisgauer hätte ja durchaus etwas unternehmen können gegen die Langeweile. Admir Mehmedi durfte einen Elfmeter für den SC schießen, weil Tony Jantschke zuvor ziemlich ungeschickt gegen Maximilian Philipp gegrätscht hatte. Mehmedi lief also an, legte sich weit nach hinten, sehr weit, zu weit - und säbelte die Kugel über die Latte. So formschön und meilenweit drüber, dass fast noch die Sonne über dem Schwarzwald erlosch. Es passte zu diesem Tag in Freiburg. Es war einfach zu schön, um dem Gegner weh zu tun.

(jbe)

© SZ.de/jbe/dd
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