Elf des Spieltags:Ein Weltmeister muss in die U23

Bei Dortmunds Matthias Ginter läuft es nicht. Granit Xhaka imponiert als unüberwindbarer Störenfried mit Rocker-Ohrringen. Jefferson Farfán lässt die Schalke-Fans trotz Niederlage jubeln. Die Elf des Spieltags.

Manuel Neuer

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(Foto: ddp images/star-images)

Immerhin, die Schutzmechanismen griffen sofort - Vorwürfe musste sich Bayerns Torwart keine anhören, schon gar nicht aus den eigenen Reihen. "Manu hat es gar nicht verdient, dass wir hier über ihn reden", sagte Matthias Sammer, als er nach Neuers Patzer beim 0:1 gegen Gladbach gefragt wurde. "Er hat uns schon so viele Spiele gerettet", meinte Thomas Müller, "er war halt nicht so beschäftigt und vielleicht etwas kalt." Neuer hatte den Ball nach Raffaels Dropkick durchrutschen lassen und war wie ein Käfer auf dem Rücken ins Tor gerudert. Das sah blöd aus und wird nun als Video um die Welt gehen. Einen Riesentorwart wie Manuel Neuer wird es wohl trotzdem nicht lange beschäftigen. (jbe)

Granit Xhaka

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Rocker-Ohrringe, verschmitztes Grinsen, Lederrucksack mit Nietenstacheln: Sein Outfit hatte Gladbachs Schweizer nach dem Spiel seiner Darbietung auf dem Feld angepasst. Dort hat er im Mittelfeld einen unüberwindbaren Störenfried gegeben. Was immer die Bayern durch die Mitte versuchten, sie prallten an Granit Xhaka ab. Xabi Alonso veranlasste das früh zu weiten Pässen ins nichts, Bastian Schweinsteiger hielt sich zurück und Mario Götze verhedderte sich immer wieder. Xhaka lieferte ein wahres Statement ab: Die für ihn festgeschriebene Ablösesumme von 30 Millionen Euro mag hoch klingen - womöglich ist dieser junge Aufräumer das Geld aber wert. (jbe)

Kyriakos Papadopoulos

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kyriakos Papadopoulos ist der Typ Fußballer, den jede Mannschaft gern in ihren Reihen weiß: Wühler, Grätscher, Kämpfer. Warum Schalke 04 den 23-jährigen Griechen vor dieser Saison an Bayer Leverkusen ausgeliehen hat, ist also zumindest ein kleines Rätsel. Am Samstag kam es zum Wiedersehen, und Papadopolous, diesmal im Leverkusener Trikot, tat das, war er am liebsten tut: Er wühlte, grätschte, kämpfte. Mit Erfolg. Bayer gewann 1:0. Papadopolous wurde zwar zur Pause ausgewechselt - wohl, weil er etwas übermotiviert zu Werke ging. Seinem Ruf als Kämpfer machte er trotzdem alle Ehre. (fued)

Bernd Leno

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(Foto: AFP)

Irgendwann wird die Zeit kommen, dann ist Manuel Neuer zu alt fürs Tor der deutschen Nationalmannschaft. Sein Nachfolger steht eigentlich schon fest: Bernd Leno. Leno (Jahrgang 1992, sechs Jahre jünger als Neuer) hat einmal einem Nationaltorhüter die DFB-Karriere gekostet, als er René Adler bei Bayer Leverkusen aus dem Tor verdrängte. Seitdem wird er wöchentlich stärker. Beim 1:0-Sieg auf Schalke rettete er seine Werkself mit einem waghalsigen Sprung in einen Schuss von Klaas-Jan Huntelaar. Man wird Bernd Leno noch viele Male zwischen den Pfosten hin- und herhüpfen sehen - irgendwann auch im Trikot der A-Nationalmannschaft. (fued)

Jefferson Farfán

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Licht und Schatten wechseln sich im Lebens eines Schalke-Fans so zuverlässig ab wie Ebbe und Flut, manchmal sogar innerhalb eines einzigen Spieltags. Der überragende 4:3-Erfolg bei Real Madrid bedeutete das Aus in der Champions League - Licht und Schatten. Am Wochenende verlor Schalke zuhause gegen Bayer Leverkusen, doch auch dieser Tag hielt einen schönen Moment für die Gelsenkirchener bereit: Als Jefferson Farfán nach 344 Tagen Verletzungspause sein Comeback feierte, brandete großer Jubel in der Arena auf. Die drohende Niederlage, das Aus in der Champions League, alles für einen Moment vergessen. Der Publikumsliebling war zurück. (fued)

Pierre-Emerick Aubameyang

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(Foto: AFP)

