Elf des Spieltags:Ein Affront und ein Phantompfiff

Max Kruse schlief einst in der falschen Bettwäsche. Robert Lewandowski muss aufpassen, seinen Arbeitgeber in spe nicht zu verärgern. Ein Balljunge leistet erste Hilfe. Und in Dortmund ertönt der Phantompfiff der Saison.

Die Elf des Spieltags

Elf des Spieltags

Robert Lewandowski

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(Foto: AFP)

Max Kruse schlief einst mit der falschen Bettwäsche, Robert Lewandowski muss aufpassen, seinen Arbeitgeber in spe nicht zu verärgern. Ein Balljunge leistet erste Hilfe. Und in Dortmund ertönt der Phantompfiff der Saison. Die Elf des Spieltags. Robert Lewandowski: Wie viele Zweifel hatte es gegeben, ob dieser Robert Lewandowski noch Lust hat auf Borussia Dortmund? Ob er nicht aus Protest mit halber Kraft spielen werde, weil er doch unbedingt nach München will? Hier die Zwischenbilanz nach dem ersten Saisondrittel: In allen Wettbewerben erzielte der 25-jährige Pole 13 Tore und war an weiteren vier beteiligt. Der Hattrick gegen den VfB Stuttgart ist der bisherige Höhepunkt seiner wohl letzten Saison für den BVB. "Ich fühle mich derzeit richtig gut und will mit dem BVB möglichst alle Titel holen", sagte er nach dem 6:1. Alle Titel? Das heißt, der FC Bayern würde keinen abbekommen. Was für ein Affront, Herr Lewandowski! Dass er es sich mit seinem Arbeitgeber in spe nicht doch noch verscherzt. (hum)

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Kevin Großkreutz

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(Foto: dpa)

Kevin Großkreutz: Die zweite Saisonüberraschung aus Dortmunder Sicht. Nicht, dass je ein Mensch auf dieser Welt denken könnte, der gebürtige Dortmunder würde einmal nicht alles für seine Borussia geben. Aber angesichts der Zukäufe in der Offensive hatte sich die Frage gestellt, wo denn dieser Kevin Großkreutz spielen könnte. Bekanntlich fand er seinen Platz als Ersatz für Lukasz Piszczek rechts hinten - und macht den verletzten Polen fast vergessen. Großkreutz hat sich defensiv stark verbessert, hat ein perfektes Gefühl für das Kloppsche Gegenpressing und schafft hier Überzahl im Mittelfeld. Auch die Stuttgarter mussten das am Freitag erkennen. Und wenn es nach vorne geht, wird die Liga höchstens einen besseren rechten Verteidiger finden - doch Philipp Lahm wird seiner Position ja bisweilen untreu gerade. Großkreutz ist ein echter Faktor in der bislang sehr starken Saison der Borussia. (hum)

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Florian Meyer

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(Foto: dpa)

Florian Meyer: Ein Pfiff, ein Arm, zwei Finger - und doch kein Elfmeter. Der Stuttgarter Timo Werner hatte sich in den Strafraum gedribbelt, nach einer Berührung des Dortmunders Kevin Großkreutz war er gefallen und Schiedsrichter Florian Meyer hatte gepfiffen. Doch dann begannen die Debatten. Meyer zögerte, Spieler von beiden Seiten rannten aufgeregt auf ihn zu, gestikulierten und schrien. Später sagte der Schiedsrichter: "Mein Schiedsrichter-Team hat mich über Funk informiert, dass es aus ihrer Sicht kein Elfer war", und er gab zu: "Ich habe vorschnell gepfiffen." Weil er aber den Pfiff nicht wieder einsaugen konnte, gab er: Schiedsrichter-Ball. "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das schon einmal gemacht habe. Aber es war die richtige Entscheidung", sagte Meyer. Zudem war es: der erste Phantompfiff der Saison. (hum)

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Lasse Sobiech

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(Foto: dpa)

Lasse Sobiech: "Ich habe das Spiel heute sozusagen versaut." Wenn ein Spieler so einen Satz sagt, dann ist es verdammt schlecht gelaufen für ihn. HSV-Verteidiger Lasse Sobiech hatte gegen Gladbach tatsächlich einen furchtbar miesen Tag. Der 22-Jährige bildet seit geraumer Zeit mit dem 17 Jahre alten Jonathan Tah die neue Innenverteidigung, hat bislang eine bessere Zweikampfquote als zum Beispiel Nationalspieler Jérôme Boateng - doch diesmal spielte er einen Katastrophenpass zum Gegenspieler und verlor körperspannungslos einen Zweikampf vor dem 0:2. "Gut fühlt sich das natürlich nicht an. Ich kann mich nur entschuldigen", erklärte Sobiech zerknirscht. Wie ein Profi auf ein total misslungenes Spiel reagiert, das kann er beim Freiburger Torwart Oliver Baumann erfragen (Siehe Baumann). (hum)

