Elf des Spieltags:Der unschuldige Herr Klopp

Was, ich? Dortmunds Trainer Jürgen Klopp fühlt sich ungerecht behandelt, Gladbachs Max Kruse trifft nach 875 Minuten ins Tor, ein Kameramann wird in Hoffenheim ausgeknockt, und in München wundern sich manche über Franck Ribérys Unterhose.

Elf des Spieltags

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Elf des Spieltags:Jürgen Klopp

Referee Aytekin sends Borussia Dortmund's coach Klopp to the tribune during the German first division Bundesliga soccer match against Borussia Moenchengladbach in Dortmund

Quelle: REUTERS

Was, ich? Dortmunds Trainer Jürgen Klopp fühlt sich ungerecht behandelt, Gladbachs Max Kruse trifft nach 875 Minuten ins Tor, ein Kameramann wird in Hoffenheim ausgeknockt, und in München wundern sich manche über Franck Ribérys Unterhose. Die Elf des Spieltags.

Jürgen Klopp: Jürgen Klopp gab sich so unschuldig wie ein Siebtklässler, den der Lehrer gerade bei einem Streich erwischt hatte. "Was, ich?", sagte sein Blick Richtung Schiedsrichter Deniz Aytekin. "Ja, du", antwortete Aytekin sinngemäß, während er Klopp Richtung Tribüne befehligte. Es liefen die letzten Minuten zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach, die Partie war hektisch. Dortmund lag zurück, Dortmund drückte, Dortmund wollte einen Freistoß, Dortmund bekam aber keinen Freistoß, und Klopp tobte. "Ich habe nur gerufen 'Und da pfeifst du nicht?' Allerdings mit meinem inzwischen weltbekannten Gesichtsausdruck. Dafür kann er mich nicht wegschicken", rechtfertigte sich der Dortmunder Trainer nach dem Spiel. Aytekin teilte diese Meinung nur bedingt. Sein Bericht wird nun bestimmen, ob und wie lange Klopp gesperrt wird, er wurde ja nicht zum ersten Mal emotional auf- beziehungsweise ausfällig. Auch wenn er beteuerte: "Ich bin in meinem Leben oft zu Recht bestraft worden. Diesmal nicht."

(jkn)

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Elf des Spieltags:Max Kruse

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Quelle: AFP

Max Kruse: 2011 St. Pauli, 2012 SC Freiburg, 2013 Borussia Mönchengladbach und Nationalspieler. Der Aufstieg des Max Kruse war atemberaubend in den vergangenen Jahren. Die Sonne des Lebens schien hell, bis dann irgendwann ein paar Wolken aufzogen. "Ich habe ziemlich gelitten", erklärte Kruse an diesem Wochenende.

Gladbach hatte neun Spiele lang nicht mehr gewonnen, genau so lange wie Max Kruse nicht mehr ins Tor traf. 875 Minuten nach dem letzten Treffer kam der 25-Jährige im Dortmunder Strafraum an den Ball, täuschte einen Schuss mit links an, täusche einen Schuss mit rechts, und als die BVB-Spieler völlig verwirrt waren, schoss Kruse den Ball ins leere Tor. "Irgendwo ist es schon eine Last, die abfällt, wenn man so lange nicht trifft", sagte Kruse. Diese Last, die hat er nun der anderen Borussia auf den Rücken gepackt.

(hum)

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Elf des Spieltags:Havard Nordtveit

Referee Aytekin shows a red card to Borussia Moenchengladbach's Nordtveit during the German first division Bundesliga soccer match against  Borussia Dortmund in Dortmund

Quelle: REUTERS

Havard Nordtveit: Wenn der Norweger nicht Fußball spielt, dann geht er angeblich gerne zum Angeln oder liegt im Bett. Ruht sich also gerne aus, um beim nächsten Mal wieder fit und stark zu sein beim Fußballspielen. In Dortmund aber, da schwenkte das Pendel leicht ins Hyperaktive. Havard Nordtveit gefährdete binnen 90 Sekunden den Sieg von Borussia Mönchengladbach.

Zuerst schlug er den Ball Richtung Stadiontribüne, obwohl schon abgepfiffen war - Gelb. Bei der nächsten Aktion säbelte er den Dortmunder Marvin Duksch von hinten um - Gelb-Rot. Froh durfte er sein, dass der BVB anschließend in Überzahl zwar enormen Druck entwickelte, aber nur noch ein Tor erzielte zum 1:2. Sein Trainer Lucien Favre hätte sonst vermutlich seine Angel eingezogen. Oder gleich das Bett.