Am Mittwoch schied Borussia Dortmund aus der Champions League aus, am Samstag rang Jürgen Klopps Team mit Mühe Hannover 96 mit 3:2 nieder. Der Trainer hatte danach keine Lust, viel zu reden. Die meisten Spieler schlurften aus der Kabine. Nur einer versprühte Leichtigkeit: Pierre-Emerick Aubameyang rettete mit zwei Toren den Sieg, danach grinste er frech und meinte forsch: "Es sind nur noch wenige Punkte bis auf Platz sechs, jetzt sollte unser Blick Richtung Europa League gehen." Wie unbeschwert der Gabuner an die Sache herangeht, war auch nach seinem zweiten Treffer zu sehen. Diesmal verzichtete er beim Jubel auf ein Batman-Kostüm, dafür zeigte er einen Salto. So lässig wie Aubameyang ist beim BVB derzeit keiner. (sonn)

Leonardo Bittencourt

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ein trauriger Junge marschiert vom Spielfeld. Es hätte sein Tag werden können, doch am Ende jubelten die anderen. Beim Stand von 1:1 zwischen Hannover 96 und Borussia Dortmund waren die Gastgeber drauf und dran, das 2:1 zu schießen. Leonardo Bittencourt, einer von Hannovers Besten und Vorlagengeber zum Ausgleich, leistete sich in dieser Phase zwei Aussetzer. Zwei Fouls, zweimal die gelbe Karte, der Ex-BVB-Spieler Bittencourt wurde vom Feld geschickt. Dortmund schoss zwei Tore und gewann. "Das ist wirklich sehr, sehr bitter", sagte Bittencourt. Es war am Ende doch nicht sein Tag. (fued)

Matthias Ginter

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(Foto: Getty Images)

Die Fallhöhe ist tief, wenn ein junger Bundesligaspieler für zehn Millionen Euro Ablöse vom SC Freiburg zu Borussia Dortmund wechselt. Für Matthias Ginter ging es erst noch weiter nach oben: Er wurde Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien, mit dem BVB gewann er den Supercup. Dann begann der Absturz der Borussia, und Ginter scheint es dabei am härtesten zu treffen. Am Wochenende musste er in der U23-Mannschaft des BVB aushelfen - in der dritten Liga. "Ihm gehört die Zukunft", sagte Trainer Jürgen Klopp zwar über Ginter, doch diese Zukunft scheint derzeit ungewiss. (fued)

Daniel Ginczek

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Sechs Monate hatte der VfB Stuttgart keinen Heimsieg mehr bejubelt, dann kam Daniel Ginczek: Beim 3:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt ließ der Angreifer mit seinen Treffern in der 64. und 66. Minute den Gästen die Kinnladen nach unten fallen. Ihm sei ein "riesiger Stein vom Herzen gefallen", sagte Ginczek hinterher. Es war auch das Ende seiner persönlichen Leidenszeit: Sein letztes Bundesligator hatte Ginczek vor einem Jahr für den 1. FC Nürnberg erzielt. Das Herz, das er zum Jubeln formte, galt seinem Vater, der am Samstag 65 wurde, sowie Frau und Tochter. "Die haben mich in meiner schweren Zeit immer unterstützt", sagte Ginczek, der im vergangenen Jahr lange mit den Nachwirkungen eines Kreuzbandrisses zu kämpfen hatte. (fued)

Luiz Gustavo

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(Foto: AP)

Wenn man so will, war Wolfsburgs Luiz Gustavo beim 1:1 gegen bissige Mainzer das Spiegelbild seiner Mannschaft. In Hälfte eins fiel er vor allem durch Lethargie und ungenaues Passspiel auf. In Hälfte zwei waren der VfL und Gustavo plötzlich da - und wie! Erst hämmerte der Brasilianer einen Fernschuss gegen den linken Pfosten, dann schob er wenige Minuten später eine Kopfballverlängerung von Naldo ins Tor. Dem VfL hatte er damit ein Remis gerettet. Doch dann brauchte der Retter selbst jemanden, der ihn rettet. Weil er seinen Fuß gegen Brosinski rausgehalten und Gelb gesehen hatte, lief er fortan als Gelb-Rot-Gefährdeter über den Rasen. Trainer Hecking wechselte Gustavo dann wohlbedacht in Minute 77 aus. Gegen Stuttgart könnte er ihn als Retter vielleicht wieder brauchen. (fie)

Süleyman Koc

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der SC Paderborn stürzt in der Tabelle immer tiefer, nach dem Unentschieden gegen Hoffenheim klebt der kleine Klub auf einem Abstiegsplatz fest. Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten aus der ostwestfälischen Stadt: Der Vertrag mit Süleyman Koc wurde vorzeitig bis 2019 verlängert. Der Offensivspieler hat die bewegteste Biographie der Bundesliga. Der 26-Jährige verbrachte mehere Monate im Knast - wegen Beihilfe zu mehreren Überfällen. Als Freigänger spielte er bei Babelsberg, dann wechselte er nach Paderborn, stieg mit dem Klub auf und schießt nun auch in der ersten Liga Tore. Nicht jeder ehemalige Gefängnisinsasse kommt im Leben so gut zurecht wie Koc. Ob der SC Paderborn in der kommenden Saison in der ersten oder zweiten Liga spielt, ist da gar nicht mehr so wichtig. (sonn)

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