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Oliver Baumann

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(Foto: dpa)

Oliver Baumann: Der Analyse des neuen Nürnberger Trainers Gertjan Verbeek war keinesfalls zu widersprechen. "Wir haben keine Tore gemacht, das ist ein Problem, wenn man Spiele gewinnen will", sagte er in bester Herberger-Manier. 60 Prozent Ballbesitz, mehr Schüsse auf das gegnerische Tor und darunter auch tolle Chancen - der 1. FC Nürnberg hätte diesmal seinen ersten Saisonsieg schaffen müssen. Doch das Spiel endete 0:3. Warum? Am gegnerischen Torwart war einfach kein Vorbeikommen. Oliver Baumann blockte, fing, faustete alle Bälle, einmal lenkte er die Kugel mit den Fingern, einmal mit den Augen an den Pfosten. Freiburgs Torwart sicherte den ersten Saisonsieg für den SC. Dabei hatte er eine Woche zuvor noch das Heimspiel gegen den HSV praktisch alleine verloren. "Letzte Woche, da wollte ich zu viel. Diesmal habe ich einfach mein Spiel gespielt", sagte er. Pech für Nürnberg. (hum)

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Max Kruse

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(Foto: dpa)

Max Kruse: Die Sache mit der Bettwäsche dürfte die Verantwortlichen des Hamburger SV besonders schmerzen. Max Kruse, 25, hat in seinen Jugendjahren unter einer Decke mit der HSV-Raute genächtigt. Das war nicht ungewöhnlich für einen Reinbeker, denn dieser Ort liegt direkt vor den Toren der Hansestadt. Doch ein Wechsel zu seinem Lieblingsklub kam nie zustande. Mal hielt ein Jugendtrainer, mal ein Manager oder Chefcoach Kruses Begabungen für zu gering. Oder die Beobachter meinten, dass dieser "lockere Vogel" (Borussia-Kapitän Martin Stranzl) nicht ernsthaft genug sei für das Profigeschäft. Und so wanderte Kruse über Werder Bremen, den FC St. Pauli und den SC Freiburg zu Borussia Mönchengladbach. Am Samstag jubelte der inzwischen zum Nationalspieler aufgestiegene Offensivspieler mit mehr als 8000 mitgereisten Rheinländern über seine beiden Tore zum 2:0-Sieg gegen jenen Verein, der ihn nicht haben wollte. (jöma/jkn)

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Niklas Süle

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(Foto: dpa)

Niklas Süle: Anfang September ist Niklas Süle 18 Jahre alt geworden, und in diesen jungen Jahren hat es der Hoffenheimer Innenverteidiger schon ziemlich weit gebracht: "Er wäre fast zum Held geworden", sagte sein Trainer Markus Gisdol nach dem 1:2 gegen den FC Bayern. Es gibt Schlimmeres, als gegen die Bayern zum Fast-Helden aufzusteigen. Nach 34 Minuten hatte Bayerns Torwart Manuel Neuer einen Eckball durch die Finger rutschen lassen, der Ball fiel Süle vor die Füße - Hoffenheim führte. Allein die Tore von Franck Ribéry und Thomas Müllers verhinderten, dass Süle gänzlich zum Held avancierte. "Zum Glück", sagte Gisdol, "dazu hat er noch etwas Zeit." Über die dafür nötigen Anlagen verfügt der 18-Jährige: Er ist torgefährlich bei Standards, robust und agiert fast fehlerlos im Zweikampf. "Bei dem Druck, den die Bayern ausüben, kannst du nicht immer fehlerfrei spielen", urteilte Gisdol milde. Den Beleg hatte Süle während des Spiels eingereicht: mit einem Fehlpass, der Müllers Siegtor einleitete. (jkn)