(hum)

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Elf des Spieltags:Franck Ribéry

FC Bayern München - Bayer 04 Leverkusen

Quelle: dpa

Franck Ribéry: Das Wetter in München war warm und mild in den vergangenen Tagen. Viele wagten sich in T-Shirts aus dem Haus, doch so weit wie Franck Ribéry ist wohl noch niemand gegangen. Kurz vor seiner Einwechslung am Samstagabend gegen Bayer Leverkusen entledigte sich der Mittelfeldspieler seiner Trikothose, Ribéry trug ja noch seine lange Trainingshose darunter - dachte er zumindest. Tatsächlich stand Ribéry plötzlich in seiner, nun ja, farbenprächtigen Unterhose da. "So etwas Tolles habe ich nicht im Schrank", sagte Kapitän Philipp Lahm. Ribéry lief dann doch noch ordnungsgemäß bekleidet aufs Feld. Die halbe Stunde Auslauf, die ihm Trainer Guardiola gönnte, nutzte der Franzose passabel, er pendelte zwischen Flügel und Zentrum, steuerte einen strammen Schuss aus 20 Metern bei und war auch sonst sehr munter. Das Umziehen nach dem Spiel verlief nach SZ-Recherchen ebenso problemlos.

(jkn)

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Elf des Spieltags:Heung-Min Son

FC Bayern München - Bayer 04 Leverkusen

Quelle: dpa

Heung-Min Son: Dieser Platz! Man hätte vier Familienkutschen neben ihm parken können, mindestens, derart unbeschattet tauchte Leverkusens Heung-Min Son nach wenigen Minuten im Strafraum des FC Bayern auf. Son hatte die Wahl, rechts, links, oder doch lupfen? Während Torwart Manuel Neuer auf dem Hosenboden saß, wählte Son die vierte Option: knapp daneben. Anschließend kam es wie immer: Die Bayern erzielte die Tore, Leverkusen konterte ansehnlich, aber meist vergebens. Son dribbelte noch ein paar Mal gekonnt durch die Münchner Reihen, die Van Buyten nicht wirklich zuverlässig organisierte. Doch am Ende sagte auch Son jene Verse auf, die man als Gegner der Bayern in diesen Tagen halt aufzählt: "Das 0:1 hätte nicht passieren dürfen. Danach ging bei uns etwas die Konzentration verloren. Nun müssen wir uns auf die restlichen Bundesligaspiele konzentrieren." Und vor allem auf den Torabschluss.

(jkn)

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Elf des Spieltags:René Adler

Hamburger SV - 1. FC Nürnberg

Quelle: dpa

René Adler: José Ángel Gómez Campaña ist bislang eher eine unbekannte Größe in der Bundesliga. Es kann also niemand behauptet, dass der Torwart René Adler ja wissen musste, wohin dieser Spanier den Freistoß in letzter Sekunde treten würde. Campaña ist erst zur Winterpause beim 1. FC Nürnberg angekommen, er hat alle spanischen Junioren-Nationalmannschaften durchlaufen, was durchaus eine Auszeichnung ist. Jetzt schickte er diesen Freistoß über die Mauer Richtung Tor, es wäre das 2:2 gewesen für die unterlegenen Franken. Doch dann hob René Adler ab.

Der Torwart des HSV lenkte den Ball spektakulär über die Latte, der Schiedsrichter pfiff ab, die Gastgeber hatten gewonnen. Alle Mitspieler liefen zu Adler, um sich zu bedanken. Sie mussten sich auch entschuldigen, waren sie doch verantwortlich dafür, dass Adler urplötzlich 32 Jahre alt wurde. "Ich bin wieder drei Jahre älter geworden", stöhnte er später angesichts der vielen Torchancen, die seine Vorderleute zuvor vergeben hatten. Wegen ihm durfte der HSV am Ende immerhin die drei Punkte mitnehmen.

(hum)

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Elf des Spieltags:Admir Mehmedi

Eintracht Frankfurt v SC Freiburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Admir Mehmedi: Wann kommt es schon mal vor, dass ein Stürmer in der Fußball-Bundesliga etwa auf halbem Wege in der eigenen Spielhälfte den Ball erobert und von dort aus die 65 Meter bis zum gegnerischen Strafraum rennt. Admir Mehmedis Lauf hatte etwas von American Football, wenn die Verteidigung das Spiel-Ei stiehlt und einer macht sich auf den langen Weg in die Endzone. Der Freiburger Mehmedi hatte im Gegenzug zum Footballer allerdings mit dem Frankfurter Torwart Kevin Trapp noch ein Hindernis zu überwinden.

Mehmedis Kraft reichte nicht mehr aus zum konzentrierten Torschuss, er zielte vorbei. Wenig später rannte er wieder los, die Frankfurter waren wieder alle vorne, diesmal nahm ihm Trapp den Ball ab. Es hatte etwas Tragisches, dass dieser Sprinter es nicht schaffte, seine imposanten Läufe mit einem Tor zu schmücken. Doch das war das einzig Tragische an diesem Freiburger Sonntag. Zuvor hatte auch Mehmedi schon Entscheidendes vollbracht, hatte mit einem herrlichen Pass eines der vier Tore vorbereitet. Wenn er weiter so passt und sprintet, wird Mehmedi seinen Sportclub am Ende noch vor dem Abstieg retten.

(hum)

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Elf des Spieltags:Sejad Salihovic

1899 Hoffenheim v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Sejad Salihovic: Vielleicht spürte Sejad Salihovic zu wenig Druck. Was ist schon die dritte Minute in einem gewöhnlichen Bundesligaspiel gegen den FSV Mainz im Vergleich zum letzten Saison-Spieltag bei Borussia Dortmund, wenn die Existenz des ganzen Klubs in der ersten Liga auf dem Spiel steht? Man kann schon davon sprechen, dass Hoffenheims bosnischer Nationalspieler ein Spezialist für den Schuss aus elf Metern ist, von 28 Elfmetern hat er immerhin 25 verwandelt.

Damals, in der vergangenen Saison, bescherte er den Badenern mit seinen beiden Strafstößen nicht nur den 2:1-Sieg in Dortmund, sondern auch den Sprung auf den Relegationssplatz, der schließlich zum Klassenverbleib führte. Gegen Mainz lief Salihovic ein paar Schritte an und drosch den Ball mit seinem typischen Salihovic-Schnitt über das Tor. "Ich muss einfach einen Tick tiefer schießen", sagte er nach der 2:4-Niederlage entspannt. Salihovic braucht eben den Druck, um zu treffen.

(schma)

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Elf des Spieltags:Giselher Ramsauer

1899 Hoffenheim v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Giselher Ramsauer: Die Sanitäter, die die Szene hautnah miterlebten, weil sie direkt dahinter saßen, blieb vor Schreck nur der Mund offen stehen. Dabei waren sie im Stadion, um genau in einem solchen Notfall einzugreifen. Doch schneller als die Leute vom Roten Kreuz eilte Hoffenheims Mittelfeldspieler Sejad Salihovic zum Ort des Geschehens und zu Giselher Rasmauer. Er rief die Mannschaftsärzte herbei.

Salihovic' Teamkollege Andreas Beck hatte an der Seitenlinie den dort sitzenden Kameramann nach einem Stolperer so schwer zu Boden gerissen, dass dieser zunächst regungslos liegen geblieben war. Ramsauer hatte Glück im Unglück: Er erlitt eine Gehirnerschütterung, er wird sich wieder erholen. Das nächste Mal dürfte er zur Arbeit im Stadion mit Helm erscheinen. Fußballspiele zu filmen ist für Kameraleute plötzlich so gefährlich wie die Stuntszenen in James-Bond-Filmen.

(schma)

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Elf des Spieltags:Jan Schlaudraff

Hertha BSC v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Jan Schlaudraff: Jan Schlaudraff ist keines dieser Schauspieltalente auf der Bühne Fußball-Bundesliga, die noch lächeln, wenn sie in der Tasche ihre Fäuste geballt haben. Also schlurfte Hannovers Stürmer nach Spielende in Berlin an den Journalisten vorbei, als habe seine Mannschaft gerade eine demütigende Niederlage erfahren. "Kein Bock" raunte er der wartenden Meute zu. Dabei war er kein Verlierer, er erzielte beim 3:0-Sieg das Tor zum 2:0. Er fühlte sich aber wie ein Verlierer.

Der 30-Jährige sieht sich nicht als Einwechselspieler, doch genau diese Rolle ist ihm zugedacht. Sein letztes Spiel von Anfang an bestritt er am 13. Spieltag gegen den HSV, sein letzter Treffer liegt sogar noch länger zurück: 16 Monate. Ein Fußballer, der einst beim FC Bayern kickte, will immer spielen - sonst ist er schlecht gelaunt. Schlaudraff ist schließlich kein Schauspieler.

(schma)

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Elf des Spieltags:Klaas-Jan Huntelaar

FC Augsburg - FC Schalke 04

Quelle: Stefan Puchner/dpa

Klaas-Jan Huntelaar: Er hat sein Tätigkeitsfeld erweitert, seit er nach seinen beiden Verletzungen bei Schalke 04 wieder die Arbeit aufgenommen hat. Am Freitagabend beim 2:1-Sieg in Augsburg hat Huntelaar das exemplarisch unterstrichen, als er sich nicht mit seinem ebenso gottgegebenen wie vertragsgemäßen Auftrag begnügte, die Tore zu schießen. Er hat sich außerdem als Pressing-Organisator und als Spielaufbauhelfer betätigt, manchmal sah man ihn in ferne Gegenden ausschweifen, die noch nie zuvor ein Huntelaar betreten hatte. Vor allem aber hat er mit Worten und Taten dafür gesorgt, dass Gewalt mit Gewalt vergolten wurde, was in diesem Fall bedeutet, dass Schalke nach einer Weile dazu überging, adäquat auf die kriegerische Augsburger Spielweise zu reagieren.

"Mehr Dampf, mehr Laufarbeit, richtig kämpfen, immer aggressiv sein", so hat es Huntelaar selbst ausgedrückt, und erst als er diese in Augsburg grundlegenden Anforderungen erfüllt sah, war er bereit, die Kollegen zu loben: "Wir haben alle gemeinsam den Sieg verteidigt, sind gelaufen, bis wir tot waren, das ist super für die Mentalität und die Moral." Huntelaar wandelt sich bei Schalke vom solistischen Torjäger zur sozialen Autorität.

(pse)

© SZ.de/xxx
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