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Sebastian Polter

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Sebastian Polter: Stürmer in Diensten von Mainz 05. Gegen Augsburg für die letzten fünf Minuten Torwart, weil Ersatztorhüter Christian Wetklo nach einer Notbremse nicht mehr mitmachen durfte. Polter offenbarte aber keine Anpassungsschwierigkeiten: War bis zur C-Jugend Torhüter, beim Nachwuchs für Werder Bremen, Einladung für die Nationalmannschaft inklusive. Verspürte dann keine Lust mehr, immer nur im eigenen Strafraum herumzuturnen: "Ich hatte einfach Tatendrang nach vorne. Ich wollte Laufbereitschaft zeigen." Polter bewarb sich deswegen für den Stürmerposten. Galt beim VfL Wolfsburg als großes Talent im Angriff. Verließ den VfL als nicht mehr ganz so großes Talent (zwölf Spiele, zwei Tore). Konnte aber erschwerte Bedingungen geltend machen: Felix Magath. Leicht verbessert beim FC Nürnberg (26 Spiele, 5 Tore), in dieser Saison noch ohne Torerfolg für Mainz. Parierte dafür gegen Augsburg einen Freistoß von Baier. Ist nun statistisch gesehen der beste Mainzer Torwart. Entdeckt demnächst vielleicht wieder die Lust am Torwart-Sein. (jkn)

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Mirko Boland

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(Foto: AFP)

Mirko Boland: Nach 80 Minuten hatten es die Spieler von Bayer Leverkusen am Samstag eilig. Braunschweigs Kumbela hatte gerade die Führung für den Außenseiter hergestellt (siehe Kumbela), die Leverkusener wünschten sich nun ein wenig Spielfluss. Wenigstens ein Tor wollten sie zur Partie beitragen. Braunschweigs Mirko Boland (li.) trug mit seinem Verhalten nicht zu diesem Unterfangen bei, er sank erschöpft zu Boden - und blieb dort einsam liegen. Das Spiel tobte weiter, und weder die Leverkusener (unterstellten ihm Zeitspiel) noch die Brauschweiger (mussten sich den Leverkusenern erwehren) wollten oder konnten dem maladen Kameraden helfen. Da nahm sich ein Balljunge des mit einem Wadenkrampf darniederliegenden Kranken an und leistete erste Hilfe. Im Fußball, so heißt es ja, gleicht sich alles Unrecht irgendwann aus. (pse/jkn)

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Dominick Kumbela

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Dominick Kumbela: Hatte zuletzt für Eintracht Braunschweig in der zweiten Liga den Nachweis erbracht, ein sehr guter Zweitligastürmer zu sein (62 Spiele, 29 Tore). Hatte in der laufenden Bundesliga-Spielzeit noch nicht viele Gelegenheiten, um nachzuweisen, dass er auch ein sehr guter Erstligastürmer sein kann (9 Spiele, 2 Tore). Erbrachte am Samstag gegen Leverkusen immerhin den Nachweis, dass er ein Stürmer sein kann, der Bälle gekonnt ins Tor stolpert. In der 81. Minute trat Norman Theuerkauf im Stile eines Zweitligastürmers über den Ball, letzterer kullerte gen linken Pfosten. Dort wartete Kumbela vor dem leeren Tor. Er musste den Ball nur noch über die Linie drücken, mit dem linken Innenrist, oder dem rechten Außenrist, oder vielleicht doch ... Kumbela wählte einen Kompromiss: Vom linken Innenrist sprang der Ball an sein rechtes Knie, dann gab Kumbela dem Ball noch ein Stupser mit dem rechten Schienbein - drin. Der 29-Jährige muss allerdings noch nachweisen, dass er derartige Tore konstant auf Erstliganiveau produzieren kann. Wie der mittlerweile ausgewanderte Mario Gomez. (jkn)

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Javi Martinez

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Javier Martinez: Wirklich damit gerechnet hatte Javier Martinez nicht, dass er gegen die TSG Hoffenheim für 90 Minuten die defensive Zentrale der Bayern verantworten würde. "Das war eine Überraschung, ich habe zwei Monate lang kein Spiel bestritten", offenbarte Martinez nach der Partie. Nach derart langen Abwesenheiten erbeten Spieler und Trainer ja gerne ein wenig Zeit, für die Resozialisierung auf dem Platz. Martinez benötigte gegen Hoffenheim eine gefühlte halbe Minute, um sich zu akklimatisieren. Dann dichtete er wie gewohnt die Defensive ab, mal vor, mal hinter der Innenverteidigung, gab Anweisungen, gewann Zweikämpfe, mal legal, mal semi-legal (siehe Bild). Nur die offensiven Impulse ließ der 25-Jährige vermissen. Aber dafür hat Martinez ja noch ein wenig Zeit. (jkn)

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